Auberge de l’Ill Illhäusern – Herbst

Mittagessen

Besucht am 03.10.2020

Bewertung: Zwei Michelin Macarons

Nach unserem sehr guten Mittagessen im Sommer beschloss ich, mit der Familie zu einem Mittagessen hierhin zurückzukehren.

Ich war sehr froh, als ich etwa eine Woche vor unserem Besuch sah, dass sich die Karte geändert hatte. Dies gab mir die Möglichkeit, neue Gerichte zu probieren.

Service war wie immer sehr gut.

Wir entschieden uns zu zweit für das Menü Tradition mit zwei Änderungen: Eine Vorspeise wurde durch das Dinkel-Risotto aus dem vegetarischen Menü ersetzt und ein Hauptgericht durch das Entrecôte aus dem à la Carte Menü. Ich wollte wiederum den Pêche Haeberlin zum Dessert.

Wir nahmen zum Aperitif einen trockenen Muskat von Josmeyer aus dem Elsass 2018. Gut.

Ferner orderte ich ein Glas Pinot Gris 2013 von Trimbach aus dem Elsass und zum Hauptgang ein Glas Rotwein Chateau Clauzet St. Estephe von 2013.

Nun wurden zwei Amuses bouches gereicht.

Amuse Bouche: Presskopf vom Aal mit Sesam, Kräutern und Wasabi; Zwiebeltartelett

Dies war heute sehr gut. Der Presskopf hatte genug Salz und damit einen viel besseren Geschmack, die Zwiebel-Tartelette schmeckte intensiv nach Zwiebel und hatte überhaupt keine Bitterkeit, was bei Zwiebel ja manchmal der Fall sein kann.

Es kam ein weiterer Gruss aus der Küche.

Frittierter Karpfen und Ballotine vom Karpfen, Zitronenmayonnaise, Sauerampfer-Velouté

Das frittierte Stück Karpfen hatte ich zum Zeitpunkt des Fotos schon gegessen. Dieser Gruss aus der Küche gefiel uns sehr gut.

Es ist anzumerken, dass schon im Sommer identische Kleinigkeiten serviert wurden.

Marinierter Hummer mit Yuzu, roter Beete und Haselnuss

Genauere Beschreibung des Gerichtes: warmer Hummer mit Haselnusscrème und Yuzu, Hummertatar bedeckt mit einer Geleescheibe von roter Beete, Schaum von der roten Beete, Mousseline von der weissen Beete mit Haselnussstücken. Sozusagen war dies eine Durchdeklination der drei Komponenten Hummer, Beete, Haselnuss, die auch sehr gut zusammenpassten. Das Gericht war gut, die Hummerqualität nicht überragend.

Risotto aus Dinkel von der Herzog-Mühle mit Wildpilzen der Saison
Lachs-Soufflé „Auberge de l’Ill“, Blätterteig-Fleuron, Tomaten Concassée, Riesling-Sauce

Ich habe dieses Gericht nicht erneut fotografiert. Dies ist dasselbe Foto, dass ich im Sommer aufgenommen habe.

Diesmal gab es allerdings ein Problem mit dem Lachs. Dieser war bis auf eine dünne Schicht komplett roh. Dass dies besser geht, wissen wir vom Sommer. Meine Frau wollte dies aber nicht zurückgehen zu lassen.

In der Pfanne gebratener Saibling, Sauerkraut-Raviolo und Räucheraalklösschen, mit Sauerkrautsaft parfümierte Sauce, Brotcroutons, Schnittlauch und Petersilie

Der Fisch war perfekt gegart, die Sauerkrautkomponenten so mild, dass das Geschmacksbild nicht von ihnen erdrückt wurde – kurz: ein sehr wohlschmeckendes Gericht.

Cordon Bleu vom Kalbsbries mit Schinken, Comte-Käse und Brotkruste (in Milch eingeweicht), brauner Jus, Kartoffel-Gnocchi

Man sieht es dem Bild vielleicht schon an: Der Bries-Anteil war trocken. Und es ist bei der traditionellen Zubereitung von Kalbsbries ja das Sensationelle, dass sich unter einer knusprigen Kruste das weiche, saftige Innere des Kalbsbrieses verbirgt. Insgesamt war das Gericht in seiner Zusammenstellung auch enttäuschend.

Entrecôte vom Salers-Rind, Waldpilze, Sauce Bordelaise mit Estragon

Auch hier kann man es vom Foto her schon erahnen. Das Fleisch enthält nicht essbare Faszien. Leider fehlte an den Pilzen Salz und sie waren von der Textur und von der Geschmacksintensivität nicht so, wie erwartet. Der Säureanteil in der Sosse war mir zu hoch, sodass ich nicht das Bedürfnis hatte, die am Tisch verbliebene Saucière “auszuschlecken”.

Auch die à part gereichten Dauphiné-Kartoffeln rissen es nicht raus.

Pêche Haeberlin – Pochierter Pfirsich, Champagner Sabayon, Pistazien Eiscrème

Gut wie immer.

Grand Cru Schokoladen-Tartelette “San Martin” Bio aus Peru, gefüllt mit Noisette Eiscréme aus dem Piemont und Schokoladen Ganache

Eher unspektakulär, Frau und Tochter fanden es aber sehr gut.

Mignardises von linke nach rechts: Truffle mit Grand Marnier, Zitronenmacaron, Sesam-Cracker, Weichkaramell-Schokoladenganache in weisser Schokolade mit Pistazie, Pinie und Goji-Beere, Pflaumen- Tartelett

Alle ganz gut mit dem Macaron und Truffle als Highlight.

Zum Abschluss: Canele mit grüner Chartreuse (ohne Foto)

Fazit

Ich kann nun verstehen, was der Michelin hier in der letzten Zeit gemacht hat. Es fehlt die Konstanz in Produktqualität und Zubereitung und die Abwechslung.

Lachssoufflé innen komplett roh, Pilze ohne Geschmack und Salz, Faszien im Fleisch, Sauce zu viel Säure, Kalbsbries trocken.

Es war vieles ohne Zweifel sehr gut.

Der Service ist sehr gut, man ist flexibel, man kalkuliert fair.

Meine Frau sagte aber: Es war OK. Ok ist leider nicht genug für ein Zwei-Sterne-Michelin Restaurant und dem entsprechenden Menüpreis.

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Gucci Osteria Firenze

Mittagessen

Besucht am 05.10.2020

Bewertung: Ein Michelin Macaron

Während unseres dreitägigen Besuchs im wunderschönen und wunderschön menschenleeren Florenz hatte ich das Glück, kurzfristig eine Reservation in der Gucci Osteria zu ergattern.

Die Gucci Osteria ist Teil eines grösseren der Firma Gucci gehörenden Gebäudekomplexes am Piazza Signoria (der mit dem Palazzo Vecchio), welcher auch das Gucci Museum und den Laden Gucci Garden beherbergt.

Die Speisen werden zusammen mit dem Koch des mit drei Michelin Macarons ausgezeichneten Restaurants Osteria Francescana in Modena, Massimo Bottura, konzipiert. Die ausführende Köchin ist die aus Mexiko stammende Karime Lòpez.

Das Schöne an der auf eine DIN A4 Seite passende Menükarte ist, dass man sich für den kleinen Hunger à la Carte Gerichte zu für dieses Niveau moderaten Preisen aussuchen kann. Das haben wir auch gemacht.

Die Bezeichnung der Gerichte mag simpel anmuten, aber ich schätze einfache Gerichte aus wenigen hervorragenden Zutaten, die bestmöglich zubereitet sind.

Wir erfuhren einen sehr netten, tadellosen Service.
Nach Auswahl der Speisen wurden Kleinigkeiten gereicht.

Von links nach rechts: Ribollita in Tempura, mit Parmesancrème gefülltes Kartoffelgebäck, Kürbisschaum mit knuspriger Zwiebel

Das war alles ganz hervorragend: Ribollita ist eigentlich eine traditionelle toskanische Brotsuppe, die hier neu interpretiert wurde. Die Machart erinnerte mich ein bisschen an die mit Suppe gefüllten Dim- Sum in Shanghai. Das mit Parmesancrème gefüllte “Kartoffelbrot” war sehr herzhaft. Die leichte “Kürbisssuppe” war sehr gut. Ein guter Start.

Dann wurde eine Auswahl Brot auf den Tisch gestellt.

Hinten: dunkle Steinpilzbrötchen, Focaccia; vorn Grissini, die aussahen wie hausgemacht und eine Art sehr gutes “Knäckebrot”, gewürzt mit Fenchelsamen, Anis, Origano und Rosmarin
Emilia Burger serviert in pinker Gucci Osteria Pappschachtel: Cotechino-Patty, Parmigiano Reggiano, Salsa Verde und Balsamico-Mayonnaise im Brioche-Brötchen

Cotechino ist eine kräftig gewürzte, italienische Rohwurst aus Schweinefleisch. Laut Aussage meiner Tochter hat ihr dies gut geschmeckt – im Gegensatz zum Burger vor ein paar Jahren im Alajmo- Restaurant Il Calandrino.

Tortellini mit Parmigiano Reggiano-Crème

Sehr leckere bissfeste mit Fleisch gefüllte Tortellini mit herzhafter Käse-Crème.

Hummerrolle

Diese Hummerrolle (Lobster roll) war besser als die Beste, die ich je in Boston gegessen habe, und die waren schon sehr gut! Knusprig, knackig, süss, cremig und sehr gute Hummerqualität, schonend gegart.

Die Damen entschieden sich dann beide für Charley’s Sandwich, die einzige Schokoladenoption bei den Desserts unter vier anderen Fruchtoptionen.

Charley’s Sandwich: Schokoladenkuchen, Giandujacrème, Crème von weisser Schokolade mit Blattgoldglasur.

Das Dessert hat beiden sehr gefallen. Ich entschied mich stattdessen aber für einen weiteren herzhaften Gang.

Violette Mais-Tostada
Marinierter Bonito mit violetter Mais Tostada und einem Hauch von Gewürzen und Zitrus.

Dieses Gericht wurde von der ausführenden Köchin konzipiert und ist bestimmt durch ihre Herkunft inspiriert. Eine Tostada ist eine knusprig getoastete oder frittierte flache Tortilla (die dunkle Scheibe obendrauf). Darunter befindet sich eine ordentliche Portion Bonito-Tatar, das ähnlich einer Ceviche mit Zitrus und Gewürzen abgeschmeckt wurde. Auf der Tostada befanden sich Rettich-/Radieschen- Scheiben, Avocadocrème und Mayonnaise. Toll, hat mir sehr gut geschmeckt.

Petit fours zum Abschluss von links nach rechts: Schwamm (sponge) mit Kaffee- und Nussgeschmack, Rosen-rote Früchte Macaron, Aperol Sprizz Fruchtgummi, Beignet gefüllt mit Mandelcrème, mit Karamelcrème gefüllte lackierte Schokoladensphäre.

Alle sehr lecker. Der Fruchtgummi war speziell: Er hatte tatsächlich den intensiven Geschmack nach dem, was es sein sollte: Aperol Sprizz.

Fazit

Eigentlich gefiel mir dieser von unseren drei Restaurantbesuchen innerhalb einer Woche (Auberge de l’Ill, Gucci Osteria, Ristorante Glam) am besten.

Sollte sich eine Gelegenheit bieten, werde ich hier bestimmt wieder reservieren.