Mittagessen
Besucht: September 2022
Bewertung: Ein Michelin Macaron
Auch “der siebte Kontinent” stand schon länger auf meiner Liste. Verschiedene Aktivitäten im Dreiländereck Deutschland, Schweiz und Frankreich führten mich nun dorthin.
Auf internationale Gäste legt man hier offenbar nicht so viel wert. Es gibt keine Menükarte in einer anderen Sprache als Französisch und ausser dem Maître d’Hôtel ist man nicht willens, die Gänge in einer anderen als in der Muttersprache anzukündigen. Ich gebe die Beschreibungen so gut weiter, wie ich das Französisch verstanden habe.
Am Wochenende kann man zwischen einem 5- oder 8-Gang Menü wählen. Bei 5 Gängen bestimmt der Küchenchef was kommt. Eine Weinbegleitung aus 3 bzw. 5 Gläsern steht ebenfalls zur Verfügung. Ich entschied mich für das 5-Gang Menü mit 3 Gläsern. Das 5-Gang- Menü besteht aus Vorspeise, Fisch, Fleisch, Käse und Dessert.
Heute waren von 10 Tischen im Gastraum 4 besetzt. Ich sah vorher und zwischendurch aber einige Take-Away-Kunden. Dies ist offenbar ein zweites Standbein des Restaurants. Der Gastraum ist eher modern im hinteren Teil des historischen, schön restaurierten Gebäudes. Bei gutem Wetter wird wohl auch die Terrasse hinter dem Haus genutzt.
Schon ging es los mit Kleinigkeiten:

Tarte flambée Blumenkohlcrème Mandel und Colonnata

Weissbrot und Tomaten-Basilikum-Butter

Doppelte Kalbsconsommé, Mirepoix aus Innereien, Steinpilzen, Schaum und knusprige Blume mit Foie gras.
Weinbegleitung: Le Logis de Bray, Thibaut Henrion, Chenin Blanc, Anjou, Frankreich
Die Vorspeise wurde auf drei Tellern serviert. Der Hauptteller bestand aus in kleine Würfel geschnittenen Steinpilz und Innereien vom Kalb, einem Fois Gras Schaum, der mehr die Konsistenz einer luftigen Creme hatte und angegossener Consommé Double vom Kalb. Daneben gab es eine Scheibe panierten und gebratenen Steinpilz auf Salat mit Vinaigrette und nochmals separat die Fois Gras Crème zwischen süsslichem Gebäck in Form einer Blume. Dies gefiel mir ausserordentlich gut, präsentierte es Fois Gras doch einmal auf andere und Aromen des herannahenden Herbstes auf schöne Weise.
Der Wein war recht intensiv mit fruchtigen Noten von Aprikose, welche gut zur Fois Gras passten.

Seelachsrücken mit feiner Brotkruste und Algen, kandierte Rüben, Kalbsjus.
Weinbegleitung: Viré Clessé Cadole du Chapitre, Chardonnay, Bourgogne, Frankreich
Seelachsfilet mit Brotkruste und marinierten Rüben, mildes Sauerkraut und ein dazu passendes Chutney, Algenstaub und Kalbsjus bildeten diesen Teller. Auch dies schmeckte sehr gut, hatte mit dem Sauerkraut auch einen regionalen Bezug. Dadurch, dass das Sauerkraut sehr mild war, passte es zu dem optimal gebratenen Fisch. Die Brotkruste fügte Knusprigkeit hinzu. Der Algenstaub trug nichts zu diesem Teller bei. Der Kalbsjus war gut, ich hätte ihn allerdings vorher entfettet.
Der Wein mit seiner Mineralität passte gut dazu.

Nach dem Fischgang wurde das Brot gegen den Gugelhupf ausgetauscht.

Gegrilltes Kalbsstück, Auberginenpüree, Auberginen-Knoblauch-Mayonnaise.
Weinbegleitung: 2017 Chénas, Gamay, Maison Paul Janin, Beaujolais, Frankreich
Zusätzlich zu den auf der Karte schon genannten Komponenten: gegrillte Auberginenscheibe und Wildkräutersalat, Gel vom schwarzen Knoblauch und ein frittierter Stab vom Auberginenpürée. Nicht sehr spektakulär, aber gut. Die Beilagen kenne ich mehr im Zusammenhang mit Lamm und nicht Kalb.

Scheibe vom Lothringer Käse, eingemachte im August geernteten Mirabellen.
Am Tisch angerichtet: Carré Mirabelle, “Pain perdu” mit Safran aus dem Elsass, sauer eingemachte Mirabellen, roher dünn gehobelter Fenchel, Vinaigrette mit Safran aus dem Elsass
Carré de Lorraine Mirabelle ist ein Weichkäse mit gewaschener Rotschmierrinde. Während seiner Reifezeit wird der Carré Mirabella mit Mirabellenschnaps (Eau de vie de Mirabelle) eingerieben, was ihm eine fruchtige Mirabellennote verleiht. Ich konnte den Mirabellengeschmack nicht schmecken. Ich hatte den Eindruck, dass der Käse nicht den optimalen Reifegrad erreicht hatte. Vielleicht gehört dies auch so. Der Fenchel war schön knackig, die Safrannoten nicht sehr intensiv.

Tropfen aus Feigenmousse mit Hummus garniert, Zitroneneisparfait auf Kichererbsenbiskuit.
Frische Feigensegmente gesellten sich hier zu einem Schiffchen aus sehr kalter Feigenmousse, das mit Hummus gefüllt und mit einer kandierten Kichererbse dekoriert war. Auf dem Biskuit befand sich ein kaltes Parfait mit vorwiegend Zitronengeschmack. Dazu Feigen-Gel, ein recht bitteres Limettengel und weitere kandierte Kichererbsen. Olivenöl wurde noch angegossen. Der Teller sieht sehr schön aus, hält aber geschmacklich nicht, was dies verspricht. Die Feigen waren nicht sehr aromatisch. Kichererbse ist dies ja schon von Natur aus nicht. Was blieb ist der Zitronengeschmack, der dominierte.

Haselnuss-Cookie
Schokoladenpraliné mit Passionsfrucht
Pfirsich-Candy
Mein Favorit: Die Pfirsich-Mignardise
Fazit
Die ersten beiden Gänge haben überzeugt. Hauptgang, Käse und Dessert fand ich etwas schwächer.
Regionalität wird hier eingestreut und man geht ein bisschen in die Richtung Nose-to-Tail. 5 von 8 Gängen auf der Karte haben Kalb als Zutat.
Service ist etwas steif, das Personal besteht nur aus Männern. Es werden hier auch Lehrlinge ausgebildet. Das bekommt man mit und dagegen ist auch nichts zu sagen.
Webseite des Restaurants: Le 7ème Continent