Restaurant Pavillon Zürich

Abendessen
Besucht: Juni 2022
Bewertung: Zwei Michelin Macarons

Sich einstellender Hunger nach einem Weintasting im Kongresshaus Zürich führte dazu, dass wir uns bei schönstem sommerlichen Wetter zum nahegelegenen Hotel Baur au Lac begaben, mit der Absicht im Baur’s Bistro vielleicht Seezunge zu essen. Dieses war leider geschlossen, was uns aber niemand am Empfang sagte. So musste es also ein anderes Restaurant im Hause sein und warum nicht im Gourmetrestaurant Pavillon einen Walk-in versuchen. Gesagt – getan und tatsächlich, das Restaurant war nicht ausgebucht und wir wurden an einen Zweiertisch im eindrücklichen Pavillon geleitet. Es werden zwei Menüs, Omnivore oder vegetarisch zu jeweils 7 oder 9 Gängen angeboten. Dazu gibt es auch eine lokale oder internationale Weinbegleitung. Da wir schon etwas Wein getrunken hatten starteten wir mit einem 2020 Sancerre Les Panseillots von der Domaine Guillerault-Fargette Unsere Wahl beim Essen fiel auf das Menü bis einschliesslich dem Hauptgang. Käse und Dessert liessen wir weg.
Kleinigkeiten vorweg kamen an den Tisch.

Grüner Spargel mariniert mit Zitrusaromen,
Tartelette mit gezupftem Taschenkrebs, Grapefruit und ein Hauch Koriander,
Schwarzer Olivenmacaron mit Martini-Gel,
Knusperrolle gefüllt mit Wagyu-Tatar, Schnittlauch und Avocadocrème

Die Kleinigkeiten waren gut, einzig der Macaron gefiel uns nicht so, schmeckte er doch sehr intensiv nach Olive.

Gutes Sauerteigbrot mit aufgeschlagener Salzbutter wurde danach an den Tisch gebracht.

Gazpacho, Melone- Tomate- Serrano 36 Monate

Die Gazpacho war eher auf der süssen Seite, allein gelöffelt zu süss, aber sehr gut passend zu dem gereiften Serrano-Schinken, von dem es leider nur eine kompakte Scheibe gab. In der Gazpacho befanden sich Melonenkugeln und Tomatenstücke. Sie war mit Estragon-Öl abgerundet. Ein Gitter-förmiger Cracker mit interessanter Würzung befand sich noch über der Kaltschale.


Grüner Spargel aus Süddeutschland, Bayerische Creme- Spargel-Vinaigrette Kaviar aus Belgien- Mimosa

Eine scheibenförmig angerichtete Bayrische Creme mit Spargelaroma beanspruchte das Hauptvolumen dieser Speise. Ein See von intensiv nach Spargel schmeckender Vinaigrette wurde von einem Crème-Damm gehalten. Auf der Crème befanden sich Ossietra-Kaviar aus Belgischer Zucht, Eigelb, wenige Spitzen von grünem Spargel, kleine Tapioka?Cracker, dünne Kohlrabi?-Scheiben und Kräuter und Blüten.

Flusskrebse, Erbsen -Saubohnen –Sauerklee
Weinbegleitung: Riesling, Goldbächel,P.C.,Dr. Bürklin-Wolf, Pfalz, 2018

In der Komposition ein Gericht, was zu gefallen wusste: Drei Flusskrebsschwänze aus Wildfang mit allerdings wenig intensivem Geschmack. Da haben wir schon von der Qualität deutlich bessere Exemplare gegessen. Cassolette aus Erbsen, Saubohnen, Trüffel, Oxalis-Blättern, knusprigen Brioche-Stücken, gehobelten Champignons, Flusskrebs-Nage, Moai-Kaviar. Moai Caviar ist bekannt als “Umibudo”, das japanische Wort für “Seetrauben” oder “grüner Kaviar”. Es handelt sich um einen essbaren Seetang mit kleinen Blasen an den Stielen, die an kleine grüne Weintrauben oder auch Fischrogen erinnern.

Zander aus Europa, auf der Haut gebratenes Filet, Beurre blanc- Oloroso Sherry- Artischocke
Weinbegleitung: Grüner Veltliner, Ried Grub, Gobelsburg, Kamptal, 2019

Sehr gut auf der Haut gebratener Zander, Artischockenchip, Beure Blanc mit Oloroso Sherry und Saiblings-Rogen. Der Zander war sehr gut von Konsistenz, Geschmack und knuspriger Haut. Bei der Beurre Blanc war eine knackige Säure gewollt, was dann auch so war, aber uns deutlich zu sauer war. Zander als Süsswasserfisch mit relativ wenig Eigengeschmack ging hier unter. Lösung: getrennt essen, soweit möglich.

Perlhuhn aus Frankreich, Brust- Morcheln- Vin Jaune- Kerbel

Perlhuhnbrust mit Morchelcrème, mit Fois Gras gefülltem Morchel, bissfester, geschmacksintensiver Spargel mit Kerbelbutter, Vin Jaune Sauce Supreme. Dieses Gericht gefiel uns sehr gut – stimmige Komposition, gute Zutaten, einwandfreie Zubereitung.

Freiland Ferkel aus dem Thurgau, Rücken-Schulter –Liebstöckel
Weinbegleitung: Syrah Pres des Pierres Vieilles Vignes, Joris,Valais, 2015

Schweinerücken, Kartoffel, Spinatpüree, geschmorte Zwiebel, Liebstöckel- Jus. A part ein Stück Schweineschulter, Karottenstückchen, grüne Bohnen Bohnenkräuterschaum.
Ein Hauptgericht auf Basis der Hauptzutat Schwein wird in der Gourmetküche eher selten angeboten. Dieses Gericht schmeckte uns gut, war es doch klar strukturiert sowohl was die Zutaten betraf, als auch wie es angerichtet war.

Erfrischung: Holunderblüten

Fior di Latte Eiscrème, Holunderschaum und Holunderbeeren

Mignardises: Tartelette mit Himbeere, Baiser mit Haselnusscrème, Praline von weisser Schokolade und Yuzu, schwarze Schokolade-Rhum Praline, Canelé

Speziell die beiden Pralinen waren sehr gut.

Fazit

In der Rückschau war dieses Abendessen eher durchwachsen. Den beiden sehr guten Fleischgängen, standen die beiden Gänge mit den Hauptzutaten aus dem Süsswasser mit (für uns) zu saurer Beurre Blanc und den geschmacksneutralen Flusskrebsen gegenüber. Zu süss abgeschmeckte Suppen und Saucen sind hier schon länger bekannt, was man den Berichten anderer Gourmet-Webseiten entnehmen kann. Mag sein, dass hier oft Gäste einkehren, die dies goutieren. Preislich liegt das mit zwei Michelin Macaron ausgezeichnete Restaurant eher in der Oberliga. Das Menü wechselt am 28. Juni. Mal schauen, ob ich auch dieses probiere.

Website des Restaurants: Restaurant Pavillon

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Restaurant Horvath Berlin

Abendessen
Besucht am 07.04.2019
Bewertung: Zwei Michelin Macarons

Das Restaurant Horvath, am Ufer eines Seitenarms der Spree in Berlin-Kreuzberg gelegen, offerierte an dem Tag ein Abendmenü zu 8 oder 6 Gängen. Ich entschied mich für das 6-Gang-Menu und liess dabei die beiden Desserts des 8-Gängers weg. Dazu habe ich mir zwei Gläser Wein bestellt.

Das Menu bestand aus:


Zum Einstieg: Zwiebelsud – sehr lecker

Zu jeder Komponente des Menus werden kleine Kärtchen gereicht, auf denen steht, was man da vor sich hat. Dies ist eine sehr gute Idee, wie ich finde. Am Ende des Menus wird ein kleiner Briefumschlag gereicht, in dem man die Kärtchen mit nach Hause nehmen kann.


Drei Sorten sehr spezielles (unter anderem eins mit Blutwurst) aber auch gutes Brot mit guter Butter

Kartoffelstampf mit Crumble aus Kartoffelschalen

Amuse Bouche: Linda Kartoffelchips mit Knoblauchrahm und geriebenem Sellerie

Der Sellerie wurde hier wie ein geriebener rezenter Käse eingesetzt. Eine Sellerieknolle wird im Salzteig gebacken und dann ein Jahr gereift. Dazu wird der Teig jeden Tag so gedreht, dass er gleichmässig austrocknet. Der Sellerie schrumpft, wird hart und bekommt einen immer intensiveren Geschmack.


Erster Gang zweiteilig: Butterstriezl mit Marillenkernölbutter

Der Striezl wird von einem etwa ein Meter langem Brot am Tisch aufgeschnitten.


2. Teil – Pilzleber: Falsche Lebercreme von Kräutersaitlingen, Apfel-Balsam-Reduktion

Rauchfisch Leberkas: Gebackener Leberkäse mit Rauchfisch, geräucherte Essigzwiebel, Rauchessig und Öl
Weinbegleitung: Rotes Haus, Ried Preussen Nussberg, Wiener Gemischter Satz

Lachsforelle Pralinee: Gegrilltes Lachforellenfilet, Röstgemüsereduktion mit dunkler Schokolade, Haselnuss-Anchovis-Paste, salziger Rhabarberkompott

Das war das Highlight des Abends. Die dunkle Sauce passte sehr gut zu dem Fisch, welcher perfekt gerillt war. Hätte ich die Weinbegleitung genommen, so wäre ein Pinot Noir dazu serviert worden. Dieser passt sehr gut zur Sauce.


Sellerie und Kürbiskernöl: Gebackener Sellerie, Sellerie in Leindotteröl, Kürbiskernöl-Vanille-Paste, Sellerie-Apfel-Sauce

Auch dieses ein sehr gutes Gericht, was mir sehr gefallen hat. Speziell die Kürbiskernöl-Vanille-Paste hatte einen intensiven Wohlgeschmack, der sehr gut zu den anderen Komponenten passte. Der Koch scheint eine Vorliebe für Sellerie zu haben.


Juvenilferkel: Kurzgebratene Milchferkelkeule, reduzierter Essig-Ferkelsud mit gerösteter Selleriesaat, geeiste Marmelade vom Pusztasalat, Zwiebelchip

Hauptgang: Brandenburger Spargel – gebeizter und gegrillter weisser Spargel, gepökeltes Kaninchen mit Zitrone, Schinken-Butterschaum, gerösteter Bärlauch, geröstete Senfsaat
Weinbegleitung: 2014 St. Laurenzikapelle Weisser Burgunder

Ein sehr guter Hauptgang, bei dem mir die Rauchigkeit des Spargels und die Zartheit der Kaninchentranchen gefallen haben. Die harte Senfsaat habe ich allerdings beiseite getan. Sie trug nichts zum Geschmacksbild bei.


Petit Four: Praline aus weisser Schokolade, Esspapier, salzige geröstete Kürbiskerne

Dies war die Alternative zur normalerweise servierten Schweinblutpraline, die ich am Anfang beim Hinweis auf Unverträglichkeiten ausgeschlossen hatte.

Fazit: Hier wird sehr innovatives, aber auch wohlschmeckendes Essen serviert. Der Service war ohne Tadel und die Taktung der Gänge in Ordnung. Ich bin dazu satt geworden. Deshalb werde ich ohne Zweifel bei Gelegenheit wiederkommen.