Glam by Enrico Bartolini Venedig

Mittagessen
Besucht am 09.10.2020
Bewertung: Zwei Michelin Macarons

Im Herbst sind wir für einen Tag nach Venedig zurückgekehrt, um einiges nachzuholen, das wir im Sommer hier nicht “erledigen” konnten. Dazu zählte ein Besuch im Restaurant Glam by Enrico Bartolini und einer auf der Dachterrasse der Fondaco dei Tedeschi.

Enrico Bartolini betreibt mehrere Restaurants in Italien. Sein Hauptrestaurant ist wohl das al Mudec in Mailand, welches mit drei Macarons ausgezeichnet ist.

Wir starteten unser Mittagessen um 13:15 Uhr.

Es dauerte jetzt erst einmal eine geschlagene Viertelstunde bis wir erste Getränke geordert hatten und uns die Speise- und Weinkarten gereicht wurden.

Mein Wunsch nach Beratung an den Sommelier bezüglich eines fruchtig frischen Weissweins wurde mit einer Empfehlung zu einem Campi Flegrei Piedirosso 2015 von Contrada Salandra aus Kampanien beantwortet. Dieser war zwar weniger fruchtig, als ich erhofft hatte, zeichnete sich aber durch einen interessanten Abgang mit Honignoten aus und passte letztendlich gut zum Menü.

Nach Absprache entschieden wir uns für das 8-9 Gang Überraschungsmenü ohne Meeresfrüchte und Innereien für meine Frau.

Nun wurden viele Amuses bouches an den Tisch gebracht. Zwei Servicemitarbeiter mussten dazu je zweimal kommen.

Heringskaviar mit Fingerlime
Cracker in Pilzform auf einer Lebercrème
Baccalà-Millefeuille mit Kartoffelcrisp

Dies war eine sehr schöne Interpretation des Baccalà-Cicheti, welches man in den Weinbars in Venedig als Snack bekommt. Die sogenannten „Cicchetti“ sind eben delikate Häppchen (kleine Speisen und Snacks), die man in den Weinbars (genannt Bacari) von vormittags bis spätabends bekommt.

Frigella-Brot mit marinierten Anchovis, Ruccola, Mayonnaise und Zitronenabrieb

Sehr gut.

Ei-Crème mit Bottarga

Klassische Kombination mit einer sehr feinen Ei-Crème.

Mit Tomatenpaste und Auberginen-Crème gefüllte Teigkissen, darauf ein kleines weisses Stück Lardo
Knusprige leicht scharfe Paprikacracker

Ein letzter Gruss aus der Küche wurde gereicht.

Tartar vom Seebarsch im Briochebrötchen mit Ponzu

Sehr lecker! Man beachte das auf dem Deckel eingearbeitete Salz und die filigrane Dekoration.

Das war jetzt eine Menge Vorgeplänkel und wir waren schon fast ein und eine halbe Stunde im Restaurant. Ich sah schon unsere Reservation auf der Dachterrasse dahingehen…

Im Gegensatz zu den anderen Gourmetrestaurants, die wir innerhalb einer Woche besucht hatten, wurde unserer Tochter hier angeboten, etwas aus dem “normalen” Restaurant des Hotels zu bestellen, was sie mit dieser guten Carbonara auch tat.

Erster Gang, von dem ich leider vergessen habe, ein Foto zu machen: Zucchini aus Sant’Erasmo, Ei und Strike-Bier. Dieser Teller bestand aus zwei dünnen, langen “Baby”-Zucchini und dem Teil einer grösseren Zucchini, die genau zum richtigen Biss gedämpft waren, einem Eigelb, unter dem sich ein schwarzes Pulver befand und etwas Dekoration drumherum.

Acquadelle-Fisch mit Saucen: Ponzu-Sauce, schwarze Tintenfisch-Tinten-Sauce, salzige Limonensauce, Orangen-Gel

Dieses Gericht war spannender als der Name auf den ersten Blick suggeriert. Die frittierten Fische waren auf vier verschiedenen Saucen angerichtet und diese wiederum mit verschiedenen Kräutern (Minze, Dill, Salbei, Petersilie usw.) belegt. Durch die unterschiedliche Kombination der knusprig frittierten Fische mit Sauce und Kraut ergaben sich immer wieder andere Geschmacksbilder. Herrlich, allein hat mir die Ponzu-Sauce am besten geschmeckt.

Nun wurde ein geviertelter, runder, warmer Vollkornbrotlaib und ein Bottich mit aufgeschlagener Butter aus der Normandie serviert (ohne Foto).

Interpretation einer Parmigiana: Ofen-gebackene Aubergine, Peccorino-Käse, Sauce aus frischen Tomaten und ein Kräuter-Pesto.
Geräucherter Tintenfisch mit Myrthe, frittierter Tintenfisch, Blumenkohl, Sauce von schwarzer Tinte

Meine Frau bekam eine vegetarische Alternative mit Rosenkohl? (ohne Foto)

Lammravioli mit Trüffel und Olivenöl

Meine Tochter orderte zwischendurch noch ein Schokoladen-Eiscrème-Dessert.

Wacholder-Risotto, Praline von der Kalbsbacke und Chicorée-Saft

Sehr gut die Praline, bissfest das Risotto, herzhaft die braune Sauce. Leider trug der doch sehr bittere grüne Chicorée-Saft nicht gerade positiv zum Geschmackserlebnis bei.

Lamm aus den Dolomiten Lucane, rote Paprika, grüne Sauce und Estragon

Das Fleisch war von hervorragender Qualität und hatte eine knusprige essbare Kruste auf dem Fettrand.

Pré-Dessert: Limonensorbet mit Lakritz

Sehr erfrischend und nicht zu sauer. Zum Zeitpunkt des Fotos hatte ich schon etwas davon gegessen.

Dessert erster Teil: Schokoladensorbet, Milch von Joghurt und weisser Schokolade, Schokoladenblätter, Schokoladen-Crumble mit Gewürzen

Die Gewürze hatten es in sich. Sie fügten eine interessante Schärfe hinzu.

Dessert zweiter Teil: Schokoladenschaum über Schokoladenwasser, gewürzt mit dem Orangengeschmack der Tanacetum-Blume
Petit Fours von oben nach unten: Vanille Beignets, Tiramisu, Eiscrème-Sticks Waldfrüchtegeschmack, Weisse-Schokoladenkugel mit Gewürzen, Kapern-Kaffeebutter-Macaron, Passionsfrucht-Limonen- Tartelets

Nun war es 16:30 Uhr und wir hatten unsere Reservation auf der Fondaco die Tedeschi verpasst. Die Carbonara und die Eiscrème für das Kind wurden nicht berechnet.


Fazit
Es fliesst jeden Tag eine Menge Wasser den Canal Grande in Venedig herunter. Hier in diesem Restaurant, unweit des Canal Grande gelegen, würde ich das Tempo des Essens aber mit zwei Worten zusammenfassen – no flow.

Mir hat es allerdings gut geschmeckt. Die Zutaten waren von guter Qualität, die Zubereitung makellos. Bis auf einige wenige Ausnahmen stimmte auch die Kombination von Geschmäckern und Texturen. Ob ich hier auch im Vergleich mit anderen Restaurants dieser Kategorie zwei Macarons vergeben würde, bleibt dahingestellt.

Advertisement

Restaurant Horvath Berlin

Abendessen
Besucht am 07.04.2019
Bewertung: Zwei Michelin Macarons

Das Restaurant Horvath, am Ufer eines Seitenarms der Spree in Berlin-Kreuzberg gelegen, offerierte an dem Tag ein Abendmenü zu 8 oder 6 Gängen. Ich entschied mich für das 6-Gang-Menu und liess dabei die beiden Desserts des 8-Gängers weg. Dazu habe ich mir zwei Gläser Wein bestellt.

Das Menu bestand aus:


Zum Einstieg: Zwiebelsud – sehr lecker

Zu jeder Komponente des Menus werden kleine Kärtchen gereicht, auf denen steht, was man da vor sich hat. Dies ist eine sehr gute Idee, wie ich finde. Am Ende des Menus wird ein kleiner Briefumschlag gereicht, in dem man die Kärtchen mit nach Hause nehmen kann.


Drei Sorten sehr spezielles (unter anderem eins mit Blutwurst) aber auch gutes Brot mit guter Butter

Kartoffelstampf mit Crumble aus Kartoffelschalen

Amuse Bouche: Linda Kartoffelchips mit Knoblauchrahm und geriebenem Sellerie

Der Sellerie wurde hier wie ein geriebener rezenter Käse eingesetzt. Eine Sellerieknolle wird im Salzteig gebacken und dann ein Jahr gereift. Dazu wird der Teig jeden Tag so gedreht, dass er gleichmässig austrocknet. Der Sellerie schrumpft, wird hart und bekommt einen immer intensiveren Geschmack.


Erster Gang zweiteilig: Butterstriezl mit Marillenkernölbutter

Der Striezl wird von einem etwa ein Meter langem Brot am Tisch aufgeschnitten.


2. Teil – Pilzleber: Falsche Lebercreme von Kräutersaitlingen, Apfel-Balsam-Reduktion

Rauchfisch Leberkas: Gebackener Leberkäse mit Rauchfisch, geräucherte Essigzwiebel, Rauchessig und Öl
Weinbegleitung: Rotes Haus, Ried Preussen Nussberg, Wiener Gemischter Satz

Lachsforelle Pralinee: Gegrilltes Lachforellenfilet, Röstgemüsereduktion mit dunkler Schokolade, Haselnuss-Anchovis-Paste, salziger Rhabarberkompott

Das war das Highlight des Abends. Die dunkle Sauce passte sehr gut zu dem Fisch, welcher perfekt gerillt war. Hätte ich die Weinbegleitung genommen, so wäre ein Pinot Noir dazu serviert worden. Dieser passt sehr gut zur Sauce.


Sellerie und Kürbiskernöl: Gebackener Sellerie, Sellerie in Leindotteröl, Kürbiskernöl-Vanille-Paste, Sellerie-Apfel-Sauce

Auch dieses ein sehr gutes Gericht, was mir sehr gefallen hat. Speziell die Kürbiskernöl-Vanille-Paste hatte einen intensiven Wohlgeschmack, der sehr gut zu den anderen Komponenten passte. Der Koch scheint eine Vorliebe für Sellerie zu haben.


Juvenilferkel: Kurzgebratene Milchferkelkeule, reduzierter Essig-Ferkelsud mit gerösteter Selleriesaat, geeiste Marmelade vom Pusztasalat, Zwiebelchip

Hauptgang: Brandenburger Spargel – gebeizter und gegrillter weisser Spargel, gepökeltes Kaninchen mit Zitrone, Schinken-Butterschaum, gerösteter Bärlauch, geröstete Senfsaat
Weinbegleitung: 2014 St. Laurenzikapelle Weisser Burgunder

Ein sehr guter Hauptgang, bei dem mir die Rauchigkeit des Spargels und die Zartheit der Kaninchentranchen gefallen haben. Die harte Senfsaat habe ich allerdings beiseite getan. Sie trug nichts zum Geschmacksbild bei.


Petit Four: Praline aus weisser Schokolade, Esspapier, salzige geröstete Kürbiskerne

Dies war die Alternative zur normalerweise servierten Schweinblutpraline, die ich am Anfang beim Hinweis auf Unverträglichkeiten ausgeschlossen hatte.

Fazit: Hier wird sehr innovatives, aber auch wohlschmeckendes Essen serviert. Der Service war ohne Tadel und die Taktung der Gänge in Ordnung. Ich bin dazu satt geworden. Deshalb werde ich ohne Zweifel bei Gelegenheit wiederkommen.