Restaurant Sonnora Dreis

Mittagessen
Besucht: Juni 2022
Bewertung: Drei Michelin Macarons

Ich bin immer noch erstaunt, wie gut ein Essen sein kann. Ich war ja vorgewarnt, gibt es doch einige Berichte von Besuchen in neuerer Zeit, z.B. hier und hier und hier. Im ersten Bericht steht: ” Es bleibt dabei, was kaum zur Debatte stand: Besser kann man in Deutschland nirgendwo essen.” Im letzten Bericht steht: “…so zutiefst befriedigend kann man in Deutschland kaum irgendwo essen. Wenn überhaupt.” Dem kann ich voll und ganz zustimmen. Um zu zeigen, wie ich dieses sonntägliche Mittagessen beurteile, vergebe ich zum ersten Mal Noten.
Nachdem ich eine Reservierung im ersten Coronajahr kurzfristig absagen musste, ergriff ich die Gelegenheit anlässlich eines Wochenendes in Nordrhein-Westfalen auf dem Rückweg in die Schweiz einen Umweg zu machen und im Sonnora zu Mittag zu speisen. Die kurzfristige Reservierung zwei Wochen vorher wurde umgehend äusserst freundlich bestätigt. Die Antworten auf die gleichzeitig getätigten Anfragen bei Christian Bau und im Schanz waren von der Laufzeit und Qualität der Antworten eher enttäuschend.
Ich war eine dreiviertel Stunde vor dem Beginn beim Hotel und konnte so sehr entspannt in das Mittagessen starten. Nach einem kurzen Spaziergang durch den Garten begab ich mich in die Lounge und startete mit der alkoholfreien Apfelsinfonie der Manufaktur Jörg Geiger. Bald wurden mir die Menükarten gereicht und auch die ersten zwei Kleinigkeiten wurden in der Lounge serviert.
Meine Wahl fiel auf das Menü inklusive der Option, bei den Vorspeisen die Gänseleber gegen die Tatartorte auszutauschen. Es werden zwei Weinbegleitungen offeriert: Eine klassische und eine gereifte, welche teilweise mit Hilfe des Coravins ausgeschenkt wird. Ich entschied mich bei Gang 1, 2 und 4 für gereifte und bei Gängen 3 und 5 für klassische Weine. Die Menge wurde auf meinen Wunsch bis auf das erste Glas auf halbe Gläser reduziert.

Die Kleinigkeiten in der Lounge waren folgende:

Schwertmuschel, Blumenkohl, Orange-Citrus

Der Snack war äusserst präzise gearbeitet, perfekt abgeschmeckt, die Zutaten von bester Qualität. Die Zusammenstellung von kleingeschnittener Schwertmuschel, gelierter Orangen-Zitrus-Marinade und samtiger Blumenkohlcreme bewerte ich nicht weniger als (10/10).

Tartelette mit Kalbstatar, roter Beete, Meerrettich und Forellenkaviar

Auch dieses mit einem Happs zu geniessende Amuse Bouche war von hervorragender Qualität (10/10).

Im Restaurant wurde dann eine Trilogie serviert:

Auster, Gurke, Kaviar
Weinbegleitung zu den Amuses und dem ersten Gang: 2006 Grüner Veltliner Smaragd Weingut Nikolaihof, Wachau, Österreich

Vorportionierte Gillardeau-Austernstücke, Gurkenwürfel, Gurkengelee, eine feine Gurken-Dill-Emulsion, knackiger Salat und nicht zuletzt drei Nocken Imperial-Kaviar waren hier vereint und riefen auch bei mir als nicht unbedingt Austern-Fan Begeisterung hervor (10/10).

Tomatenessenz, -creme und -Granité

Dies war neben der Tomate, Mozzarella, Basilikum im Mövenpick 20/20 die beste Tomatenzubereitung, die ich je gegessen habe (10/10).

Taschenkrebs und Minze

Das Amuse mit gezupftem Taschenkrebs war auch sehr gut, fiel aber für meinen Geschmack im Vergleich mit den anderen zwei Mini-Gerichten etwas ab (9/10).

Brot gab es auch.
Brioche und Olivenschnecke, Salzbutter

Besonders die Olivenschnecke wusste zu begeistern. Diese Sorte war auf dem Brotwagen auch bald “ausverkauft”.

Kleine Torte vom Rinderfilet-Tatar mit N25- Caviar „Selection Sonnora“ ( 20g.) auf Kartoffelrösti

Da ist sie! Vielfach im Internet gesehen, hatte ich nun die Gelegenheit, den Klassiker des Hauses zu probieren, der seit 1987 ununterbrochen auf der Karte steht: das Törtchen vom Rinderfilet-Tartar. Die Zutaten dafür sind wohlbekannt: warmes, sehr knuspriges Kartoffelrösti, etwas zurückhaltender gewürztes Rinder-Tatar, eine dünne Schicht Crème fraîche und Imperial Gold Kaviar. Perfektion in Vollendung was Würzung, Texturspiel und Proportionierung der Komponenten angeht (10/10).

Gegrillte Langoustine „Royal“ mit Mango „Par Avion“ und Limonen-Butter- Sauce „Beurre Bordier“
Weinbegleitung: 2008 Eitelsbacher Kartäuserhof, Riesling Kabinett feinherb, Weingut Kartäuserhof, Mosel, Deutschland

Ein veritabler Kaisergranat in Ausnahmequalität, perfekt innen glasig auf den Punkt gegart, war umgeben von einer schaumigen Limonen-Butter-Sauce Beurre Bordier. Zwei Mango-Röllchen, wiederum knackige Salatblätter und grüne Streifen mit süssem Erbsengeschmack komplettierten diesen Teller. Dies ist nun mein Referenzgericht in Bezug auf die Hauptzutat (10/10).

Medaillons vom bretonischen Hummer mit weißem Spargel, Frühlingsmorcheln und Nage von Mandeln und altem Sherry Weinbegleitung: 2012 Pinot Gris Rotenberg, Domaine Zind-Humbrecht, Elsass, Frankreich

Der nächste Gang hat drei saisonale Zutaten, die es demnächst aufgrund ihrer Saisonalität für ein dreiviertel-Jahr nicht mehr geben wird, Hummer, Morcheln und Spargel. Dieses Gericht ist für mich eine Synthese aus zwei Gängen, die ich bei zwei unterschiedlichen Besuchen im Cheval Blanc in Basel gegessen habe – eine Cassolette von weissem Spargel und Frühlingsmorchel und Bretonischer Hummer und Bergamotte ohne dass hier Zitrusaromen im Spiel waren. Das Gericht ist sehr kleinteilig angerichtet: Baby-Lauch auf den Morcheln und Hummer, Spargelscheiben und Morchelstäbchen auf dem Hummer, Spargelscheiben und knusprige, geröstete Mandelblättchen auf der weissen Spargelstange. Und zum Ganzen eine hervorragende Nage. Macht (10/10).

Sanft gegrillter Steinbutt aus La Rochelle mit Wassermelone in Strauchtomaten-Fumet, schwarzem Pfeffer und Basilikum Weinbegleitung: 2010 Château Pape Clément, Cru Classé Péssac-Léognan, Bordeaux, Frankreich, ein Cuvée aus 80% Sauvignon Blanc, 17% Semilion und 3% Muscat

Der nächste Gang ist einer, der nicht vom leider viel zu früh verstorbenem Vorgänger und offenbar sehr gutem Lehrmeister Helmut Thieltges ersonnen wurde. Eine fantastische, gegrillte Tranche vom Steinbutt befindet sich in einem buttrig aufgemixten Strauchtomaten-Fumet. Der Fisch selbst ist mit einer Scheibe Wassermelone abgedeckt, die mit Tomatenessenz, kleinen Basilikum-Abschnitten und Minierbsen belegt war. In der Nage waren noch kleine Wassermelonenkugeln und gelbe Tomatenstückchen zu finden. Ein in der Zusammenstellung überraschendes Gericht, welches perfekt ausbalanciert daherkommt (10/10).

Rehrücken aus der Eifler Jagd mit Buchweizen-Crêpe „Foie Gras“, Pistazien-Gremolata, Orangen-Aromen und Sauce Rouenaise „Sonnora
Weinbegleitung: 2004 Pommard Pinot Noir, 1er Cru Les Arvelets, Domaine Roblet-Monnot, Burgund, Frankreich

Als der Hauptgang an den Tisch kommt, der Wild zum Thema hatte, glaubte ich erst, meinen Augen nicht zu trauen. Wo zum Teufel bekommt er jetzt Steinpilze her, die nun überhaupt keine Saison haben. Ich hielt die Stücke auf dem Rehrücken mit ihrer dunkelbraunen Schale und dem hellen Kern erst für die aromatischen Waldpilze – es war aber “nur” gebratene Fois Gras. Auf dem Teller befanden sich noch Pfifferlinge, etwas Kartoffelpürée, Preiselbeeren, ein kleiner Wirsing und sehr dünne Champignon-Scheiben. Der Buchweizencrêpe rechts war mit gedämpfter Fois Gras gefüllt. Die Gremolata, die am Tisch angegossen wurde, zeichnete sich durch eine dezente Süsse durch die Orangen aus. Man kann hier lesen, dass die Gerichte sehr kleinteilig sind, dabei aber absolut problemlos essbar bleiben – keine Orgie aus Quetschflaschentupfen, Schäumchenspielen und Pinzetten-Platzierungen. Dieses Wildgericht ist ab sofort zusammen mit dem Rehgericht, welches ich im Vendôme vor einigen Jahren hatte, meine geschmackliche Referenz (10/10).

Eingelegte Portweinkirschen mit Rahmeis von schwarzem Pfeffer

Sehr puristisch und gut, die Pfefferschärfe deutlich wahrnehmbar (8/10).

Delice von der Gariguette-Erdbeere „Fromage Blanc“ und Rhabarber-Mascarpone-Eis mit leicht gelierter Vinaigrette von Rhabarber, Pinienkernen und Basilikum-Öl

Ein Teil der Gariguette-Erdbeeren, die sich als Charlotte fächerförmig auf einer runden Hippe befanden, war durch sehr aromatische Walderdbeeren ersetzt, darunter eine Art Frischkäsemousse. Das Rhabarber-Mascarpone-Eis war mit Baiser dekoriert. Zusätzlich wurde noch eine gelbe Zabaione von Riesling und Holunder aufgelöffelt. Mehr Zabaione wurde in einem Schälchen à part gereicht (8,5/10).

Mignardises: vorn links im Isolierglas eine Miniatur eines regulären Desserts auf der Karte – Geeister Kaffee Arabica „Sonnora“ mit Kakaobohneneis und Tahiti-Vanilleschaum; oben rechts warme Beignets mit Schokoladenfüllung, mit Schokolade ummantelte Nüsse, oben links Opera-Schnitte, Salzkaramelpraline mit flüssigem Kern (rund), Kaffee-Amaretto-Toffee; unten links Himbeere mit weisser Schokolade, Walderdbeeren-Tartelette, Limetten-Baiser-Törtchen (9,5/10).

Fazit

Warum ist Dreis nur so weit weg von meinen Lebensmittelpunkten? Dieses Restaurant ist ab sofort meine kulinarische Referenz in Deutschland. Wer auf diesen Küchenstil steht und die verwendeten Zutaten mag, kommt um das Sonnora nicht herum. Die Desserts konnten nach meinem Geschmack nicht ganz den Spannungsbogen halten, der bis zum Hauptgang bestand. Nichtsdestotrotz bewerte ich die Küche mit 10/10.

Abgesehen von der Küchenleistung ist auch die Atmosphäre in diesem Familien-geführten Haus einzigartig. Frau Rambichler, Frau Thieltges und auch die anderen Mitarbeiter des Service-Teams schaffen eine Atmosphäre, in der ich mich wohlfühle. Ich hoffe, dass ich bald Mal wiederkommen kann.

Informationen zu diesem Besuch

Chef de Cuisine: Clemens Rambichler
Ort: Dreis, Deutschland
Besucht: Juni 2022
Guide Michelin (D 2022): Drei Michelin Macarons
Meine Bewertung dieses Essens: 10/10
Website: Restaurant Sonnora



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Gourmetrestaurant Silberdistel Ofterschwang

Abendessen
Besucht im März 2022
Bewertung: Ein Michelin Macaron

Das Gourmet-Restaurant Silberdistel befindet sich im 5 Sterne plus Resort Sonnenalp in Ofterschwang Bayern.

Für mich war es ein Vorteil, dass das Restaurant von meiner Unterkunft nur 700 Meter zu Fuss entfernt war. Der Tag des Besuchs war der letzte, bevor das Restaurant für einige Wochen schloss.
Ist man hier zum ersten Mal, so braucht es Führung, um in dem weitverzweigten Haus zur Silberdistel zu finden. Einmal angekommen, hatte ich einen schönen Platz am Fenster mit Blick auf die Aussenpools.

Es wird ein 4, 5 oder 7-gängiges Menü angeboten und bei den Getränkebegleitungen unterscheidet man zwischen Klassik-, Premium-Weinbegleitung und alkoholfreier Begleitung.

Ich wählte das 5-Gang-Menü unter Auslassen des Käsegangs und des vegetarischen Zwischengangs. Ausserdem entschied ich mich für die Premium-Weinbegleitung.

Schon wurden Einstimmungen gereicht.

Rote Beete Sülze auf rote Beete Baiser, Meerrettich-Crème und Alpkäsequiche

Die rote Beete Variation zeichnete sich durch ein sehr knackiges Baiser und ein interessantes Süsse-Meerrettich Wechselspiel aus. Die mit einer halben gelben Minitomate dekorierte lauwarme Quiche hatte genau die richtige Temperatur.

Dinkelbrot, Kürbiskernöl-Creme Fraîche, ungesalzenen Heubutter, Südtiroler Schinkenspeck

Die zwei Stücke des geteilten halben Dinkelbrots empfand ich als etwas gross, die Butter war am Anfang hart und auf dem Kiesel schwierig zu schneiden. Die recht kompakte Crème Fraîche hatte einen schönen, subtilen, nussigen Kürbiskern-Geschmack. Die Qualität des Schinkenspecks war sehr gut.

Corned Lamm in Pilzdashi

Als letzten Gruss aus der Küche gab es ein Scheibe Corned Beef allerdings statt aus Rind aus Lammfleisch zubereitet. Am Tisch wurde ein Pilzdashi angegossen. Dekoriert war das Ganze mit Radieschen-Stiften, einer Frischkäse-artigen Crème und einem grünen knusprigen Kraut, könnten frittierte Algen gewesen sein, was zu dem Dashi passen würde. Das roch sehr gut, schmeckte aber auch durch seine Süffigkeit überaus gut.

Roh marinierter Hirschrücken – Topinambur – Berberitze – Trüffel –”Chiriboga”
Weinbegleitung: 2018 Achletten Smaragd Grüner Veltliner Domäne Wachau

Der erste Gang war dann eine Art Rotwild-Carpaccio, welches von gegrillter Topinambur- Wurzel, einer Topinambur-Praline, einer Art Berberitzen-Kompott, Käsecrème, Himbeercrème und Trüffelstreifen begleitet wurde. Das Fleisch war sehr zart, man konnte es am Gaumen mit der Zunge zerdrücken. Pfeffrige Schärfe war vorhanden, Salzigkeit vermisste ich ein bisschen. Die Berberitze war für den Säurebeitrag zuständig. Chiriboga ist ein rindenloser Blauschimmelkäse, der für die Zubereitung der Käsecrème verwendet wurde.
Die Weinbegleitung wurde eingegossen, ohne dass ein Schluck zum Degustieren angeboten wurde. Nachdem ich darauf aufmerksam gemacht hatte, besserte sich das in den nächsten Gängen.

Am Nebentisch wurde nun Kaviar aus der Dose mit Beilagen serviert.

Nagelfluh-Saibling und Kaviar – Nussbutterfond – Rauchforellenbrandade
Weinbegleitung: 2017 Mersault “Les Tillets” Domaine Jobard Mareg

Nun kam der nächste Gang auf einem warmen Teller. Ein sehr schönes Stück Saibling befand sich auf einem Püree aus Kartoffeln und Rauchforelle (Brandade). Oben auf dem Saibling lag ein knuspriges Stück, welches von der Form an ein frittiertes Schwanzstück eines kleinen Fisches erinnerte. Das Ganze wurde abgeschlossen von einer Nocke Kaviar. Im sehr guten Nussbutterfond mit Schnittlauch und Forellenkaviar waren noch Gelwürfel zu finden, die Fruchtigkeit und etwas Säure beitrugen. Alles in allem ein sehr gutes Gericht, welches mir gut geschmeckt hat.

An einem anderen Nebentisch gab es nun sautierte Entenleber mit Himbeeren und Jus, die von einem Kracher Zweigelt Trockenbeerenauslese begleitet wurde.

Geselchtes Lammbäckle – Powidlkraut –geflämmte Erdäpfel
Weinbegleitung: 2018 Roda I Reserva Tempranillo

Sehr zartes Lammbäckle auf Lammjus mit Rotkohl, der mit Powidl (böhmischem Zwetschgenmus) gekocht wurde, eine geflämmte Kartoffelschnecke und ein mit BBQ-Sauce gefülltes Kartoffelkissen bildeten den nächsten Gang. Das Fleisch hatte eine ähnliche Konsistenz wie Pulled Pork. Sehr gut!
Dazu wurde ein im Holz ausgebauter Tempranillo mit 5% Cabernet Sauvignon serviert – ein sehr guter Wein.

An einem weiteren Nebentisch wurde jetzt ein ganzer Hummer vorbereitet und Seezunge tranchiert.

Salmaser Reh – Kerbelwurzel – Zirbe – schwarze Walnuss – Moosbeere
Weinbegleitung: 2018 Rings Syrah Reserve

Im Hauptgang gab es ein optimal zubereitetes Stück Rehrücken mit gefülltem Griesknödel, in Butter sautierte Kerbelwurzel, Kerbelwurzelpüree, Kerbelwurzelchip, schwarze eingelegte Walnuss-Scheiben, Rehjus und Moosbeeren-Gel. Die Zirbe habe ich nicht wahrgenommen. Die Beilagen waren klug gewählt. Überraschend war für mich die süssliche Kerbelwurzel. Auch der Griessknödel war sehr gut. In einer separaten kleinen Schüssel wurde dazu eine Rehbulette (Fleischpflanzerl, Frikadelle) aus der Keule auf Wirsing serviert. Alles in allem war das ein sehr wohlschmeckender Gang.
Der Syrah aus Deutschland, der diesen Gang Glasweise mittels Coravin begleitete, passte ebenfalls sehr gut dazu, war er doch schön rund und nicht von der pfeffrigen, “punchigen” Sorte.

Zitronen-Kirschsorbet und Buttermilch-Champagner-Sorbet unter einem Silberdistelchip

Beim Pré-Dessert fühlte ich mich an meinen Besuch letztes Jahr im Aqua in Wolfsburg erinnert, wurde es doch auch im umgedrehten Boden einer Champagnerflasche serviert. Die hier zwei Sorbets waren allerdings andere, haben aber auch gut geschmeckt. Der Chip war sehr knusprig. Beim Anblick des Chips auf dem Foto sagte meine Tochter spontan: ” Der ist nicht perfekt, die haben vergessen, die kleinen Anhängsel rechts vor dem Servieren zu entfernen.” 🙂

Süsse Heumilch – cremig, luftig, knusprig – Zimtblüte – Blutorangen
Weinbegleitung: 2018 Randersacker Sonnenstuhl Rieslaner Weingut am Stein

Der Dessertteller bot drei Variationen Heumilch (Gel/Crème, Schaum, Chip), welche von Crème, Sorbet und Filets der Blutorange begleitet wurden. Ausserdem befand sich auf dem Teller noch Karamell von weisser Schokolade.
Der Wein dazu bot ein schönes Süsse-/Säure- Spiel.

Luftschokolade, Wacholderstein, Enzianpraline

Auf einer Zehnender-Geweihstange wurden die Petit Fours serviert. Diese schmeckten interessant, sind aber sicher nicht jedermanns Sache.
An einem weiteren Nebentisch wird jetzt ein Dessert flambiert. Es handelte sich wahrscheinlich um Crêpe Suzette.

Fazit

Der “Grosse Streifzug – Alpine Cuisine” hat mir gut gefallen. Die Zutaten des Menüs sind regional und man sieht das Bemühen, möglichst viel von einem Grundprodukt zu verarbeiten. Man kann hier auch à la Carte speisen und an meinen textlichen Einschüben über die Nebentische kann man erkennen, dass hier die grosse Klassik mit teilweise nicht mehr so regionalen Produkten (Hummer z.B.) zelebriert wird. Alles in allem war dies ein lohnender Besuch und ich würde wiederkommen, wenn sich die Gelegenheit böte.

Internet: Gourmetrestaurant Silberdistel

Ophelia Konstanz

Abendessen
Besucht im August 2021
Bewertung: Zwei Michelin Macarons

Dies war mein zweiter Besuch nach 2019. In Erinnerung blieb mir das sehr gute Essen und die hervorragende Weinbegleitung von Herrn Hinze, der, wie wir gleich nach dem Platznehmen erfuhren, inzwischen das Haus verlassen hat – eine kleine Enttäuschung zu Beginn. Im Moment gibt es hier ein Menü in maximal sieben Gängen. Bei der ersten Vorspeise kann man sich zwischen Gänseleber oder Jakobsmuschel entscheiden oder auch beide nehmen. Wir entschieden uns für das Menü in sechs Gängen mit Jakobsmuschel. Beim Hauptgang hat man die Wahl zwischen Lamm und Perlhuhn. Da ich in letzter Zeit oft Lamm mit Beilagen aus der Südfranzösischen oder Nordafrikanischen Geschmackswelt gegessen hatte, entschied ich mich für das Perlhuhn.

Dazu nahmen wir die Weinbegleitung, die wir uns am Anfang auch erläutern liessen, uns zu diesem Zeitpunkt aber nicht sehr beeindruckt hatte. Später dazu mehr…

Wie immer, servierte Herr Hoberg mit.

Ich bitte die teilweise nicht optimale Qualität der Bilder zu entschuldigen. Die Lichtverhältnisse waren nicht die besten.

Nun wurden Appetitmacher serviert.

Bodenseefelchen

Dreierlei vom Bodenseefelchen: geräuchertes Filet, Tartar und Kaviar. Ganz hervorragend.

Blumenkohl I Trüffel

Törtchen gefüllt mit Blumenkohl getoppt mit Kaviar. Im Mund recht flüssig mit deutlich wahrnehmbaren kleinen Blumenkohlröschen. Der schwächste der Appetitmacher mit wenig herausgearbeitetem Blumenkohlaroma und auch schwachem Trüffelgeschmack.

Saibling I Lauch

Flaches Tartelette mit gebeiztem Saibling und schönem grossen Saiblingskaviar. Einfach Klasse. Besonders gefällt mir, wenn der Kaviar im Mund sein jodig salziges Meeraroma preisgibt.

Duroc I Kataifi

Warme Kataifi-Rolle gefüllt mit gebackenem Durocfleisch aus der Region und asiatischen Gewürzen. Interessante Geschmackswelt mit Duroc von bester Qualität. Einfach gut!

Aal Rettich Kresse

Als letzter Gruss aus der Küche leicht angeräucherter Aal auf Aalgelee mit Rettich und Curry- und Kressecrème. Hier nicht zu sehen wurde noch ein heller Schaum am Tisch angegossen. Dazu der erste Wein aus der Begleitung: Weingut Wörner, Steillage weiss 2018, ein Cuvée aus Riesling und Müller Thurgau. Was für ein Wein! Das war ein Kracher gleich zu Beginn.

Jakobsmuschel Fenchel Dill Buttermilch Kaviar
Weinbegleitung: Chenin Blanc Bandito Keep on Punching 2020, Südafrika

Carpaccio von der schottischen Jakobsmuschel auf Fenchelmousse, marinierte Fenchelstreifen, geräuchertes Frischkäse-Eiscrème und eine Buttermilch Dill Kaviar Vinaigrette. Der Wein hierzu passte, war aber der schwächste aus der Begleitung. Hier liesse sich bestimmt auch ein gutes Gewächs aus Deutschland finden. Das Gericht selbst war sehr wohlschmeckend. Alle Komponenten optimal aufeinander abgestimmt. Fenchel könnte hier dominierend sein. War es aber nicht.

Rote Garnele Farro Gurke Olivenöl
Weinbegleitung: Johannes Aufricht Riesling 2017 Meersburg Bodensee

In Olivenöl Sous Vide gegarte rote Garnele mit Gurkenscheiben, darauf Olivenölschaum, Olivenöl- Grissini und eine Gelsphäre gefüllt mit einem Farro-Salat. Farro ist das italienische Wort für Dinkel. Auch hier waren auf dem Teller optimal aufeinander abgestimmte Komponenten mit klar zu erkennendem Eigengeschmack aber nichts dominierend. Harmonie pur!

Seeteufel Artischocke Schweinebauch Tomate Parmesan
Weinbegleitung: Chanson Mersault 2018 Chardonnay

Seeteufel auf grünen Bohnen, darauf eine Mirepoix aus Bohnen und Schweinbauch, daneben ein Artischockenboden gefüllt mit Artischockenragout, Tomatenpürée als Umrandung, abgezogene Cherrytomaten und eine himmlische Tomaten Beurre Blanc. Seeteufel und Schweinebauch – eine Traumkomposition. Die Bohnen fügten Knackigkeit hinzu und die Tomaten Beurre Blanc war einfach traumhaft gut. Wir leerten die kleine am Tisch verbliebene Saucière bis auf den letzten Tropfen.

Der Wein harmonierte wunderbar mit dem Gericht. Nahm man ein Stück Fisch und anschliessend einen Schluck Chardonnay kam die Vanillenote des Weins intensiv zum Vorschein.

Kalbsbries Herz Brioche Pfifferling Wirsing
Weinbegleitung: Vollmayer Höchste Lage (560 m) Chardonnay 2020, Biowein, Baden, Bodensee

Glasiertes gebratenes Kalbsbries mit knusprigen Croutons und knackigem Schnittlauch auf Kalbsherz-Carpaccio mit einem Wacholder-Kalbsbrust-Jus, dazu Wirsingpraline und –crème und eine Pomme Souflée mit Parmesanaroma. Auch wenn der Hauptdarsteller auf diesem Teller aussen durch die Glasur nicht wirklich knusprig war, was meine bevorzugte Zubereitungsart von Bries ist, war dies ganz hervorragend. Dieser Jus hatte durch den Wacholder einen einzigartigen Geschmack, sodass wir dafür Sorge trugen, dass kein einziger Tropfen zurück in die Küche ging. Ebenfalls bemerkenswert – die Wirsingpraline.

Dreierlei von der Zitrone: Granité, Sorbet und Crunch

Hervorragender Neutralisator vor dem Hauptgang – gerade richtige Säure nicht zu süss.

Perlhuhn Erbse Mandel Eisenkraut
Weinbegleitung: Dr. Heger Spätburgunder 2005, Ihringer Winklerberg Spätlese trocken

Perlhuhnbrust mit Australischem Wintertrüffel, Tartelette mit Erbsencrème, Erbsen und Mandeln, säuerlich eingelegte Köpfe von Enokipilzen?
In separatem Schälchen Kärntner Nudel mit Nussbutterschaum und Trüffel.
Ein sehr guter Hauptgang mit leichten Schwächen: Ich vermisste die Knusprigkeit der Haut, aber die Brust war schön saftig, wiederum Trüffel von nicht optimaler Qualität. Vielleicht ist weniger manchmal mehr. Das Gericht hätte gut auch ohne den Trüffel bestanden, zumal das Tartelette auch ganz hervorragend war. Der “Raviolo” à part gereicht war eine schöne Idee und ich hätte ihn nicht missen mögen. Der Rotwein unterstützte hier gut und war von der Aromatik nicht zu stark.

Pré-Dessert: Tiramisu

Mascarponecrème am Boden des Schälchens mit Espresso, knusprigen Espresso-Perlen, Mocca- Eiscrème und Sablé.

Valrhona Caraïbe Kirsche Eierlikör Nussbutter
Weinbegleitung: Sauterne Chateau Rieussec 2011

Nussbutter-Spaghetti-Eis mit weisser Schokolade und Kirschsauce, marinierte Kirschen mit einer künstlichen Kirsche aus Valrhona-Schokoladencrème mit Haselnusskern, mit Kirschgelee überzogenes Eierlikörcrème-Rad auf Schokoladen-Biskuit und obenauf glasierter Kirsche. Kirsche hatte ich zum Dessert neben Aprikose in dieser Saison schon öfter. Dies war eine der besten Darbietungen. Der Sommelier, Herr Nicke, erklärte uns die Idee der Wahl des ja recht süssen Sauternes damit, dass dieser ganz gut mit dem nicht zu süssen Nussbuttereis harmonieren sollte. Dem war tatsächlich so.

Süßigkeiten:
Oben auf dem Löffel Kokos-Eiskonfekt mit Mandel und weisser Schokolade
Rot-weiss-gesprenkelt: Salzkaramellpraline
Mit Blattgold-Deko: Lakritzwaffel mit sehr knuspriger Waffel und dezentem Lakritzgeschmack (gut!)
Zitronentartelette mit Zitronecrème und weichem geflämmten Baiser obenauf

Fazit

Ich war wiederum und wir waren begeistert. Neben dem sehr guten Essen beeindruckte uns auch der Service.
Für mich stehen die Speisen von Herrn Hoberg und seinem Team (den “Jungs” aus der Küche) über dem Niveau von den meisten gleich bewerteten Restaurants, die ich dieses Jahr besucht habe. Dieses Gefühl hatte ich nur noch bei Herrn Rüffer im Restaurant Haerlin in Hamburg.
Mit Herrn Nicke hat man einen sehr guten Ersatz für Herrn Hinze gefunden. Seine Weinbegleitung war sehr gut bis hervorragend und auch er hatte zum Wein viel Interessantes zu erzählen.

Wir versuchen, im Herbst wiederzukommen.