La Table d’Olivier Nasti Kaysersberg (F)

Mittagessen
Besucht 2021
Bewertung: 2 Michelin Macarons

Das Gourmetrestaurant liegt im 5 Sterne Hotel Le Chambard am Ende der Fussgängerzone in dem Örtchen Kaysersberg nahe Colmar.
Ich hatte ja letztes Jahr schon drei 2 Sterne Erfahrungen im Elsass, zwei in der Auberge de l’Ill und eine bei Yves Schillinger in Colmar noch am alten Standort. Nun wollte ich einmal mit einem neuen Restaurant vergleichen.

Aufmerksam bin ich auf dieses Restaurant geworden durch diesen Bericht, den ich vor langer Zeit einmal gelesen hatte. Betritt man das Hotel durch den Haupteingang, so befindet sich links die Rezeption, geradeaus eine Glasscheibe, durch die man in eine Küche mit vielen Toque bestückten Köchen werfen kann und rechts der Eingang zum Gourmetrestaurant. Aperitif und Kaffee könnte man auf einer vorgelagerten Terrasse nehmen, ich verzichtete aber gern darauf, da sich die Touristen-bevölkerte Fussgängerzone doch recht nah befindet.
Mit dem Maître d’Hotel und einer sehr netten älteren Dame konnte man gut Deutsch kommunizieren, alles andere lief auf Englisch ab, ist doch mein Französisch nicht so perfekt, als dass ich ohne Probleme durchkommen würde.
Angeboten werden hier zwei Menüs, ein kürzeres noch regionaleres und ein längeres. Ausserdem kann man auch à la Carte bestellen. Ich entschied mich für das grosse Menü L’EXPRESSION. Beim Fischgang hat man die Wahl zwischen Felchen aus dem Genfer See und dem Saibling, der aus einem Dorf weiter kommt.
Mit dem Sommelier meinte ich abgemacht zu haben, eine von der Menge reduzierte Weinbegleitung zu bekommen.
Auf Regionalität legt man hier sehr hohen Wert, was sich in den Zutaten und auch in typischen Zubereitungen ausdrückt.

Und schon ging es los.
Das Elsaß in kleinen Happen

Eine kleine knusprige Waffel gefüllt mit Rettichcrème
Eine Sphäre gefüllt mit warmen Schneckenstücken und Petersilienjus
Tarte mit in Zitrone eingelegter Karotte
Weisser Macaron gefüllt mit Sauerkrautcrème, rundes geräuchertes Brot gefüllt mit Crème vom Aal, eckiges Kartoffelsoufflé mit Senf-Käse-Crème

Bis auf die Crème vom Aal waren alle Geschmäcker sehr gut herausgearbeitet. Die kleinen Happen gefielen mir sehr gut.

Flammkuchen

Flammkuchen, dieser für das Elsass typische Teigfladen, belegt mit Zwiebeln, Speck und Creme fraîche, kommt hier dekonstruiert daher, als lauwarme Crème mit den typischen Aromen und knusprigen Teigsticks. Die Crème schmeckt nicht sehr intensiv nach den genannten Komponenten. Man hat den Eindruck, man stösst erst auf dem Boden der Schale zu Ihnen vor. Trotzdem gut.

Der Aal « in Grün » Leicht geraucht und mit Zitrusfrüchten lackiert
Weinbegleitung: Sittweg, La Grange de l’Oncle Charles 2018, Elsass

Gebratenes, geräuchertes Aalfilet in der Mitte mit Petersilienpaste gefüllt, Petersiliencrème, Orangencrème, die wie Senf benutzt werden soll, Stücke vom Orangenfilet, Lauchstange.

Die Schnecke nach elsässischer Art, Zitronencreme
Weinbegleitung: Riesling Diebswinkel, Domaine Gross 2019, Elsass, Orange Wein

Der warme Teller kommt mit den auf Fenchel-Karotten-Mirepoix angerichteten Schnecken umgeben von Limetten-Knoblauch-Schaum. Auf den Schnecken befinden sich noch Tupfer von Limettengel. Am Tisch wird noch die grüne “Kräuterbutter” hinzugefügt, wobei es sich mehr um eine leichte Crème handelt. Mit dem Knoblauch wird hier sehr zurückhaltend umgegangen, was dem Gericht sehr zuträglich ist. Das ist so gar nicht Knoblauchbutter mit Gummischnecken…

Der Saibling aus unseren Bergen in Bienenwachs gekocht, lauwarme Honigvinaigrette und Tannenbaumöl
Weinbegleitung: Riesling Grand Cru Sommerberg, Albert Boxler 2017, Elsass, Coravin

Dies ist offenbar eines der Signaturgerichte von Olivier Nasti und das Spektakel am Tisch absolut wert! Erst wird einem das rohe Saiblingsfilet gezeigt (Bild 1), dann wird am Tisch 70 °C heisses Bienenwachs angegossen (Bild 2), die Holzschachtel wird für 7 Minuten am Tisch gelassen (Bild 3), während dieser Zeit gart der Fisch und das Wachs kühlt ab (Bild 4). Die Schachtel geht zurück in die Küche, der Fisch wird vom Wachs befreit und folgendermassen angerichtet (Bild 5): Mandeln, Mandelpürée, Tannen-Honig-Vinaigrette, Tannengel. Der Fisch bekommt durch diese Zubereitungsart eine einzigartige Textur, die ich nur mit der vom Lachs im Le Bernadin vergleichen kann. Die Tannenaromen sind gekonnt subtil eingestellt, sodass dieser Geschmack den Rest nicht überlagert. Sehr gut!

Goliath und Valentine Rhabarber mariniert in Holunderblüten und kandiert mit Honig

Dies ist ein etwas aufwändigerer Gaumen-Neutralisator als das oft benutzte Sorbet. Eine Soja-Holunderblüten-Vinaigrette mit kleinen, weissen Holunderblüten wird am Tisch angegossen. Dazu gab es eine Getränkebegleitung im schwarzen Glas. Man sollte raten, was das wohl ist. Da es etwas prickelnd war, schmeckte das für mich wie ein ultra-trockener Cidre. Der Sommelier erklärte mir hinterher, es sei schwierig zum Rhabarber in diesem Teil des Menüs eine passende Weinbegleitung zu finden. Wir sind ja noch nicht beim Dessert, bei dem man mit Süsse einen Kontrapunkt zur Säure des Rhabarbers setzen kann.

Es war Belgisches Bier und zwar Oude Geuze, 3 Fonteinen Jahrgang 18/19.

Dann wurde warmes Brot und dreierlei Butter an den Tisch gebracht. Ein geschickter Schachzug, das Brot erst jetzt zu servieren. Ich habe es bis dahin nicht vermisst. Was für ein Brot! Dazu Butter von links nach rechts: Leicht geräucherte, ungesalzene Standardbutter, leichte Sahnebutter mit Kräutern.

Das Reh “Shabu Shabu” und gerösteten Rapsöl
Weinbegleitung: Pinot Noir, Olivier’s Way, Albert Mann 2019, Elsass, Biowein

Man mag das japanisch “Shabu Shabu” nennen oder Fondue Chinoise, auf jeden Fall wurde ein hervorragende heisse Rehconsommée am Tisch auf die noch halb gefrorenen dünnen Scheiben Rehfleisch gegossen.
Auf dem Teller befand sich ferner noch: Mandel, Pflaume, Oxalis und Gänseleber. Sehr gut.

“L’Insolite” Rohes Rehtatar, “Osciètre Maison Kaviari” caviar
Weinbegleitung: Mondeuse, Champ Levat, Jean Yves Peron 2016, Albertville, Orange Wein

Die Schicht Kaviar ergänzte mit ihrer Salzigkeit das Tatar optimal. Auf dem Kaviar befand sich ein mit Sauerampfer aromatisierte Eisscheibe. Tropfen Sauerampfer-Öl und dünn gehobelte Champignons ergänzten das Ensemble. Hätte es hier noch eine knusprige Komponente wie z.B. ein Kartoffelrösti gegeben, wäre es nach meinem Dafürhalten noch besser gewesen.

Filet vom Sommerreh, Tannenbaumenknospen und wilden Cranberryes « kasknepfle wie unseren Großmütter »
Weinbegleitung: Vosne Romanée, Jean Pierre Guyon 2017, Burgund

Das Filet vom Reh war in punkto Produktqualität und Garung über jeden Zweifel erhaben. Was wie ein Kartoffelpürée aussieht, ist der KasKnepfle gemacht mit Frischkäse, darauf knusprige Croutons. Vorn noch Tannencrème mit jungen Tannennadeln und dazu ein Rehjus. Das Cranberry-Gel und die Beeren waren ziemlich sauer – mir zu sauer.

Weinbegleitung: Château-Chalon, Vignes aux dames, Francois Rousset Martin 2012, Jura (Orange Wein)

Hier wird ausschliesslich Käse aus dem Elsass angeboten – Von 6 Uhr im Uhrzeigersinn: Ziegenfrischkäse mit Schnittlauch, 6 Monate alter Ziegen-Tomme, Munster aus Ziegenmilch, geräucherter Munster, 3 bis 4 Monate alter Bleu d’Achinette, der einzige Blauschimmelkäse aus dem Elsass, 10 Monate alter Kuhmilch-Tomme. Besonders gut hat mir der geräucherte Munster gefallen, auch wenn Puristen jetzt die Nase rümpfen. Dazu Kastanien- und Nussbrot. Gute Idee, dazu wird eine kleine Schale angemachter Salat gereicht. Das neutralisiert den Gaumen zwischen den verschiedenen Sorten noch besser als nur Brot.

Der Käse ist nicht Teil des Menüs und muss extra bezahlt werden.

Pré-Dessert: Sahne-Honig-Eis mit Kastanienhonig und Honigwabenwaffel

Sehr gut, ohne die Bitterkeit, die Kastanienhonig oft im Übermass hat.

Knusperrolle mit Holunderblütencréme-Füllung und Aprikosengel
Die heisse Aprikose gekocht in einer Zuckerkruste mit Vanille, Holunderblütenöl, Aprikosenpürée mit elsässischem Safran und Aprikosen-Sorbet
Weinbegleitung: L’abricot du Roulot, ein 25%iger Aprikosenlikör, Burgund
Erdbeer-Sahne-Sorbet auf Erdbeer-Ragout mit Crème Chantilly
Die Erdbeere « Mara des bois », Blue Montain Tee und rohe Sahne Eis
Weinbegleitung: Muscat, Vendanges Tardive, Grand Cru Schlossberg, Kirrenbourg 2018, Elsass

Untendrunter Biskuitboden, Obendrauf Zuckerscheibe und Erdbeer-Kaviar, in der Mitte Vanillecrème

Zum Abschluss die Elsässischen Naschereien

Elsässischer Berewecke?
Offene Meringue-Sphäre gefüllt mit Vanille-Blaubeer-Schaum
Pralineés: braun wilder Kümmel, weiss Wacholder
Zuckergugelhupfe: weiss gefüllt mit Gewürztraminer, gelb mit Gin Safran, beige mit elsässischem Whiskey

Fazit

So stelle ich mir Gourmetküche auf Spitzenniveau vor. Überraschende Kombinationen, ausbalancierte Aromen, ungewöhnliche Zubereitungen, Spektakel nicht nur um des Spektakels willen und alles schmeckt.
Weinbegleitung: Nun hat es mich innerhalb einer Woche gleich zweimal erwischt. Orange Weine. Für meinen Geschmack nicht ungeniessbar, aber klar auch (noch?) nicht das Beste, was der Weinmarkt zu bieten hat. Die beiden Weinkarten (Elsass und Rest der Welt) sind sehr aufwändig gemacht und dafür zu loben. Hier wird Wert auf Unterstützung der Nachhaltigkeit gelegt, viele der in der Begleitung angebotenen Weine, auch die nicht- Orange, waren Bioweine.

Ein Wort zum Service: Es gab am Anfang und am Ende zwei Unstimmigkeiten, die jedoch zu meiner vollsten Zufriedenheit ausgeräumt wurden. Ansonsten war ich mit dem Service sehr zufrieden. Mit Olivier Nasti selbst habe ich ein nettes kurzes Gespräch geführt. Gerne würde ich mit ihm länger unterhalten. Vielleicht beim nächsten Mal.

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Takao Takano Lyon

Abendessen

Besucht am 27.03.2019

Bewertung: Zwei Michelin Macarons

Dies ist nun das zweite Restaurant, das ich an zwei aufeinanderfolgenden Tagen in der Innenstadt von Lyon als Einzelperson reserviert hatte.

Der Name des Restaurants, welcher auch der Name des federführenden Kochs ist, lässt Japanische Küche vermuten. Dem ist aber nicht so.

Tako Takano ist in der Tat von Geburt Japaner, hat allerdings in Frankreich gelernt und kocht Französisch mit wenigen Einflüssen aus Japan. Der Stil der Restauranteinrichtung ist Japanisch zurückhaltend.

Bei den Menus hat man die Auswahl aus zwei Menus. Ich habe mich für das kürzere von beiden entschieden.

Beim Wein entschied ich mich für drei glasweise ausgeschenkte Weine.

Das Menu bestand aus:


Hors d’oevre: Chawanmushi mit Brühe, Tartar von Shiitake-Pilzen und roher Makrele in Sushi-Qualität

Hier blitzte das einzige Mal der Japanische Einfluss auf. Chawanmushi (wörtlich “Gedämpftes aus der Teeschale” = Japanischer Eierstich) wird in Japan normalerweise mit Krustentiereinlage zum Frühstück serviert. Dies hier war ganz hervorragend mit Umami-Geschmack von der Brühe und dem Pilztartar.


Gebratene Jakobsmuschel mit kleinen Kartoffeln
Weinbegleitung: Sancerre Nuance Pinard

Pollack mit Kräuterdeckel, grüne Blätter vom Blumenkohl, Schnecken, Rogen und geräucherter Mayonnaise

Dieser Gang war der beste des Abends. Der Fisch hatte eine hervorragende Qualität und war perfekt gegart. Das Fleisch liess sich in Schichten lösen. Die Schnecken verstecken sich unter dem Rogen in den Kohlblättern.


Das “fette Ende” vom Kalb mit Variationen der Erbse (ganz, Püree, Schaum) und Bohnen
Weinbegleitung: 2016 Syrah Collines Rhodannie aus dem unteren Loiretal

Diesen Gang hatte ich ausgetauscht, d.h. vom anderen Menu genommen. In der original Menufolge wäre hier Taube aufgetischt worden, welche nicht so zu meinen Favoriten zählt. Hier passte übrigens zum ersten Mal in einem von mir besuchten Restaurant der Syrah zum Essen. Grund: dieser Syrah war nicht so “punchy” und pfeffrig wie andere Syrah/Shiraz.


Sehr guter Käse vom Wagen.

Dessert: Soufflé auf Kastanien mit Karamelsauce und Karamelleiscreme
Weinbegleitung: 2015 Gewürztraminer Spätlese

Alles in allem ein sehr schmackhaftes Abendessen, welches zudem noch ein sehr gutes Preis-Leistungs- Verhältnis hatte. Das Menu hat 90 Euro gekostet und auch die glasweisen Weine waren sehr fair kalkuliert.

Die Sommeliere hat sehr gut beraten. Der Schwerpunkt liegt hier bei Weinen aus der Region.