Besucht im Juli 2024
Mittagessen
Bewertung: 19 Michelin Macarons in den vertretenen Restaurants
Als ich im vergangenen Jahr hier zum ersten Mal zu Gast war, gefiel es mir von der Organisation, von Qualität der Zutaten und der Zubereitung und auch der Stimmung hier so gut, dass ich auch 2024 wieder teilnehmen wollte. Also kaufte ich ein Ticket via Tock. Etwa eine Woche vor dem Ereignis bekommt man ein aufwendig produziertes Heft nach Hause geschickt, in dem die einzelnen Akteure der 4-Hands-Dinner unter der Woche und des Final-Events am Sonntag vorgestellt werden.
Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln per SBB, Züri-Tram und Dolder-Bahn klappte gut und so war ich etwa eine halbe Stunde vor Türöffnung vor Ort. Nach der Aufnahme von ein paar Stimmungsbildern entschloss ich mich, zum Haupteingang des Dolder Grand Hotels zu gehen und dies war die richtige Entscheidung. Hier fand die Aufnahme eines Gruppenbildes der Köche und Organisatoren statt, von dem auch ich profitieren konnte. Mit dem einen oder anderen Koch konnte ich anschliessend schon ein paar Worte wechseln.

Nach Türöffnung und Einchecken durch Ticketeinlesen gab es ein Glas Ruinard Champagner zur Begrüssung und die ersten Snacks wurden gereicht. Ich suchte mir einen Sitzplatz im unteren Hauptraum und begann, mir ein bisschen ein Bild zu machen, was es diesmal an den neun Stationen unten zu Essen geben würde. Dies ist im Vorfeld den Gästen nämlich nicht bekannt.

Vegetarische Snacks
Von links nach rechts:
Reisrolle mit eigelegten Pilzen und Wasabi
Tartelette mit griechischem Joghurt und getrockneten Tomaten
Courgette mit eingelegten Shiitakepilzen
Bergkartoffel mit grünem Spargel
Rettichkugel mit Kimchi und Nori-Alge
French Toast mit Comté und Trüffel
Diese fand ich alle gut bis sehr gut mit der Reisrolle und der Rettichkugel als herausstechende Petitessen prägnanteren Geschmacks.

Knuspriges Cornet mit roter Beete, Frischkäse und Schnittlauch – leicht scharf

Snack: Hummer, Erdbeere, Senf, Estragon, rote Beete
Schöne Komposition von Heiko Nieders Team mit guter Balance. Der Hummer konnte glänzen ohne von Estragon oder Senf zugedeckt zu werden.

HAMACHI WITH PONZU, SESAME, MANDARIN AND NORTH SEA-CRAB
2021 MAXIMIN GRUNHAUS HERRENBERG RIESLING GG – MOSEL/GERMANY
Der erste grössere Teller für mich bot Tatar vom Bauch und Sashimi vom Rücken der Gelbschwanzmakrele auf einer Art Mandarinen-Flan. Auf den Sashimischeiben war eine Nocke Salat von der Nordseekrabbe platziert. Ferner war ein Sud von Ponzu mit Sesam und Rettich angegossen worden. Sehr gefallen hat mir die Fischqualität. Das Gericht war auch gut ausbalanciert, ohne dass Salz und Säure des Ponzu zu dominant waren. Süsse war an der Grenze, hätte nicht einen Deut mehr sein dürfen.


ABALONE FROM BRITTANY WITH KIMCHI AND CHAMPAGNE
2022 PINOT GRIS, ERICH MEIER, ZÜRICH/SWITZERLAND
Die nächste Station, an der ich mir etwas holte, hatte eine in Europa eher seltener zu
bekommende Zutat als Hauptdarsteller: Abalone. Die teure Zutat Seeohr, eine Seeschnecke, hatte ich hier zuletzt im Alois, als dort Max Natmessig noch gekocht hatte. Hier kam sie kleingeschnitten in ihrer Schale mit Kaviar, einem milden roten Kimchi, etwas Seespargel und einem Champagnerschaum. Das Pinke unter der Schale ist Salz.

Snack: Zucchini, Avocado, Koriander (nicht gegessen)

Macaron mit Chorizo (?) und Gänselebermousse
In einem Stück zu essen mit schönem Schmelz von der Gänseleber

CHILLED LOBSTER WITH BROTH AND GAMTAE
2023 DOMAINE PERES DE L’EGLISE, CALICE DE SAINT PIERRE CHATEAUNEUF DE PAPE BLANC, RHONE/France
In Pulver aus getrocknetem Seetang aus Korea (Gamtae) gewälzter Hummer in einer aus den Hummerköpfen gekochten Brühe. Dabei noch frittierte Baby-Anchovies und Fingerlime. Sah in der Vorbereitung spektakulärer aus als es letztlich war. Die Anweisung war, die Flüssigkeit wie einen Shot zu trinken und die Einlage zuletzt zu essen. Eher schwierig wahrzunehmen. Offenbarte feine Aromen mit dem zweiten Schluck, wenn man sich die Zeit nahm.

TURBOT FILLET WITH BLACK TRUMPET, ASPARAGUS AND CURRANT
2020 ROLAND MORIC, SANKT GEORGEN GRÜNER VELTLINER, BURGENLAND/ AUSTRIA
Sehr zugängliches Gericht mit einem phantastischen Steinbuttfilet auf weissem Spargel, darauf Totentrompeten als Umami-Lieferant und dabei weisse Johannisbeeren für ein bisschen Säure. Zusammengehalten wurde das Ganze durch einen Spargelschaum. Wohlfühlgericht.

Meeresfrüchte-Consommée mit Hummer- und Gemüse-Einlage
Schön intensive Consommée.

Kräuterschaumsüppchen mit Olivenöl und Bündnerfleisch
Absoluter Wohlfühl-Snack


SCALLOP WITH TRUFFLE & CABBAGE
2021 WEINGUT ZEHNTHOFER LUCKERT, MAUSTAL SILVANER GROSSES GEWÄCHS FRANKEN/ GERMANY
Optimal zubereitete Jakobsmuscheln auf Kraut und mit Sauce, die mit Bieressig verfeinert wurde. Als ungewöhnliche Zutat nebenbei Algen, die frittiert wie Bienenwaben aussehen. Die Trüffel waren aromatisch.

STERLET FILLET AND LANGOUSTINE WITH CUCUMBER SALAD, CLAM SAUCE, DILL AND
CAVIAR
2013 DOM PERIGNON -CHAMPAGNE/ FRANCE
Scheiben von der Rolle aus Sterlet, einer Störart, und mit Holzkohle angefärbter Farce vom Krustentier, Variation von der Gurke mit Kaviar und Gurken-, Kaviar-, Muschelsauce.

Fischfilet mit dünner knuspriger Ummantelung und Fenchel


“A KIWI TACO”
2019 ALDO CONTERNO BAROLO BUSSIA, NEBBIOLO, PIEMONTE/ITALY
Angekohlter Taco gefüllt mit Lammbauch und –nacken, gepickeltes Gemüse, Habañero und Tang. Wechselspiel aus Säure und Schärfe. Sicher eines der spannendsten Gerichte des Nachmittags, allerdings nicht jedermanns Geschmack.

Eine weitere wohlschmeckende Kleinigkeit (Shortrip?) aus der Küche von Heiko Nieder, deren genaue Zusammensetzung ich mir “on the fly” nicht merken konnte.

SMOKED EEL CONSOMME WITH CAULIFLOWER AND HAZELNUT
2021 BORGO DEL TIGLIO MANFERRARI, COLLIO CHARDON-NAY SELEZIONE, FRIULI/ITALY
Dieses Gericht habe ich nicht fotografiert. Auf dem Foto sähe man eine Schüssel mit Schaum ausdekoriert mit Blüten, Kräutern und Haselnusscrunch. Auf die sich am Boden des Tellers platzierten Aalstücke und etwas Gemüse wurde aus der ISI-Flasche ein Blumenkohl- Nussbutterschaum gesprüht und mit den bereits erwähnten Zutaten ausdekoriert. Dieses Gericht war ein schlotziger Gaumenschmeichler, der wohl nur denen nicht geschmeckt hat, die mit Aal nichts anfangen können. Ein gutes Foto des Gerichtes kann man auf der Website des Events (siehe Link am Ende des Artikels) unter Impressionen 2024 betrachten.

RAGOUT OF VEAL KNUCKLE WITH CHANTERELLES and FIR
2019 LA PEIRA, SYRAH GRANACHE, TERRASSES DE LARZAC-LANGUEDOC- ROUSSILLON/France
Und noch so ein Wohlfühlgericht: Unerwartet traf ich den “Lückenbüsser” Mitja Birlo, der kurzfristig einen ursprünglich aus London mit seinem Team angekündigten aber dann verhinderten Koch ersetzte. Nach etwas Rumalbern mit Mitja über Fichtenöl und wer das Patent darauf hat, konnte ich dieses Gericht bestehend aus Pfifferlingsmousse, Kalbshaxenragout mit Pfifferlingen, Jalapeño-Apfel-Ragout und Tannenöl probieren. Sehr schöne Umami-lastige Kombination mit einem Säure-Schärfe-Kick vom Ragout. Das Tannenöl fügte sich gut ein, ohne das Gericht zu dominieren.
Einen kleinen Snack mit drei kleinen Scheiben Rindfleisch (ohne Foto) gab es noch in der Warteschlange vor dem Wagyu.


WAGYU WITH SEAWEED AND WASABI
2019 «CAPO DI STATO» ROSSO SU-PERIORE MONTELLO ASOLO DOC CONTE
LOREDAN GASPARINI VENETIEN/ ITALY
Alle, die ich sprach, waren begeistert vom Fleisch, das von Heiko Nieder persönlich
aufgeschnitten wurde. Hoher Fettanteil des Geschmacksträgers Fett und optimale Zubereitung machten es zu einem Genuss. Viel wollten sich eine zweite Portion holen. Nachdem die Beilage, eine gefüllte Gemüserolle, ausgegangen war, gab es dann einen reduzierten Teller mit zwei Stückchen Wagyu – sehr gut.

Mandarine, Popcorn, Kakaosaft, Yuzu-Pfeffer-Schaum
Kleines Pre-Dessert, das Zitrusfrüchte zum Thema hatte und gut schmeckte.


WHITE CHOCOLATE WITH STRAWBERRY, BASIL, AMALFI LEMON AND OLIVE
2023 ‘CHATEAU GALOUPET CRU CLASSE ROSE -PROVENCE/France
Erdbeere hoch drei: Sphäre aus weisser Schokolade ummantelt durch eine rote Schicht, in der auch Erdbeeren verarbeitet wurden, gefüllt mit Erdbeer-Ragout, Erdbeersorbet, Walderdbeeren (einige aus dem Obst-Gemüse-Garten des Dolder), Erdbeersaft, Basilikumöl, Olivenöl.
Dies war der letzte Akt des offiziellen Programms. Nun ging es zur Party auf dem Dach des Dolder-Veranstaltungszentrums.

8 verschiedene Petit Fours: das mit weisser Schokolade fehlt bereits
14 KRISTIJONA BAZYS & MIRKO FURCI Scarfes Bar, London, United Kingdom
Hier gab es unter anderem folgende Cocktails:
YUZU TWINKLE
Volcan Blanco Tequila, Botanist Gin
Yuzu & Basil Cordial, Tonic Water
Absinthe
LYCHEE PALOMA
Volcan, Lychee & Fig Leaf
Palo Cortado, Pink Grapefruit Soda
MODERN SOUR
Whistle Pig 10, Evaporated Pistachio
Sour Apricot, Amontillado
12 KALTE LUST Eiscrème
Grosse Auswahl an Eissorten erhältlich, darunter einige nicht so verbreitete:
Physalis Basilikum
Lulo Sachet
Vin Jaune mit Feigen
Lulo ist eine südamerikanische Zitrusfrucht, sehr populär in Kolumbien, die optisch etwas an Physalis erinnert und auch Naranjilla genannt wird, was soviel wie kleine Orange bedeutet.

After Dinner Snack: Currywurst (nicht gegessen)
Fazit
Aus meiner Sicht ein lohnendes Event für Gourmets. Das Finale von The Epicure ist nahezu perfekt organisiert, das Servierte ist hochstehend bezüglich Zutaten und Zubereitung und die Stimmung ist gelöst. Hier besteht eine einzigartige Möglichkeit mit Gleichgesinnten auf der Suche nach Genuss in Kontakt zu kommen. Ich habe noch dazu mit etwa der Hälfte der Köche über verschiedene interessante gastronomische Themen sprechen können und wieder einiges gelernt.
Website des Events: The Epicure – IMPRESSIONEN 2024