Ristorante Ornellaia Zürich – Abschiede

Besucht: April 2023
Abendessen
Bewertung: Ein Michelin Macaron, 17 Punkte Gault&Millau

Dinge im Leben gehen zu Ende, das ist der natürliche Lauf der Dinge. Mitarbeiter gehen in den Ruhestand, prägende Köche verlassen Restaurants. Wir nahmen den ersten erwähnten Abschied zum Anlass, im Ristorante Ornellaia mit dem Team zu Abend zu essen und dies passte gut, hat der Chefkoch doch Wurzeln in der gleichen Gegend in Italien, Apulien, wie unser scheidender Mitarbeiter.

Dieser Abend war aber zugleich ein zweiter Abschied, trennt sich die Bindella-Gruppe, die Betreiberin des Ornellaia, doch auf Ende April von Antonio Colaianni, den man im Bild oben bei seiner Arbeit am Pass sehen kann. Er wird ersetzt durch den Chefkoch aus der Cantinetta Antinori, welche keine 50 Meter auf der anderen Seite der Bahnhofstrasse liegt. Dort kann man auch gut essen, sicherlich aber nicht auf dem gleichen Niveau, wie in den letzten Jahren im Flaggschiff italienischer Küche in Zürich.

Abends wird im Ornellaia ein Überraschungsmenü angeboten, welches mindestens vier Gänge umfasst und nichts mit den à la Carte Gerichten zu tun hat, die es auch gibt. Unsere Gesellschaft zu siebt hatte allerlei Abneigungen und Unverträglichkeiten und so war ich nach Bekanntgabe dieser im Vorfeld gespannt, wie das denn gelöst werden würde. Es wurde ganz hervorragend gelöst.

Zum Start gibt es den mit der Berkel-Maschine aufgeschnittenen Rohschinken, Grissini, Focaccia, Sauerteigbrot, zwei Crèmes und Olivenöl, was wir alles schon von unseren Mittagessen hier kennen.
Für unseren Pescetarier wurde zum Schinken eine Alternative aus roter Beete, oder Randen, wie man in der Schweiz sagt, gereicht, von dem ich ein kleines Stück probieren konnte. Das war ganz hervorragend und erinnerte vom Geschmack tatsächlich an Fleisch obwohl es Fleischlos war.

Randenbresaola als Alternative zum mit der Berkel-Maschine aufgeschnittenen Schinken

Reiscracker mit weisser Balsamico-Crème

Carbonara auf Wachtelei mit krossem Speck (Alternative zum Speck getoastete Mandeln)

Die Amuses Bouches waren sehr gut, die Carbonaracrème mit viel Umami sogar noch etwas besser.

Als Vorspeise gab es diese Komposition aus sanft harmonierenden Komponenten, weisse Mousse als Basis, das frische, kühle Krustentiertatar darauf, dann der Fenchelsalat und als Abschluss ein Parmesan?cracker für den Crunch. Schaum und Öl drumherum konnten als verbindendes Element genutzt werden.
Stracciatella hat übrigens nichts mit der unsäglichen Eiscrème zu tun, sondern ist das flüssige Innere von Burrata. Burrata wiederum ist ein Produkt aus Apulien, während echter Mozzarella di Bufala original aus Kampanien kommt.
Für die Nicht-Krustentier-Esserin wurden ebendiese durch Avocado ersetzt. Es wurden also nicht alle in Sippenhaft genommen, nur weil ein Gast keine Krustentiere mochte – sehr gut.

Primi Piatti sind in Italien oft Pastagerichte, so auch hier. Die Kombination von kleinen Muschel-förmigen Nudeln aus Hartweizengries, Cavatelli, mit Miesmuscheln und deren Schaum ist noch clever, wird das Muschelthema doch umfassend abgehandelt. Die Pasta kommt nicht aus Apulien sondern aus der Region Molise, die nördlich an Apulien angrenzt. Kichererbsen sind wiederum typisch für Apulien. Der Einfluss aus dem Orient, der ja näher ist als in jeder anderen Gegend von Italien, wird hier deutlich. “Ciceri e tria” – Pasta mit Kichererbsen ist zum Beispiel ein typisches Gericht. Bei dem ist allerdings die Pasta frittiert. Das Gericht schmeckte gut, allerdings hätte der etwas geringere Einsatz von geriebenem Käse, wahrscheinlich Pecorino, dem Gericht besser getan. Er war zu dominant. Dieser Meinung waren nicht alle am Tisch. Die frittierten Kichererbsen sorgten für interessante Knusprigkeit. Wer keine Krustentiere isst, mag normalerweise auch keine Schalentiere. Die Muscheln wurden durch Mini-Polpette ersetzt, eine Art Frikadellen, und der Schaum war ein anderer. Auch dies fand ich sehr gut gelöst.

Perlhuhn mit Morcheln, Pilzflan, Kartoffelrose und Mönchsbart

Das Hauptgericht bescherte dann zwei tolle Fleischstücke und sehr aromatische kleine Morcheln. Pilzflan und das Salzwiesenkraut Mönchsbart (Barba di Frate), ein Trendgemüse mit Saison von März bis Ende Mai, waren eine gute Ergänzung dazu und auch der Jus wusste zu gefallen. Das Frittierte Grünzeug obendrauf war nicht jedermanns Sache und auch die Kartoffelrose war zwar schön anzusehen, recht bissfest, aber gerade noch gut essbar.

Alternative zum Perlhuhn: Pastinake

Unser Pescetarier bekam als Fleischalternative zwei nach allen Regeln der Kunst zubereitete Pastinakenwürzelstücke und frittierte Kissen, von denen ich nicht mitbekam, was sie waren.

Schnecke von der Erdnusscrème, Tamarindeneis, Schokoladen-Brownie und Karamellchip

Worauf wir uns im Ornellaia immer wieder gefreut haben, waren die Desserts. Auch heute Abend war die Komposition ganz hervorragend. Nicht zu süss, in der Komposition fein austariert und ansehnlich angerichtet. Höre ich Erdnusscrème, stelle ich mir im Kopf Erdnussgeschmack vor und habe stets die Befürchtung, dass er alles andere auf dem Teller überdeckt. Dies war hier überhaupt nicht der Fall. Milder Erdnussgeschmack ging eine optimale Vermählung mit der Tamarindeneiscrème ein und auch die anderen Zutaten waren sowohl geschmacklich als auch texturell stimmige Ergänzungen dazu. Speziell der Karamellchip war auch sehr gut.

Mignardises

Passionsfrucht
Nougatpraliné und Sfogliatelle

Die beiden Kleinigkeiten auf dem unteren Foto kannten wir schon. Bei der Qualität kommt aber keine Langeweile auf, speziell die Sfogliatelle mit ihrer knusprigen Teighülle und der aromatischen Vanillecrème waren immer wieder ein Genuss. Das Mignardise mit Passionsfrucht erfüllte genau den Zweck, den es haben sollte: intensiven Geschmack nach Passionsfrucht vermitteln, ohne zu säuerlich zu sein.

Zusammenfassung

Dies war ein vergnügliches Abendessen mit vier italienischen Gängen auf hohem Niveau. Wir nahmen dazu ein Magnum Ornellaia Le Volte 2016, der uns sehr gut mundete. Dieser passt zwar nicht zu den Gerichten. Wie ich in meinem ersten Bericht zum Ornellaia vor etwa 3 Jahren geschrieben hatte, kann man ja den Wein auch zwischen dem Essen trinken.

Antonio Colaianni im Ornellaia wird uns fehlen, so wie uns auch das Mesa mit Sebastian Rösch fehlt.

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Ristorante Ornellaia Zürich

Besucht im März 2023
Mittagessen
Bewertung: Ein Michelin-Macaron, 17 Gault Millau Punkte

Heute gibt es nur einen Kurzbericht. Grund: Zukünftige Besucher müssen sich kein Bild mehr davon machen, was auf den Teller kommt. Der Chefkoch Antonio Colaianni verlässt das Restaurant auf Ende April und es wird eine Konzeptänderung wahrscheinlich weg vom Fine Dining geben.

Wir nahmen zum Lunch ein Flasche Ornellaia Le Volte 2016. Dieser schmeckt uns sehr gut. 2016 war in der Toskana ja auch ein hervorragender Jahrgang.

Nach dem mit der Berkel Aufschnittmaschine hauchdünn aufgeschnittenen Schinken, dem üblichen Brot (Sauerteig, Foccacia, Grissini) und Beilagen (Olivenöl, Ricottacrème mit Pfeffer und Sofritto-Crème) gab es folgendes Mittagsmenü:

Tartara di tonno con crema di finocchio e avocado
Thunfischtatar mit Fenchelcrème, Avocado und Orange

Fett-freies Thunfischtatar, wahrscheinlich vom Rücken. Kein sehr starker Eigengeschmack, sodass ich es blind nicht von einem Rindertatar unterscheiden könnte. Fein gehobelter Fenchel und aufgeschlagene Creme fraîche? oben auf. Ein Avocadofilet mit getrockneten Tomaten auf der Seite, Brotchip, Fenchel-Orangen-, Tomaten- und Olivencrème.

oder

Vellutata di topinambur con pancetta croccante
Topinambur-Velouté mit knusprigem Speck

Topinambur-Samtsuppe mit gebratenem Pancetta als Einlage

Filetto di pesce rosso con risotto al limone
Rotbarschfilet an Hummersauce mit Zitronenrisotto und Mönchsbart

Recht simples aber sehr wohlschmeckendes Gericht. Gebratenes Rotbarschfilet, gesalzenes Zitronenrisotto, sehr gute Hummersauce, Mönchsbart als Gemüse, welches aber noch kleine Sellerie- und Karottenwürfel als Verfeinerung enthielt und eher zurückhaltend gesalzen war. Einige Gemüsechips bildeten die Dekoration und boten etwas Crunch.

oder

Tagliata di manzo con patata dolce alla griglia
Aufgeschnittenes Rindsentrecôte mit Süsskartoffeln und Rauke

DOLCE

Panna cotta al basilico con Mango
Basilikum-Panna Cotta mit Mango-Chili und Passionsfrucht

Eine Vanille Basilikum Panna Cotta mit gerade der richtigen Basilikum-Intensität kam mit einem geschmackvollen Passionsfruchtsorbet, einem Mango-Passionsfrucht-Chili-Kompott, kandierten Mandeln, Limetten-Gel und frittierten und normalen Basilikumblättern. Sehr gut!

Zum Abschluss wurden sehr knusprige Sfogliatelle à la Napoletana und Haselnuss-Nougat-Pralinen serviert.

Fazit

Dies war immer wieder einen Besuch wert und ich werde italienische Küche auf diesem Niveau in Zürich vermissen. Einige der Signaturgerichte sind hier seit Eröffnung mit Antonio auf der Karte.
Einmal kommen wir allerhöchstwahrscheinlich noch.

Website des Restaurants: Ristorante Ornellaia Zürich

Berichte von vergangenen Besuchen:

September 2020
Dezember 2020
Juni 2021
Juli 2021
April 2022

IGNIV Zürich

Mittagessen
Besucht im Juli 2022
Bewertung: Ein Michelin Macaron

Dies ist mein 100ster Bericht. Vor etwa 6 Wochen war ich schon einmal hier und weil es so gut war und angekündigt wurde, dass in der darauffolgenden Woche das Menü gewechselt wurde, kamen wir nun in grösserer Runde wieder.

Per Tock wurde das kürzere Business-Menü vorbestellt. Ein Teilnehmer des Mittagessens wollte pescetarisch essen, was einfach war, da eh nicht viele Fleischzutaten verwendet werden. Am deutlichsten wurde der Unterschied beim Hauptgang.

Zum Essen wird je eine Schweizerische und eine internationale Weinbegleitung angeboten. Wir nahmen Glasweise Wein dazu. Interessant war, auch Mal italienischen Wein aus Gegenden zu trinken, die etwas abseits vom Mainstream liegen – Kalabrien und Emilia Romagna. Das Essen konnte also starten.

Kleine Häppchen

Wachtelei – Spinat – Rauchfisch – Buchweizen
Tartelette – Schnittlauch – Sbrinz
Rindstatar – Miso – Rote Beete
Kohlrabi – Forelle – Harissa

Mir persönlich gefiel diesmal das am einfachsten klingende am besten: das Sbrinz-Tartelette, der Favorit anderer Teilnehmer war das Ei. Schärfe des Harissa war nicht wahrnehmbar.

Vorspeisen

Gurke – Melone – Dill

Sehr schön ausbalancierter wahrscheinlich sogar veganer Gang.

Lattich – Petersilie – Hummer – Meerrettich

Scheint ein Klassiker des Hauses zu sein und ich war sehr erfreut, dass ich es wieder essen konnte, war dieses Gericht doch eins der Highlights des vergangenen Mittagessens hier.

Saibling – Radieschen – Holunder
Weinbegleitung: 2021 Pi Greco Antonello Lombardo, Kalabrien, Italien

Gute schmackhafte Kombination, die durch bedachte Wahl der Begleiter dem sehr guten Saibling die Bühne als Hauptdarsteller überliess.

Zwischengang

Hummerbisque – Hechtklöschen – Krustentier-Ravioli – Gemüsestifte – Lachs – Saibling

Dies war ein Extragang, der nicht zum regulären Businesslunch gehörte. Hat sich meiner Meinung nach trotz der heissen Temperaturen an diesem Tag draussen gelohnt, diesen Gang zu bestellen. Die hervorragende Einlage in einer hohen Suppenschüssel wurde am Tisch mit der Hummerbisque übergossen und man musste sich dann davon in kleinere Suppentassen auffüllen. Die Hummerbisque war genauso, wie ich mir eine ideale vorstelle – nicht “muffig”, nicht mit zuviel Sherry oder Madeira verfälscht und sehr intensiv im Krustentiergeschmack. Ich meine, eine feine Note Zitronengras wahrgenommen zu haben.

Hauptgang

Rosa gebratener Kalbstafelspitz
Kartoffel – Erbse
Spitzkohl – Kimchi
Weinbegleitung: 2019 Romagna Sangiovese Predappio Chiara Condello, Kalabrien, Italien (aus der Doppelmagnum)

Der reichlich ausgeflossene Fleischsaft liess nichts Gutes erahnen, aber das Fleisch war dennoch hervorragend saftig und zart. Der Kartoffelschaum mit geriebenem Parmesan war entgegen der Ankündigung nicht getrüffelt, aber das brauchte es auch nicht, auch so gut. Die Erbsen in einer Art Gazpacho und der wie Ravioli aussehende Spitzkohl mit geräucherter Paprikacrème waren gut. Kimchi mit seinem charakteristisch säuerlich, scharfen Geschmack konnte ich nirgends entdecken, hat aber auch nicht gefehlt.

Alternative für Pescatarier

Kabeljau – Kohlrabi – Schaum von fermentiertem Spargel

Der Gast, der diese Alternative serviert bekam, ist immer noch ganz begeistert davon.

Blaubeer Clafoutis

Dessert
Ei Royale – Mascarpone – Zitrusfrüchte
Clafoutis – Blaubeere
Himbeere – Grüntee – Haselnuss

Das immer noch gute Dessert war ein wenig enttäuschend, war es doch dasselbe, wie im Menü vor 6 Wochen. Kurzfristig wurde auf Zuruf des wieder einmal sehr guten Service in der Küche umdisponiert und meinem damaligen Lunchpartner und mir statt des Himbeerdesserts das im nachfolgenden Bild gezeigte Blaubeerdessert zum Teilen serviert.

Blaubeere – Curd – Mohnsorbet
Candystore

Zum Mitnehmen in einer Papiertüte
Zweierlei Fruchtgelee
5 verschiedene Sorten ummantelte Nüsse
4 Gebäck-Mignardises
2 eingepackte Nougatvariationen

Fazit

Die Qualität des Essens bestätigte meinen Eindruck, den ich beim ersten Besuch hier gewonnen hatte. Das Sharing-Konzept finde ich immer noch unglücklich. Einige Gänge eignen sich doch eher zum Servieren als Tellergerichte. Speziell das Saucenhandling gestaltet sich schwierig. Wir witzelten mit der netten Dame vom Service, dass wir das nächste Mal vor Start des Essens nach Pipetten verlangen werden… Was auch optimaler sein könnte, ist das verwendete Geschirr. Glasteller geben nun Mal eine schlechte Präsentation des Essens (persönliche Meinung). Der Service ist überaus herzlich mit dem richtigen Timing, kurz: wir fühlten uns wohl.

Website: IGNIV

Ristorante Ornellaia Zürich

Mittagessen
Besucht: April 2022
Bewertung: Ein Michelin Macaron

Zu Mittag wird immer noch ein wochenweise änderndes Menü aus zwei Gängen zu einem attraktiven Preis angeboten. Bei Vorspeise und Hauptgang hat man jeweils die Auswahl zwischen zwei Optionen. Ein zusätzliches Dessert zur Standard-Dessertkarte wird auch angeboten.

An diesem Freitag in der Woche nach Ostern war das Restaurant zu Mittag mit fünf unbesetzten Tischen relativ leer. Der Chef war aber vor Ort.

Zum Mittagessen nahm ich Glas-weise Gemella – Toscana igt (Sauvignon blanc) 2021.

Wie üblich gab es hausgemachtes Brot, Foccacia, sehr knusprige und wohlschmeckende Grissini, dazu Soffritto-Crème, Ricotta-Crème mit Limone und Olivenöl. Auf einem Teller à part wurde noch sehr dünn aufgeschnittener wie Rohschinken zubereiteter Schweinehals von wunderbarem Geschmack gereicht.

Rotolo croccante di anatra con indivia glassata
Enten-Knusperrolle mit glasierter Endivie

Auf dem Teller befanden sich zwei sehr knusprige Filoteig-Rollen in der Art eines Wraps gefüllt mit gezupftem Entenfleisch, weich gekochte Endivie, welche schön glänzte und bitter-süsse Aromen preisgab und mit einem kleinen Salat dekoriert war, ein Enten-Mayo-Espuma und schliesslich Limettengel. Dies war eine stimmige Komposition von Textur und Geschmack und schmeckte gut.

Filetto di ombrina su cous cous speziato
Adlerfischfilet auf Gewürzcouscous und Stängelkohl

Ein auf der Haut gebratenes sehr zartes Stück Adlerfisch auf Gewürzcouscous wurde begleitet von wildem Brokkoli, zwei kleinen grünen gegrillten Paprika, halb getrockneter Cherry-Tomate und einer Krustentierbisque. Den Stängelkohl, so wie angekündigt, gab es wohl heute nicht. Besonders der Fisch gefiel mir sehr gut, mit seiner knusprigen Haut und doch weichen Textur.

Aus der regulären Dessertkarte: Eiscafé alla Ornellaia
Jogurt ghiacciato con Fragola e mandorle
Gefrorenes Jogurt mit Mandeln und Erdbeeren

Weisse Joghurtmousse, Sauerrahm-Eiscrème, Erdbeer-Ragout, gefriergetrocknete Erdbeerstücke, Mandel-Crumble, eine Mandel-Vanille-Hippe und etwas Halbgefrorenes, das wie Baiser aussah, aber nicht war, bildeten dieses gute Dessert.

Mignardises: Tiramisu Praliné, Sfoliatelli gefüllt mit Vanillecrème

Die beiden Mignardises zum Kaffee waren von sehr guter Qualität, die Sfoliatella, eine Gebäckspezialität aus Kampanien, mit der sehr knusprigen Teighülle wie eigentlich immer hier etwas besser. Die Tiramisu- Pralinés wurden kalt serviert und gaben dadurch weniger von ihrem Geschmack Preis, als dies bei anderer Temperierung möglich gewesen wäre.

Fazit

Das Ornellaia ist immer eine gute Wahl, möchte man in Zürich Speisen gehobener Qualität zu Mittag essen und es Italienische Küche sein soll.

Website des Restaurants: Ristorante Ornellaia Zürich

Vergangene Besuche:
Abendessen 2020
Mittagessen 2020
Mittagessen 2021
Abendessen 2021

IGNIV Zürich

Mittagessen
Besucht: Juni 2022
Bewertung: Ein Michelin Macaron

Das IGNIV (“Nest”) ist eine von einigen Lunch-Optionen in Zürich. Es ist ein Schwesterrestaurant von drei Restaurants gleichen Namens in Bad Ragaz, St. Moritz und Bangkok. Die Restaurants wurden von Andreas Caminada konzipiert. Das Zürcher Restaurant befindet sich im Marktgasse Hotel im Niederdorf. Reservieren kann man nur durch den Kauf eines Tocks. Fürs Mittagessen müssen 50 Franken “Kaution” pro Person hinterlegt werden. Das Prinzip ist hier Sharing. So richtig verstanden habe ich das immer noch nicht. Sharing für mich bedeutet, dass jeder etwas Anderes bekommt und man diese unterschiedlichen Gänge miteinander teilt. Dies ist hier aber nicht so. Jeder bekommt das Gleiche, aber es wird in die Mitte des Tischs gestellt und man nimmt sich selber. Der Business Sharing Lunch besteht aus 4 Snacks, 3 Vorspeisen, einem Hauptgang, 2 Desserts und dem Candystore.

Zu den Snacks nahmen wir einen alkoholfreien Cocktail, der im Vogelglas serviert wird.

Bloody Mary: Kambutcha, Rosmarin, Orange, rote Beete, Ingwer, Salbei, Pfeffer

Hatte eine deutlich wahrnehmbare Schärfe.

Ei Royale – Morchel – Lorbeer

Ei-Morchel Royale, Bonitoschaum, Schnittlauchblume

Rettich – Koriander oder Schnittlauch

Eine simple Radieschen-Rose mit etwas Koriander- oder für mich Schnittlauch-Crème. Unspektakulär, aber gut. Die vielleicht beste marinierte Radieschen-Zubereitung, die ich in letzter Zeit gegessen habe. Hervorragende Produktqualität und sanfte Zubereitung.

Spargel – Senf – Gambero Rossa

Marinierter Spargel von genau der richtigen Textur und intensivem Geschmack war hier mit Stücken der Rotgarnele, einigen Senfkörnern, essbaren Blüten einem Kraut und einer Rouille bedeckt. Sehr gut.

Sellerie – Tallegio – Belper Knolle

Im knusprigen Tartelette befanden sich Zwei verschiedene Crèmes, eine auf Sellerie-, die andere auf Tallegio-Basis. Bedeckt war das Ganze mit geriebener Belper Knolle. Dies schmeckte spannend als ganzes Stück in den Mund genommen und gab langsam gekaut nacheinander verschiedene Aromen frei.

Sauerteigbaguette, Kartoffel-Malz-Brot, Fleur de Sel Butter

Vorspeisen

Weinbegleitung: 2015 Chardonnay, Schipf, Herrliberg, Schweiz

Rind – Grüne Paprika – Chili

Rolle aus dünnem rohem Rindfleisch mit Paprika gefüllt. Dies sah besser aus, als es war. Nicht schlecht, aber auch nicht bemerkenswert. Am besten war noch das kleine Sandwich obendrauf, bei dem ich mir die Zutaten allerdings nicht gemerkt habe.

Lattich – Bärlauch – Krabbe – Meerrettich

Marinierter Lattich, mit Liebstöckel-Mayonnaise, Rettich und Krabbenfleisch bedeckt. Dies gefiel uns sehr gut, war der Lattich doch noch knackig und steuerten die Toppings dazu eine Menge Herzhaftigkeit bei.

Forelle – Gurke – Kohlrabi

Marinierte und geflämmte Stücke Forelle von hervorragender Qualität in einem Yuzu-Sud waren von Gurken-Röllchen und -Stäbchen bedeckt. Obendrauf befand sich eine Kohlrabi-Scheibe und etwas Ponzu-Gel. Schmeckte sehr gut.

Hauptgang

Weinbegleitung: 2020, Passio, 85% Merlot, 15% Cabernet Sauvignon, Schwarzenbach Weinbau, Meilen, Schweiz

Lamm – Jus – Schwarzer Knoblauch
Beilage 1: getrüffelter Kartoffelschaum
Beilage 2: gedämpfter Spargel, grüne Chilischeiben, rote eingelegte Zwiebel, Mini-Zucchini mit Blüten, geröstete Hanfsamen und ein Schaum vom fermentierten Spargel

Dies war ein Hauptgericht, welches besonders durch die wohlschmeckenden Beilagen zu gefallen wusste. Das Spargel-Arrangement fand ich sehr innovativ und trotzdem stimmig. Keine Frage, das Fleisch war von guter Qualität und Zubereitung, der Jus allerdings vielleicht ein bisschen zu flüssig.

Dessert

Ei Royale – Mascarpone – Zitrusfrüchte

Sehr erfrischend.

Clafoutis – Blaubeere

in Clafoutis ist eine Süßspeise, die ursprünglich aus dem Limousin in Zentralfrankreich stammt und normalerweise mit Kirschen zubereitet wird. Es ist ein Hybrid aus Kuchen und Auflauf und wird aus einem gesüßten Eierteig hergestellt, der einem Pfannkuchenteig ähnelt. Hier wurde er mit Blaubeeren zubereitet und war sehr leicht und fluffig. Crème Chantilly war auch noch dabei. Hier haben wir tatsächlich “geshared”, kommt doch ein ganzes rundes Törtchen an den Tisch.

Himbeere – Grüntee – Haselnuss

Gutes Dessert bestehend aus Himbeeren mit Grünteepulver, Doppelrahmcrème, Haselnusscracker und Himbeersorbet.

Candy Store in der Tüte zum mit nach Hause nehmen.

Fruchtgelee Pralinen Montélimar Cantuccini Etc.

Fazit

Das war richtig gut. Von den Lunch-Optionen in Zürich ist dies sicherlich die innovativste Küche für Omnivore. Das Restaurant ist überraschend formell, der Service professionell und dabei sehr freundlich. Macht Lust, hier wieder zu essen, sobald das Menü gewechselt hat. Man führt hier eine Datenbank und weiss, was wiederkehrende Gäste schon gegessen haben, sodass man bei erneuten Besuchen innerhalb einer Menüperiode etwas Anderes bekommt.

Website: IGNIV

Maison Manesse Zürich

Mittagessen
Besucht: Mai 2022
Bewertung: Ein Michelin Macaron

Das Maison Manesse wird in Berichten von anderen Besuchern zumindest als unkonventionell beschrieben. Das fängt schon damit an, dass man bei der Reservierungsbestätigung mit Hoi und Vornamen angeredet wird. Damit habe ich kein Problem. Das Restaurant selbst ist eher simpel ausgestattet. Hier soll man entspannt geniessen. Auch okay für mich.

Heute war ein schöner Tag, sodass man auf der Terrasse links vom Gebäude speisen konnte. Über den Mittag waren alle sieben Tische draussen besetzt.

Mittags gibt es hier eine kurze Lunchkarte mit 3 Hauptgerichten und 2 Desserts. Ausserdem wird vorweg Suppe oder Salat gereicht. Zusätzlich gibt es ein viergängiges Lunchmenü mit Suppe, einer Vorspeise vom Abendmenü, einem der drei Hauptgänge und Dessert. Dafür entschied ich mich.

Ein Glas Vie de Romans Sauvignon Blanc aus dem Friaul bestellte ich auch noch. Ich schätze dieses Weingut als wirklich gut ein, habe ich doch den Chardonnay vom gleichen Erzeuger zuhause, nachdem ich diesen bei einer Weinprobe kennengelernt hatte.

Gurkenkaltschale mit Minze, Crème Fraîche und Jalapeño

Die Suppe kommt mit zwei sehr guten lauwarmen Scheiben Brot in einer Butterbrottüte. Beim ersten Löffel der kalten Suppe dachte ich sofort: hier fehlt Salz. Je mehr ich von der Suppe nahm, desto mehr verflüchtigte sich dieses Gefühl, hatte die Suppe doch eine Aromatik, die man nur gut erfassen konnte, wenn eben kein Salz da war. Die Minze war kaum zu schmecken. Dafür gab es eine milde Schärfe von den Jalapeños im “Abgang”. Eine saure Komponente war auch noch vorhanden: sauer eingelegte Radieschen. Gefiel mir sehr gut.

Noix Gras, Erbsen, Olive, Minze und Toast

Die Vorspeise aus dem Dinner-Menü bot als Hauptprodukt Noix Gras, eine pflanzliche Variante von Foie Gras, die ich schon einmal im Restaurant Zur Rose in Rüschlikon gegessen hatte. Hier wurde ein flache Scheibe Noix Gras mit Erbsen, konfierten Zitronen und ganz klein geschnittenen schwarzen Oliven kombiniert. Am Tisch wurde ein Sud aus Erbse, grüner Olive und Minze angegossen. Auch wenn der Sud ähnlich aussieht wie die Suppe vorweg, schmeckte er ganz anders. Ein Nussbuttertoast wurde à part gereicht. Die Noix Gras gefiel mir heute besser als damals bei Tobias Buholzer. Das mag auch damit zusammenhängen, dass heute anders kombiniert wurde und sich so mit allen Komponenten zusammen ein völlig anderes Geschmacksbild ergab, zu dem die Noix Gras nur beitrug.

Lamm-Curry, Basmati-Reis, Raita und Papadam

Ich wählte trotz anderer Vorsätze das Lamm-Curry als Hauptgericht, hatte ich doch keine Lust auf Pasta oder einen Strudel mit eingearbeitetem Spargel und Liebstöckel.

Nach dem ersten Bissen ging der Teller zurück in die Küche und der frische Koriander wurde entfernt. Kein Problem 🙂 Das indische Brot Papadam war sehr knusprig und von etwas Salz bedeckt. Die Raita auf Joghurtbasis kam mit Karottenjulienne und Würfeln eines anderen Gemüses, welches ich nicht identifizieren konnte, als Füllstoff. Das nicht scharfe Curry selbst bestand aus sehr saftig zarten Lammwürfeln mit Fettanteil, Erbsen, Brokkoli und einem weiteren Gemüse, welches auch auf Nachfrage in der Küche nicht zu identifizieren war. Ich hatte den Eindruck, es waren Scheiben der Okra-Schote, dies würde aber nicht zur Philosophie des Restaurants passen, da nicht regional. Vielleicht waren es Mini-Zucchini, wenn es so etwas gibt. Mir schmeckte das Curry jedenfalls sehr gut.

Dunkler Schokoladen-Himbeer-Kuchen

Das Dessert war eine Art dekonstruierter Kuchen. Zwei Schokoladenkuchenkugeln, vom Teig her wie ein Brownie schmeckend, versammelten sich mit frischen Himbeeren, Himbeer-Curd, Himbeer-Sorbet und Himbeerschaum auf Crumble von Buchweizen und weisser Schokolade. Himbeere und Schokolade geht immer. War ein etwas einfacheres Dessert als im Bareiss aber auch gut.

Fazit

Ich bin positiv überrascht. Das war besser als gedacht. Das Mittagessen hat mir gemundet und fair kalkuliert war es auch. Dieses Restaurant kann ich empfehlen und komme bei Gelegenheit wieder.

Website des Restaurants: Maison Manesse

Neue Taverne Zürich

Mittagessen
Besucht: Mai 2022
Bewertung: Ein Michelin Macaron

Anlässlich eines Teamevents besuchten wir zu viert mittags dieses Restaurant, welches sich vegetarische Küche auf die Fahnen geschrieben hat, das allerdings nicht dogmatisch. Das Restaurant ist in der Nähe des Rennwegs im Zentrum von Zürich gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.

Mittags gibt es hier eine kurze Lunchkarte mit Brot, 3 kalten und 5 warmen Speisen und einem Tagesdessert. Das Restaurant empfiehlt für zwei Personen 4 – 5 Teller. Es gibt die Möglichkeit zu teilen, d.h. das Gericht kommt in die Mitte und jede Person bekommt einen Teller und kann sich nehmen.

Bis auf ein Gericht probierten wir alle Speisen auf der Karte.
Dazu nahmen wir Glas-weise Vermentino La Fralluc Filemone 2020 Costa Toscana.

Sauerteigbrot vom Eigenbrötler / Tunke

Die Tunke bestand aus Karotten, Zwiebel?, Fenchel und Sellerie. Obendrauf für den Crunch noch Röstzwiebeln und für die Frische Schnittlauch. Das Geschmacksbild war herzhaft und nicht sauer. Und schmeckte allen gut. Das warme Sauerteigbrot war in Viertel vorgeschnitten. Das Brot steht als Gericht auf der Karte. Finde ich gut. Führt vielleicht dazu, dass in diesem Restaurant nicht soviel Brot weggeschmissen werden muss.

Burrata / Bohnen / Pistazien / Pfefferminz Vinaigrette

Burrata versteckte sich am Boden des Tellers und war sozusagen ein Bindeglied für die anderen Komponenten. Die Bohnen waren bissfest. Die Person, die dieses Gericht bestellt hatte, war zufrieden mit diesem Teller.

Kanpyo Tatar / Pilze eingelegt / Frischkäse Crème

Das herzhafte Tatar am Boden des Tellers war von Frischkäsecrème und wenigen eingelegten Pilzen bedeckt. Obendrauf befanden sich Salt&Vinegar Kartoffelchips. Kanpyo ist die Frucht des weißblumigen Kürbisses, japanisch „Pyo“, und “Kan” das Wort für “trocken”. Ist die Frucht reif, wird geerntet und dann zu langen, dünnen Streifen verarbeitet. Diese werden mit heisser Luft getrocknet. Als Zutat für Sushi werden die Streifen erst gesalzen, dann gekocht, schliesslich mit braunem Zucker und Sojasauce versetzt und dann reduziert. Die Zubereitung hier mag anders gewesen sein. Das Gericht schmeckte gut, waren doch die Geschmacksrichtungen herzhaft, sauer und salzig vorhanden. Die Crème fungierte hier als Bindeglied, die Chips gaben Knusprigkeit.

Weisse Spargel Suppe / Kokos / Kaffee Öl / Mandeln

Dies war einfach eine gute Spargelcrèmesuppe.

Kartoffel Salat / Thai Lauch / Kräuter / Kürbis Vinaigrette

Auf keinem der Fotos, die ich gemacht hatte, war gut zu erkennen, dass hier ein warmer Kartoffelsalat aus violetten Kartoffeln die Hauptzutat war. Diverse Kräuter und der Thai-Lauch begruben alles unter sich. Das Erscheinungsbild dieses Gerichts würde ich im violetten Farbraum verorten. Röstzwiebeln waren auch noch vorhanden. Den Gästen, die diesen Gang bestellt hatten, hat es gemundet.

Rice Cakes / Erbsen / Bärlauch / Spargel grün

Nun wurde es sehr grün! Längliche Gnocchi, gemacht aus Reismehl, bekamen durch die Bärlauchsauce grüne Farbe. Kleine Scheiben vom grünen Spargel und Erbsen fügten weiteres Grün hinzu. Für den Crunch war noch Amaranth darauf gestreut (nicht grün :-)). Die “Pasta” war deutlich zu Gummi-artig. Ein, zwei von den Gnocchi sind OK, bei einem ganzen Teller wird es allerdings mühsam.

Halloumi grilliert / Tomaten / Kabis geräuchert

Dieses Gericht sahen wir am Nebentisch, mochten den Anblick und orderten es später. Auch hier vollbringt der Halloumi-Käse keine Wunder. Er hat die gleiche Konsistenz, wie überall käuflich zu erwerbende Exemplare. Gute Cherrytomaten, eine Ochsenherztomate, Kompott aus geräuchertem Kohl, eine interessante Sauce und Balsamico? rundeten das Gericht ab. Für mich versprach das Gericht mehr als es letztendlich bot.

Waldstauden Roggen / Mischpilze Duxelle / Zwiebeln / Belper Knolle

Hier hatte ich es mit einem Pilz-Risotto Mal nicht aus Reis zu tun, welches sehr herzhaft und sättigend war. Ich hatte mir das Gericht aufgrund meines Wunsches nach maximaler Herzhaftigkeit bestellt. Aufgrund der Pilz-Duxelle und des Käses Belper Knolle hielt das Gericht dieses Versprechen. Gutes Gericht!

Erdbeeren / Schokolade weiss / Rhabarber Sorbet / Mandel

Als Tagesdessert gab es marinierte Erbeeren, darauf ein Rhabarbersorbet und weissen Schokoladenschaum. Umgeben und bedeckt war das Dessert von Mandelcrumble. Ein sehr gutes Dessert, welches speziell unserem Italienischen Kollegen sehr gefiel.

Fazit

Das war Mal etwas anderes. Die Neue Taverne ist dabei unprätentiös in Ausstattung und Service. Die Michelin-Plakette ist beim Betreten des Restaurants deutlich zu sehen, aber hinten in der Küche angebracht, wo sie meiner Meinung nach auch hingehört, bewertet der Michelin doch die Küchenleistung und nichts Anderes.

Steingut ist OK für mich, man muss aber nicht fast alle Speisen in tiefen Schüsseln servieren. Gerade beim Dessert hätten sich auch andere Anrichteformen angeboten. Wechselt die Karte, werde ich bestimmt einmal wiederkommen.

Website des Restaurants: Neue Taverne Zürich

Widder Restaurant Zürich

Abendessen
Besucht im September 2021
Bewertung: Zwei Michelin Macarons

Bei Herrn Heilemanns Team habe ich 2017 im Restaurant Ecco schon einmal gegessen. Nachdem das Hotel und demzufolge auch das dazu gehörende Restaurant geschlossen wurden, ergab eine glückliche Fügung, dass ein Grossteil des Teams vom Widder Hotel in der Zürcher Innenstadt übernommen wurde. Also eröffnen sich weitere Chancen, den Küchenstil zu geniessen. Eine habe ich heute ergriffen.

Der Gastraum im Widder ist so ganz anders als im Ecco. Helle Weitläufigkeit ist hier ersetzt durch einen relativ kleinen dunklen Raum mit 7 Tischen, 6 davon eingedeckt, deren zwei unbesetzt blieben. Allerdings ist das Beleuchtungskonzept so intelligent, dass ich gute Möglichkeiten hatte, Fotos zu machen.

Es wird ein 4, 5 oder 6-gängiges Menü angeboten und es gibt noch “Supplements” von einer Extrakarte. Ich entschied mich für 5 Gänge inklusive einem Dessert.

Wein zu den Vorspeisen: Grüner Veltliner, Bründlmayer, 2019, Österreich
Schon wurden Einstimmungen gereicht.

FRANZÖSISCHE FREILANDENTE
Bao Bun | marinierte Leber | knusprige Haut

Diese tollen Snacks sind sozusagen Klassiker aus Heilemanns Küche und werden auf vielfachen Wunsch der Gäste immer wieder Mal auf die Karte genommen. Den Chip aus knuspriger Entenhaut mit Entenschinken hatte ich bereits 2017 gegessen. Ferner gab es Foie Gras zwischen knusprigem Brioche mit einem Stück geräuchertem Aal und einen warmen Bao Bun, einen gedämpften Knödel, normalerweise gefüllt mit geschmortem Schweinebauch, hier mit Entenfleisch.

Warmes Sauerteigbrot mit Leinsamen und Roggen, geschlagene Butter, helloranges Salz aus Australien und eine hervorragende Speckbutter
LACHSFORELLE & GAMBA BLANCA | PASSIONSFRUCHT | MINZE | SÜSSKARTOFFEL

Als weiterer Gruss aus der Küche wurde dieses schön anzusehene kleine Gericht serviert. Auf einer Ceviche von der Lachsforelle thronten zwei Garnelen, umgeben von Minz- und Passionsfruchtperlen. Ferner meine ich noch Forellenkaviar und knusprige Mini-Brotcroutons ausgemacht zu haben. Dazu auf separatem Teller Süsskartoffelchips. Dies hat mir sehr gut geschmeckt.

BALFEGÓ THUNFISCH RÜCKEN, BAUCH & HERZ
Gillardeau Auster | Gurke | Kalamansi | Kaviar

Auf dieses Gericht war ich sehr gespannt, hatte ich doch vor zwei Wochen in der Schwarzwaldstube ein Gericht mit derselben Hauptzutat genossen. Um einen echten Vergleich zu haben, habe ich den Kaviar als Extra dazubestellt.
Auf dem Teller befand sich in der Mitte ein Tatar vom Bauch, bedeckt von einer Bauchscheibe, der Nocke Kaviar und Wasabi-Perlen. Seitlich waren dann drei Stücke vom Rücken zu finden, einige Würfel dunkelrotes Thunfischherz, Gurkenröllchen, zwei Gillardeau Austern, Leinsamencracker und grüner Tobiko, der Kaviar vom Fliegenfisch. Ein Gurken-Kalamansi-Sud gehörte auch noch dazu.
Die Kombination schmeckte fantastisch, die Thunfischqualität war exzellent, bis auf ein Stück Rücken, welches solche weissen Teilschichten hatte, die etwas zäh sind.
Um auf den eingangs erwähnten Vergleich zurückzukommen: Dieses Thunfisch-Gericht war ganz anders als das in der Schwarzwaldstube und wenn ich wählen müsste, wäre die Wahl schwierig. Ein kleine Tendenz zu Herrn Michels Kreation hätte ich aber wohl…

SEETEUFEL VON DER ALGARVE
Pulpo | Artischocke | Sherry Escabeche

Das nächste Gericht hatte Seeteufel zum Thema. Diese Zutat scheint es im Moment in guter Qualität zu geben, ist doch einer der Hauptgänge im Mesa im Moment auch Seeteufel. Hier wird dieser mit Pulpostücken, Herz, breiten Streifen und frittierten Stücken der Artischocke kombiniert. An der Seite findet man noch ein Salzfilet des Seeteufels und das Ganze ist von einer Sherry Escabeche umgeben. Kleine Paprikawürfel sind darin auch noch zu finden.
Für mich war dies ein absolutes Wohlfühlgericht. Die Escabeche war auf den Punkt abgeschmeckt und damit nicht zu sauer.

GEBRATENE ENTENLEBER „LABEL ROUGE“
Kürbis | gelbes Thai Curry | Kaffir Limette

Nun folgte die gebratene Entenleber, die von einem Kürbissalat bedeckt war. Umgeben war die Leber, die eine schön knusprige Kruste (Panko?) hatte, von einem gelben Thai-Curry-Sud. Am Tisch wurde Kaffir Limette darüber gerieben. Die Qualität der Leber war gut, bis auf eine dünne Sehne, die ich aus der Leber herausgearbeitet hatte, bevor diese den Weg in den Mund fand. Kann vorkommen. Wie der Kabeljau im Restaurant Aqua war dies etwas schwierig zu essen, da der Kürbissalat gerollt in dünnen zusammenhängenden Streifen kompakt auf der Leber thronte. Dafür gäbe es zwei Lösungen: kleinteiliger anrichten, d.h. Kürbisstreifen vorgeschnitten aufsetzen, oder dem Besteck ein wirklich scharfes Messer hinzufügen.
Kein Frage, trotz der kleinen Schwächen war dies ein sehr wohlschmeckendes Gericht.

JUNGES REH AUS TIROLER JAGD
wilder Brokkoli | Yuzu | BBQ Lack Wein darum herum: Tignanello 2017

Hauptgericht war Reh und zwar zwei Stücke vom Rücken bedeckt mit geraspeltem Rehschinken und Stücke der geschmorten Keule darunter. Dazu gab es Herbsttrompeten, wilden Brokkoli, zwei Tupfen Yuzu-Mayonnaise und einen Rehjus ebenfalls mit Yuzu. Dies war ein sehr schönes Vorherbst-Gericht mit einer Menge Umami und den kleinen Kick durch die Säure der Yuzu. Sehr gut.
Beim Wein wollte ich nicht so sehr ein passende Begleitung zum Hauptgericht. Hier wäre zweifelsohne ein Pinot Noir besser gewesen. Es werden im Restaurant Widder diverse Weine glasweise mit Hilfe des Coravin Systems angeboten, unter anderem (für mich) viel zu junger Chateau Petrus. Den 2017er Tignanello wollte ich aber probieren. Fazit dieser Probe: auch zu jung, öffnete sich auch nicht über die Zeit, die er hier im Glas war.

BÜHLER ZWETSCHGE
Felchlin Salomon Island Schokolade | Pistazie | griechischer Joghurt

Ich habe mich dann doch noch überzeugen lassen, ein Dessert zu nehmen und zwar Spalten der Bühler Zwetschge, Schokoladenganache am Boden des Tellers, darauf ein Schaum vom griechischen Joghurt und eine Pistazien-Eiscrème. Begleitet wurde es noch von Würfeln Pistazienkuchen und dreieckigen Abschnitten heller Pistazienschokolade. Dies war ein wohlschmeckendes Dessert. Ich hätte die Zwetschgen sogar weggelassen, die übrigen Komponenten machten daraus schon ein sehr gutes Dessert.

SÜSSER AUSKLANG
Canelé | Passionsfrucht | Tonkabohne
Champagner | weisse Schokolade | Cassis
Bienenstich | Mandel | Honig

Der Canelé, in dem Vanille aus dem traditionellen Rezept durch Tonkabohne ersetzt war, schmeckte sehr gut. Untendrunter war noch etwas Passionsfruchtcrème.

Die kalte gefüllte Praline aus weisser Schokolade sollte mit der Cassis-Dekoration und der Champagnercrème-Füllung an den Aperitif Kir Royal erinnern.

Mein Favorit war der ebenfalls gekühlte Bienenstich mit dem Florentiner obendrauf. Eine Wucht war die Mandel Vanille Honigcrème darunter.

Fazit

Wie schon nach meinem Besuch im Ecco bin ich der Meinung, dass das Küchenteam hier am oberen Rand der Michelin-Einordung von zwei Macarons kocht. Halbe Macarons werden vom Guide Michelin nun mal nicht vergeben.
Was würde ich mir noch wünschen? Vielleicht eine etwas abwechslungsreichere Anrichteweise. Ich finde es gut, dass hier auf dem Teller sichtbar nicht soviel aus Quetschflasche, mit Schäumchen und mit Pinzette angerichtet wird. Viele Gänge sind aber übereinander geschichtete Türme in tiefen Tellern. Das lässt sich gut essen und es bleibt nicht viel am Ende übrig, zumal jedes Mal auch ein Löffel für Jus, Sauce oder Vinaigrette gereicht wird. Grossflächigeres Anrichten gibt aber die Chance zu mehr unterschiedlichen Kombinationen auf der Gabel.

Man sieht es den Kreationen an, dass hier sehr viel aus der Zeit in der Schwarzwaldstube mitgenommen, aber trotzdem ein eigener Küchenstil entwickelt wurde. Interessant war, im Gespräch mit Herrn Heilemann hinterher zu erfahren, dass er dort im Prinzip Herdnachbar von Herrn Hoberg aus dem Ophelia war, bei dem ich einen ähnlichen Eindruck hatte.
Zumal das Widder Restaurant recht nah ist, komme ich gern wieder, sobald die Karte saisonal gewechselt wird.

Mesa Zürich

Mittagessen
Besucht September 2021
Bewertung: 1 Michelin Macaron

Die Mittagskarte bietet neben diversen à la Carte Optionen nach wie vor ein 4-Gang- Business Lunch zum für Zürich moderaten Preis an, welches von der Menüfolge nicht näher spezifiziert wird – sozusagen ein Überraschungsmenü. Dafür entschieden wir uns. Für einen Gast sollte dieses Menü ohne Fleisch sein.

Zu den ersten drei Gängen haben wir Glasweise Weisswein Chardonnay 2019 aus Südtirol getrunken.

Kleiner Auftakt

Randentatar, Himbeere, süsser Senf, Brezel, geriebener Rettich

Das Erdige der roten Beete passte sehr gut mit der Himbeere zusammen. Der Rettichabrieb war von der Menge zu gering, als dass er zum Geschmack beitragen konnte. Den Senf habe ich nicht wahrgenommen. Trotzdem war dies ein netter, kleiner Gruss aus der Küche.

33 Kräuter Salat mit Modena Balsamico-Dressing, Radieschen, Sonnenblumenkerne

Dies war ein leckerer Salat mit sehr vielen Kräutern, Blättern und Blüten. Das Dressing war sparsam dosiert, aber sehr wohlschmeckend.

Pfifferlingschaumsuppe Backerbsen Petersilie Kürbiskernöl Crème fraîche

Sehr gute Suppe mit Umami von den Pilzen, knackige Backerbsen-Einlage und nach meinem Geschmack genau richtig gesalzen.

Tranchen vom Seeteufel vom kleinen Boot, Couscous, Krebscurryschaum, essbare Blüten

Sehr schön angerichteter Fischgang. Ich konnte den Fisch probieren. Garpunkt war genau richtig getroffen, was bei Seeteufel nicht immer ganz leicht ist. Die feste Textur des Fisches ist für manchen gewöhnungsbedürftig. Ich mag sie aber, zumal wenn die Zubereitung so perfekt wie diese ist. Der Fisch wird auch “Hummer der Armen” genannt, weil sein festes weißes Fleisch an das von Krustentieren erinnert.

Geschmorte Hirschbacke, Semmelknödel, Pfifferlinge, Steinpilze, Preiselbeeren, Jus, gelbe Rüben?
Weinbegleitung: Blaufränkisch 2007 Österreich (fruchtiger) oder Châteauneuf du Pape 2005 Frankreich (erdiger)

Eigentlich ist dies ein Herbstgericht, aber warum nicht, zumal sich der Sommer dieses Jahr ja wie ein milder Herbst anfühlt. Absolut passende Kombination aus geschmortem Wild, zwei Tranchen Semmelknödel, hervorragenden Pilzen, etwas Püree, einem dichten Jus und Preiselbeeren für die Fruchtigkeit. Obwohl die Teller angewärmt waren, hätte die Hirschbacke, die ansonsten sehr zart war, für meinen Geschmack ein bisschen wärmer sein können.

Heisser Schokoladenkuchen, Haselnuss-Crumble, Heidelbeere, Sauerrahmsorbet

Ein exzellentes kleines Dessert!

Wie immer gab es Gugelhupf zum Kaffee

Fazit

Dieses Mittagessen hat uns sehr gefallen. Es hat alles gut geschmeckt. Sehr freundlicher Service.

Ristorante Ornellaia Zürich

Abendessen

Besucht Juli 2021

Bewertung: Ein Michelin Macaron

Ich wollte diesmal zwei von Gastgeber Colaianni’s Klassikern probieren: Die Kaninchenterrine und die Bouillabaisse. Dazu nahm ich zwei Gläser Sauvignon Blanc Gemella 2019 von Bindella.

Neben den à la Carte-Gerichten, für die wir uns heute Abend entschieden, gibt es noch ein 4- bis 7- gängiges Menü “Surprise”, bei denen kein einziger Gang dem à la Carte-Angebot entspricht.

Wie jedes Mal gab es hausgemachtes Sauerteigbrot, sehr gute Foccacia, sehr knusprige und wohlschmeckende hausgemachte Grissini, dazu Soffritto-Crème, Ricotta-Crème mit Limone und Olivenöl. Auf einem Teller à part wurde noch mit der Berkel-Maschine im hinteren Teil des Restaurants sehr dünn aufgeschnittener wie Rohschinken zubereiteter 30 Monate gereifter Schweinehals von wunderbarem Geschmack gereicht.

Amuses:

Lauch-Dumpling auf Dunkelbrot mit Crème der piemontesischen Haselnuss
Warmer Gruss aus der Küche: Pochiertes Wachtelei mit Carbonaracrème, Croutons, Petersilienstaub und geröstetem Speck
Tartare di manzo – Rindstatar mit Eigelbcrème und warmem Kartoffelschaum
Terrina di coniglio – Kaninchenterrine mit weisser Bohnencrème und eingelegten Pilzen
«Bouillabaisse» alla Colaianni – Allerlei aus dem Meer, serviert mit Rouille und Brotchips

Auf dem Bild ist nur die Einlage zu sehen, die am Tisch mit der “Suppe” angegossen wurde. Im Einzelnen bestand die Einlage aus: Jakobsmuschel, Krevette, Pulpo, Acquadelle-Fischchen, kleinen Shrimps, Wolfsbarsch, Steinbuttfilet. Auf dem Brotchip befanden sich die Rouille-Crème und Oliven. Die Suppe war sehr intensiv, aber nicht zu salzig und nicht verfälscht durch zuviel Alkohol, was anderswo schon vorgekommen ist.

Guancia di vitello e filetto di manzo con rotolo di polenta croccante – Kalbsbäckchen und Rindsfilet mit Polentaknusperrolle und Gemüsegremolata
Sella e spalla di capriolo – Rücken und Schulter vom Sommerreh mit Zwiebeltarte und Randen
Composizione di cioccolato amaro con ciliegie – Komposition von Bitterschokolade mit Kirschen

Schokoladenganache, Kirschsorbet, eingelegte Kirschen, Schokoladenair und eine künstliche Kirsche

Mignardises

Sfoliatelli gefüllt mit Vanillecrème, Pralinée aus weisser Schokolade gefüllt mit Erdbeercrème, Joghurtmousse im Glas mit Blaubeercrème und Fenchelperlen

Fazit

Sehr gutes, schmackhaftes Essen, passende Zusammenstellungen und sehr viel Umami – italienische Rezepte mit französischem Finish.