Restaurant Haerlin Hamburg

Abendessen

Besucht im Oktober 2021

Bewertung: Zwei Michelin Macarons

Nach unserem Abendessen im Sommer ergab sich zusammen mit besonderen Besuchern erneut die Gelegenheit, im Restaurant Haerlin zu speisen.

Die grössere Gruppe von Personen am Tisch und deren Abneigungen und Unverträglichkeiten erforderten einige Anpassungen in der eigentlich einzigen Menüauswahl, welche vom Restaurant bravourös gemeistert wurden.

Das 6-Gang Menü wechselte genau in der Woche, in der wir reserviert hatten, sodass sich die Möglichkeit ergab, andere von Herrn Rüffer und Team kreierte Gerichte als im Sommer zu probieren.

Bei der Weinauswahl entschieden wir uns für Flaschenweise Begleitung und starteten mit einem Crémant d’Alsace, Brut von Klur.

Es ging los mit drei Kleinigkeiten.

Wachtelei mit Tamarinde und Kräutern

In einem sehr knusprigen Tartelet waren verschiedene Kräuter und essbare Blüten auf einer grünen Crème, darauf ein pochiertes Wachtelei und obendrauf Tamarinden-Mayonnaise angerichtet. Auch wenn dieser sehr wohlschmeckende Snack ziemlich gross war, hatte man keine andere Wahl, als diesen in einem Stück zu essen. Dies gab es auch schon im Sommer. Immer noch wunderbar!

Das Tartelet wird bei Gluten-Unverträglichkeit durch einen Tapiokacracker ersetzt.

Nordseekrabben mit Joghurt und Seegrasvinaigrette

Krabben lagen hier in einem sehr gut dazu passendem Sud, auf Gurken- und Seegras-Basis, und waren dekoriert mit zweierlei Gurke und Joghurtperlen. Auch dieser Snack wurde bereits im Sommer serviert. Ich habe ihn wieder mit Genuss gegessen.

Rosenbaiser mit Gänseleber und Kirsche

Dieses herzhafte “Luxemburgerli” bot eine grossartige Geschmackskomposition und war auch texturell einwandfrei gearbeitet.
Gäste, die keine Leber mögen, bekommen eine Alternative mit Avocado und Kalamansi serviert.

Rindertatar mit Imperial-Kaviar, geeisten Sauerrahmperlen und gebundener Rote-Beete Essenz

Zum Abschluss noch ein Gruss aus der Küche: Rindertatar und Kaviar ist für mich immer eine Gewinner-Kombination. Yuzu-Gel auf dem Kaviar fügte Frische und Säure hinzu. Was uns nicht so gut gefallen hat, war die rote-Beete-Essenz, die zu sehr ins Süsse abdriftete. Trotzdem gut.

Nun Brot.

Im Hause gebackenes Gluten-freies Brot aus Esskastanienmehl, Leinsamen, Kürbis und Mandel

Warmes Sauerteig-Joghurt-Brot wurde ebenfalls serviert. Dazu gab es wieder Sauerkrautcrème mit Speck und Lauch und eine Kräuterbutter mit reichlich Kräuter- und Blumendekoration. Alles sehr gut.

Zu den ersten drei Gängen nahmen wir einen Weissburgunder 2019 vom Weingut Wassmer aus dem Markgräfler Land (ca. 30 km nördlich von Freiburg/Breisgau). Dieser passte aufgrund seiner Mineralität und der dezenten Säure auch wirklich sehr gut dazu.

Gezupfter Taschenkrebs mit Krustentier-Ingwertee, Schwarzwurzel und mariniertem Daikon
Alternative: Tatar und Mousse von Schwarzwurzeln mit Wachtelbrust, eingelegtem Daikon, Sisho und Topinambursud

Das gezupfte Fleisch vom Taschenkrebs war ringförmig auf Schwarzwurzeln angerichtet und von eingelegtem Daikon-Rettich bedeckt. In der Mitte des Rings befand sich dann der sehr wohlschmeckende Krustentier-Ingwertee. Salzigkeit bekam das Gericht durch Forellenkaviar, Knusprigkeit durch Mini-Crouton-Würfel. Ich erinnere mich nicht mehr, aus was die dunkelroten, geeisten Perlen bestanden.
Auch die Alternative konnte sich durchaus sehen und schmecken lassen und war überhaupt keine “Notlösung”.

Helgoländer Hummer mit Verveine, Blaubeeren, Radieschen und Kombu-Beerentee

Ein phantastisches Hummergericht mit warmen auf den Punkt gegarten Stücken vom Hummerschwanz begleitet von einem Hummer-Tatar, welches mit Blaubeeren, Radieschenscheiben, Blüten und Kräutern dekoriert war. Am Tisch angegossen wurde der Kombu-Beerentee. Identisches Gericht aus dem Sommer, welches nur etwas anders angerichtet war. Sehr gut!

Heilbutt mit Nussbutter-Wacholderschaum, Chicorée und Limonenvinaigrette

Das Stück buttriger Heilbutt mit dem Schaum und der darunterliegenden Vinaigrette, die eine sehr leichte Zitrusnote hinzufügte, allein waren schon ein Traum. Für mich hätte es die anderen Komponenten auf dem Teller, u.a. ein Chicorée-Tatar, die allerdings auch sehr gut waren, gar nicht gebraucht.

Hauptgang Alternative 1: Hirschkalbsrücken in Molejus mit Gänseleber, Apfel-Punschcrème und geräucherter Pistazie

Das Stück vom Hirschkalbrücken war im “Rossini”-Stil angerichtet, ein veritables Stück gebratene Fois Gras befand sich darauf.

Hauptgang Alternative 2: Perlhuhnbrust mit weissem Trüffel, Parmesan, Kürbisblini und Herbstpilzen

Hinten befand sich auf einem Kürbisblini eine mit gebratenen Stücken von der Keule gefüllte Sphäre. Der frisch am Tisch gehobelte weisse Trüffel verbreitete einen phantastischen Duft und war von exquisitem Geschmack. Das Filet war zart, die Haut allerdings nicht kross. Alles in Allem war dies ein Gang, der begeistern konnte.

Hauptgang Alternative 3 (auf spezielle Anfrage): Hereford Rinderfilet mit Selleriepürée, Apfel-Punschcrème und geräucherter Pistazie

Filet von bester Fleischqualität und Garung.

Zu den Hauptgerichten tranken wir eine Flasche Château Gloria von 2010, Saint Julien, Frankreich. Den Jahrgang 2015 dieses Weins hatte ich bereits im Aqua in Wolfsburg probieren können.

Pré-Dessert: Altländer Birne mit Preiselbeeren, Fichte und Sauerampfer

Die Birne war als Sphäre mit flüssigem Kern und als eingelegtes Stück ausgeführt. Dezenter Fichtengeschmack war in der weissen Halbmond-förmig angerichteten festen Crème wahrzunehmen. Auch das Sauerampfer-Sorbet war geschmacklich optimal austariert.

Hauptdessert: Quitten mit Süssholz, karamellisierter Milch, Tamarinde und Kürbiskernen

Eiscrème von karamellisierter Milch rechts, Quittenbrot links und angegossene Quittensauce. An die genauen Zutaten in den beiden Röllchen erinnere ich mich nicht mehr. Zu diesem Zeitpunkt waren schon 5 Stunden vergangen.

Pralinen & Sweets aus der Haerlin Pâtisserie (nicht fotografiert)

Unter anderem:
Schokokuss von Yuzu-Schaum mit Marzipandekoration,
zwei Macarons von rosa ( Cardamom) und beiger (Honig, Sanddorn) Farbe,
vier verschiedene Pralinen (beige Passionsfrucht-Tonkabohne, braun Milchkaffee-Schokolade, Reubusch-Vanille, blau Sesam-Karamell)

Fazit

Dieses Abendessen bestätigte wiederum meine Meinung über die Qualität der Küche im Restaurant Haerlin. Mir fällt wenig bis garnichts ein, was man hier besser machen könnte. Insgesamt war dies ein sehr gelungener Abend.

Wir kommen gerne wieder.

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Mesa Zürich

Mittagessen
Besucht September 2021
Bewertung: 1 Michelin Macaron

Die Mittagskarte bietet neben diversen à la Carte Optionen nach wie vor ein 4-Gang- Business Lunch zum für Zürich moderaten Preis an, welches von der Menüfolge nicht näher spezifiziert wird – sozusagen ein Überraschungsmenü. Dafür entschieden wir uns. Für einen Gast sollte dieses Menü ohne Fleisch sein.

Zu den ersten drei Gängen haben wir Glasweise Weisswein Chardonnay 2019 aus Südtirol getrunken.

Kleiner Auftakt

Randentatar, Himbeere, süsser Senf, Brezel, geriebener Rettich

Das Erdige der roten Beete passte sehr gut mit der Himbeere zusammen. Der Rettichabrieb war von der Menge zu gering, als dass er zum Geschmack beitragen konnte. Den Senf habe ich nicht wahrgenommen. Trotzdem war dies ein netter, kleiner Gruss aus der Küche.

33 Kräuter Salat mit Modena Balsamico-Dressing, Radieschen, Sonnenblumenkerne

Dies war ein leckerer Salat mit sehr vielen Kräutern, Blättern und Blüten. Das Dressing war sparsam dosiert, aber sehr wohlschmeckend.

Pfifferlingschaumsuppe Backerbsen Petersilie Kürbiskernöl Crème fraîche

Sehr gute Suppe mit Umami von den Pilzen, knackige Backerbsen-Einlage und nach meinem Geschmack genau richtig gesalzen.

Tranchen vom Seeteufel vom kleinen Boot, Couscous, Krebscurryschaum, essbare Blüten

Sehr schön angerichteter Fischgang. Ich konnte den Fisch probieren. Garpunkt war genau richtig getroffen, was bei Seeteufel nicht immer ganz leicht ist. Die feste Textur des Fisches ist für manchen gewöhnungsbedürftig. Ich mag sie aber, zumal wenn die Zubereitung so perfekt wie diese ist. Der Fisch wird auch “Hummer der Armen” genannt, weil sein festes weißes Fleisch an das von Krustentieren erinnert.

Geschmorte Hirschbacke, Semmelknödel, Pfifferlinge, Steinpilze, Preiselbeeren, Jus, gelbe Rüben?
Weinbegleitung: Blaufränkisch 2007 Österreich (fruchtiger) oder Châteauneuf du Pape 2005 Frankreich (erdiger)

Eigentlich ist dies ein Herbstgericht, aber warum nicht, zumal sich der Sommer dieses Jahr ja wie ein milder Herbst anfühlt. Absolut passende Kombination aus geschmortem Wild, zwei Tranchen Semmelknödel, hervorragenden Pilzen, etwas Püree, einem dichten Jus und Preiselbeeren für die Fruchtigkeit. Obwohl die Teller angewärmt waren, hätte die Hirschbacke, die ansonsten sehr zart war, für meinen Geschmack ein bisschen wärmer sein können.

Heisser Schokoladenkuchen, Haselnuss-Crumble, Heidelbeere, Sauerrahmsorbet

Ein exzellentes kleines Dessert!

Wie immer gab es Gugelhupf zum Kaffee

Fazit

Dieses Mittagessen hat uns sehr gefallen. Es hat alles gut geschmeckt. Sehr freundlicher Service.

The Restaurant Zürich

Mittagessen

Besucht am 16.12.2018

Bewertung: Zwei Michelin Macarons

Nach einem Abendessen 2016 bin ich kurz vor Weihnachten zum Mittagessen ins Hotel The Dolder Grand hoch über Zürich am Zürichberg zurückgekehrt.

Mittags gibt es hier ein sogenanntes Amuse Bouche Menu, das in kleinen Portionen einen Querschnitt der Küche bietet. Dabei werden nach einem Apéro viermal drei kleine Gerichte jeweils zusammen auf einem länglichen Teller serviert. Die Themen der Zusammenstellungen, die ich identifizieren konnte, sind jeweils Meeresfrüchte, Suppe, Fisch, Fleisch. Hinterher gibt es vier kleine Desserts, Mignardises und Pralinen.

Das Menu bestand aus:


Apéro: Von links nach rechts: Gruyère Stange mit Apfel-Verjus und Senf, Pommes Soufflé mit Trüffel und Parmesan, Seidentofu mit Alge, Soja und Fingerlimes, Avocado-Sandwich mit Wasabi und Gartenkresse,
Brioche mit Eigelb, schwarzem Trüffel und Schnittlauch, Zitrus Marshmallow mit Limone und Kräutern, Dampfbrot mit rote Beete, grüner Mango und Jalapeño.

Die Pommes Soufflés und das Brioche gefielen mir hiervon am besten.


Meeresfrüchte

Auster mit Apfel, Algen und Wasabi

Wasabi hier in Form von Perlen, nicht zu scharf. Ich bin ja nicht so ein Fan von kalter Auster, aber dieses Exemplar war absolut erträglich.


Avocado mit Zitrus, Blüten und Kräutern

Jakobsmuschel-Tartar mit Kalbsbrühe, Erdnuss, Dill und Kaviar

Sehr schöne Kombination, daher das beste der drei kleinen Gerichte.


Drei Süppchen. Von links nach rechts: Kräutersüppchen mit Kochschinken und Feta, Paprika-Kohl- Süppchen mit Bottarga und Piment d’Espelette, Kokos-Bohnenschaum mit Seeigelcrème und Mole

Mein Favorit: Der Kokos-Bohnenschaum


Fisch: dieses Gericht allerdings ohne – Bergkartoffel mit Spinat, Ei und weissem Trüffel

Erneut eine sehr schöne Kombination und ein absolutes Wohlfühlgericht


Fisch: Saint Pierre mit Sauerkrautsaft, Kapern und Zitrone

Man könnte den Eindruck haben: sauer. Dem war aber nicht so. Die Säure war sehr schön austariert, so dass der St. Pierre nicht überdeckt wurde und alle Komponenten gut zueinander passten.


Fisch: Seehecht mit Gänsemastleber, Miso, Chili und Zitrus

Toll der Hecht mit dem (überbackenem?) Lebermus obendrauf.


Fleisch: Lamm mit roter Beete, Senffrüchten, Rotkrautjus

Ochsenbrust mit Schnecken, Meerrettich und Kohl

Die Schnecken versteckten sich auf dem “Topping” unter all dem Pinzetten-Angerichteten. Die Ochsenbrust war sehr schön zart und mürbe.


Hirsch mit Steinpilzen, Holunder, gelbe Rüben und Curry

Ein typisches Herbst-/Wintergericht mit sehr gut zusammenpassenden schmackhaften Zutaten.


Banane mit Mais ohne Koriander

Links: dunkle Schokolade mit Miso, Kornelkirsche, Kerbel und Vanille; rechts: Zuckerrübe mit Zwetschge, Topfen und Orange

Das Schokoladendessert hatten wir uns zum Schluss aufgespart, waren dann aber enttäuscht. Die Schicht Misocrème untendrin passte mit ihrer Salzigkeit irgendwie nicht zum Rest und hatte einen nicht so angenehmen Geschmack.


Mangostan und Olivenöl, Jasmin und Balsamico

Mignardises: von links nach rechts: Nippon mit Meersalz und Ingwer, Palatschinken mit Maroni und Kakao, Jelly D’s in den Geschmacksrichtungen Waldmeister und Passionsfrucht

Diese Kleinigkeiten waren leider nicht sehr intensiv im Geschmack. Wenn ich in einem solchen Restaurant esse, erwarte ich beispielsweise von den “Gummibärchen” eine Geschmacksexplosion. Bei diesen hier vermisste ich das. Ich hätte die Geschmäcker kaum identifizieren können, wenn es nicht vorher gesagt worden wäre.


Pralineés: im Uhrzeigersinn beginnend bei ein Uhr: Pflaume geräuchert, Hafer/Honig/Zimt, die helle auf fünf Uhr: Macadamianuss/Popping Candy, dann Earl Grey/Feige und Karamell/Malz

Ich war etwas überrascht als der Chef de Cuisine Heiko Nieder auftauchte und einen Rundgang durchs Restaurant machte. Ich war davon ausgegangen, dass er mittags nicht im Restaurant sei.

Fazit:

Man bekommt hier eine ganze Menge verschiedene überwiegend sehr wohlschmeckende Probierportionen zu Mittag und das zu einem moderaten Preis. Ein Mittagessen in The Restaurant ist eine Empfehlung speziell, wenn man sich einmal an die Gourmetküche herantasten möchte.