Restaurant Alchémille Kaysersberg

Mittagessen
Bewertung: Ein Michelin Macaron

Das Restaurant liegt an der Durchgangsstrasse, die an Kaysersberg Richtung Selestat vorbeiführt. Es gibt Parkplätze vor dem Haus.

Nach einem freundlichen Empfang an der Rezeption bat man mich, wieder herauszugehen und mit einer Laterne aus einem kleinen Häuschen im Gartenbereich wiederzukommen.

Direkt an der Rezeption wird auch ein erster Snack genommen. Ein frisches Lorbeerblatt benetzt man mit einer Spinatcrème und nimmt dann damit ein wenig Fenchelpulver auf. Das Ganze soll man dann ablutschen.

Das Restaurant hat 9 Tische, von denen heute Mittag 4 besetzt waren. Im Gespräch mit dem Chef erfuhr ich später, dass dies aber eine Ausnahme sei und man ganz gut gebucht sei.

Am Tisch bekommt man ein kleines 30 seitiges Heft mit bildlichen Darstellungen und Beschreibungen der verwendeten Kräuter und Blumen.

Hier werden nur Überraschungsmenüs angeboten, in denen tagesaktuelle Zutaten der Saison verarbeitet werden. An diesem Samstagmittag standen 3 verschiedene Menüs mit 5, 7 oder 8 Gängen zur Auswahl, wobei das ausführlichste Menü Limbach noch Käse und in drei Gängen Trüffelzugabe enthält. Die Menüs sind grundsätzlich nicht unterschiedlich, es werden lediglich Gänge hinzugefügt und Portionsgrössen justiert.
Ich entschied mich für das Menü Geissabrenala mit 7 Gängen und verzichtete auf das angebotene “Supplement”, Trüffel einem Gang hinzuzufügen.

Zu jedem Menü wird eine Weinbegleitung angeboten.
Mit dem Sommelier machte ich aus, drei Gläser Wein zu nehmen, die er bestimmen konnte. Es fiel auf, dass viele Weine aus Magnum-Flaschen und Jeroboams serviert wurden.

Schon wurden Einstimmungen gereicht.

Kürbis &Nuss, Fischcrème, Salami

Diese bestanden im Einzelnen aus einem aufwändig gearbeitetem Teiggitter mit darauf platziertem Teigkissen, welches mit einer Kürbis-Nuss-Crème gefüllt war, einem warmen mit Süsswasserfischcrème gefüllten Teigkissen und einigen Scheiben einer regionalen Salami.

Kartoffelschaum, Croutons, Wasserkresse und geräuchertes Salz

Als erster Gang in der Menüfolge wurde in einem Schälchen ein Kartoffel-Espuma serviert, welcher mit tiefgrünem aus Petersilie hergestelltem Chlorophyll-Öl unterschichtet, mit knusprigen Croutons und Wasserkresse bedeckt und mit geräuchertem Salz gewürzt war. Dies ist ein absolutes Wohlfühlgericht.

Brot von einem Bäcker aus Kaysersberg, aufgeschlagener Frischkäse mit Selleriepulver

Warmes Sauerteigbrot, von dem ehrlicherweise gesagt wurde, dass es nicht selbstgebacken war, wurde zusammen mit fluffig aufgeschlagenem Frischkäse, bedeckt mit Stangenselleriepulver, an den Tisch gebracht.

Waller aus dem alten Rhein, Karotte und Eisenkraut
Weinbegleitung: Riesling 2012 Valentin Zusslin/Elsass aus der Magnum-Flasche

Zwei Tranchen geräucherter Waller aus lokaler Fischerei, eine davon bedeckt mit Pulver vom Waller, befanden sich in einer Infusion aus Karotte, Birne, Apfel und Verveine. Mit dem Teller wurde noch ein dünner Leinsamenkracker gereicht. Der gealterte Riesling dazu gefiel mir sehr gut.

Zwiebel, Schnittlauch, Gewürztraminer, Knoblauch

Karamellisierte, eingelegte Zwiebel, Zwiebelpurée, Zwiebelstaub, Schnittlauch und ein Gewürztraminer und Knoblauch-basierter Sud bildeten dieses Gericht.

Foie Gras, gravad Ente, Apfel, Meerettich
Weinbegleitung: Cuvée aus Grenache blanc und Grenache gris 2016 Domaine de Brin vom Languedoc Roussillon

Unter zwei dünn aufgeschnittenen Scheiben Entenbrust, die nach Art einen Gravad Lachs mariniert wurde, verbarg sich ein Stück gebratene Foie Gras. Mit Wacholder aromatisierte Brühe wurde dazu angegossen. Für etwas Schärfe befand sich noch frisch geriebener Meerrettich auf der Entenbrust. Dies war wirklich ein tolles Gericht, welches ich sehr genossen habe.

Barbe, wilde Karottensamen, Selleriepüree, Weisskohl

Eine Tranche Flussbarbe, die perfekt gegart und mit knusprigen Samen der Wildkarotte bedeckt war wurde mit gedämpftem Weisskohl auf Selleriepüree serviert. Eine auf einem Basilikumauszug basierende Sauce wurde dazu angegossen.

Damwild, Topinambur, Wildjus
Weinbegleitung: Syrah Sann Chave Hermitage 2017 Rhone aus dem Jeroboam

Als Hauptgericht gab es eine Blätterteig-Pastete, die mit Fleisch vom Damtier (weibliche Form des Damwildes) gefüllt war. Der Menügang wurde am Tisch zusammen mit Topinamburpürée und Wildjus angerichtet. Dies war Mal eine andere Zubereitung eines Wildgerichtes und hat mir sehr gut geschmeckt.

Kohlrabi, Bergkäse und Trüffel

Ungewöhnlich, dieses nach dem Hauptgericht zu servieren aber absolut gewollt, wahrscheinlich wegen der Käsekomponente. Dieses Gericht strotzte wegen des Käses und Trüffels nur so von Umami.
Eine Art knackige Tagliatelle von im Salz fermentiertem Kohlrabi wurde zusammen mit Tomme-Bergkäse und Trüffel serviert. Dies hat mir sehr, sehr gut gefallen.

Frische Kräuterinfusion

Zusammen mit dem Fläschchen wurde ein Glas mit ein wenig Öl gebracht, welches aus den Blättern des Rainfarns (Tanacetum vulgare) gewonnen wurde. Dieses wurde mit der Kräuterinfusion aufgegossen und sollte Verdauungsfördernd sein. Es war also eine Alkoholfreie Variante zu einem Digestif.

Schokolade, wilde Preiselbeere und Kürbissamen

Dieses Dessert war folgendermassen aufgebaut: Auf einem knusprigen Schokoladen-Sablé befanden sich Schokoladenmousse und Crunch von karamellisierten Mandeln. Wilde Preiselbeeren, eine Preiselbeeren-Schokoladensauce mit deutlich wahrnehmbarem Schokoladengschmack, Nadelbaumöl (ob Fichte oder Pinie konnte ich nicht heraushören) und dünne Schokoladenblätter rundeten das ganz ab.

Honigkuchen mit Ingwer

Traditioneller Kuchen aus dem Elsass, der um die Weihnachtszeit serviert wird, wurde am Tisch vom ganzen Kuchen abgeschnitten.

Beim Herausgehen bekam man eine kleine Papiertüte mit einer kleinen Flasche Kräuterinfusion und dem aufgeschriebenen Menü mit nach Hause.

Fazit

Trotz Vorinformation via Internet-Recherche war dieses Mittagessen doch etwas überraschend – überraschend gut. Die Spielereien am Anfang (Laterne und Lorbeerblatt) mögen nicht jedermanns Sache sein, zauberten mir aber ein Lächeln aufs Gesicht.

Meine Favoriten waren der Kartoffelschaum, die Entenbrust, das Damwild und der Kohlrabi, beim Wein der gereifte Riesling.

Von den Pflanzen im Heft wurden saisonal bedingt nur wenige verarbeitet. Will man mehr davon, sollte man im Sommer wiederkommen.


Website: https://www.alchemille.alsace/de/

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Restaurant Bareiss Baiersbronn

Besucht am 20.06.2021
Mittagessen
Bewertung: Drei Michelin Macarons

Nach langer Zeit habe ich Mal wieder das Gourmetrestaurant Bareiss besucht. Dies ist nun mein insgesamt dritter Besuch und nach drei Ein-Sterne „Vorgeplänkeln“ meine erste Drei- Sterne Erfahrung nach dem langen Corona-Lockdown. Von den ersten beiden Besuchen hier gibt es keine Berichte.

Andere Berichte, die man im Internet lesen kann, werfen dem Gastraum 70er Jahre Charme und dem Personal manchmal Steifigkeit und mangelnde Motivation vor. Ambiente ist bekanntlichermassen Geschmacksache und nicht jeder steht auf hellgraue karge Schlichtheit, wie sie heute in vielen Gasträumen vorherrscht. Auch die Betreuung durch die Gastgeber, insbesondere durch den Maître Herrn Brandt und den Sommelier Herrn Mezda, war heute ganz hervorragend. Das Restaurant war zu Mittag nicht voll ausgebucht. Zwei Tische blieben frei.

Aber mein Interesse gilt ja hauptsächlich dem, was auf den Teller kommt und es ging sogleich los mit der Apéro Etagère.

Warme Lauchtarte mit Apfelessig
Sushi-Reisrolle mit Tandooricrème
Gebeizter Saibling auf Knäckebrot-Chip mit Crème Fraîche
Kalbstatar mit Eigelbcrème und Imperialkaviar

Ich wählte dann das grosse Degustationsmenü. Von meinen ersten Besuchen wusste ich, dass hier gross aufgetischt wird, auch was die Portionen betrifft und so wählte ich die mächtigsten Menügänge ab, die Gänseleber und den Käsewagen.

Bezüglich der Weinbegleitung konnte ich mit Herrn Mezda etwas aushandeln, was ich so schon einige Male in anderen Restaurants praktiziert hatte – eine vollständige Weinbegleitung, aber in reduzierter Menge.

Nach der Menüauswahl wurde Brot mit gesalzener und Süssrahmbutter serviert.

Kaltes Amuse Bouche
Gerösteter Blumenkohl mit Tandoori-Espuma, Blumenkohlcrème und Curry-Crème
Raz El Hanout Granité mit Hummus und Couscous
2017 Riesling 1000 Sterne Alexander Laible Baden

Interessantes Spiel mit nordafrikanischen Aromen zu dem der Riesling mit seiner Säure gut passte.

Warmes Amuse Bouche
Weisser Heilbutt in Croutons gebraten auf lauwarmem Spargelsalat
2015 Sauvignon Blanc Terravin Marlborough NZ

Schön knuspriger Heilbutt-Snack auf Spargelstücken mit genau richtigem Biss und feiner Säure der „Salatsauce“.

Gambas Carabinero mit Erbsencrème, Sauerrahm, Estragon und roh marinierten Zuckerschoten
2017 UBE Miraflores Cota 45 Jerez

Der Carabinero hatte eine phantastische Qualität und war auf den Punkt gegart. Der Wein war etwas ganz Spezielles, im Prinzip ein Sherry ohne Spritung. Allein nicht gut zu trinken, aber in der Kombination mit der Süsse des Krustentiers eine Wucht. Die Jodigkeit und Salzigkeit, die diesen in der Nähe der Küste des Golf von Cadiz angebauten Wein auszeichnen, passten sehr gut dazu.

Confierter Kabeljau und Pulpo mit Artischockenfondue und emulgiertem Pulposud
2018 PiVell Le Roc des Anges Côtes Catalanes

Auch hier wieder Spitzen-Fischqualität, sehr gut in Geschmack und Textur. Leider war das Kabeljaustück zu kalt. Die Deko-Artischocken sehen auf dem Foto trocken aus, waren aber angenehm weich und aromatisch. Das kleine rote Tomatenconfit war hervorragend und ist für dieses Gericht unabdinglich.

Sautiertes Milchkalbsbries auf weißem Bohnenpüree und Kopfsalatvinaigrette
2015 Cuvée Caroline Gemischter Satz Pranzegg Südtirol

Drei Stücke knusprig gebratenes Bries, genau wie ich es mag, waren auf Streifen von Bohnenpürée angerichtet, auf dem die Kopfsalatvinaigrette verteilt war.

“Reh aus der Bareiss Jagd“
Gebratener Rücken mit Ofensellerie, Pfifferlingen und Holunderblüten
Rehnüsschen mit Wildaromaten im Rotweinsud pochiert auf Selleriesalat, Silberzwiebelchen und Pfifferlingen
Raviolo gefüllt mit Holunderjus
2015 Bandol Rouge Domaine Tempier Provence

Das Hauptgericht war auf drei verschiedenen „Porzellanpräsentationsteilen“ angerichtet. Auf dem Teller der Rehrücken von exzellenter Qualität, in einer Schüssel das Rehnüsschen ebenfalls hervorragend und – sehr besonders – unter einer Porzellan-Cloche ein Raviolo gefüllt mit Holunderjus. Seine Süsse ersetzte hier die sonst zu Wild übliche Preiselbeerenzubereitung. Sehr schmackhaft auch der Zylinder aus Selleriepürée und Selleriestücken.

Da es mir vom Sättigungsgrad hier noch gut ging, tauschte ich nun das Himbeeren- Menüdessert gegen jenes Himbeerdessert von der Dessertkarte aus. Dieses kam in fünf (!) Variationen. Es hat sich voll gelohnt.

Himbeeren
Weißes Schokoladen-Himbeertörtchen auf Schokoladensablé mit Himbeersauce
Himbeersorbet auf Apfel und Thymiansauce
Geeiste Yuzu mit marinierten Himbeeren
Lychee-Himbeerpraline
Himbeercrème mit Vanille-Essig Gel
2017 Moscato Rosa Stiftskellerei Südtirol

Mein Favorit: Die Zubereitung mit dem Himbeersorbet vor dem geeisten Yuzu und dem weissen Schokoladen-Himbeertörtchen. Das Törtchen wäre für sich allein genommen schon ein Spitzendessert. Das süsse Sorbet mit der Säure des Apfels, der knusprigen Gebäckkomponente und der kräutrigen Thymiannote war aber das interessantere Geschmackserlebnis. Und eine Kombination von Yuzu-Säure mit süsser Himbeere gewinnt bei mir auch immer. Insgesamt das beste Himbeerdessert, das ich je gegessen habe. Der Rosa Moscato passte ganz hervorragend dazu.

Friandises
Vorn von links nach rechts: Pistazie Himbeere Nougat, Aprikosenpralinée, exotisches Marshmellow (Mango)
Hinten von rechts nach links: Limettentarte, Mandelpralinenküchlein

Das Mandelpralineküchlein gefiel am besten.

Confiserie vom Wagen
Im Uhrzeigersinn
Marinierte Erdbeeren
Schokomousse-Törtchen
Macaron Pistazie Marzipan
Macaron Vanille Nougat
Fruchtgelee Kirsch Schoko
Fruchtgelee Mango Piment
Pralinen aus den Kisten
Von oben Mitte im Uhrzeigersinn
Vanille Nougat
Yuzu Praline (noch vom Wagen)
Passionsfrucht Rosmarin
Leicht gesalzener Biskuit
Himbeere Rose

Favoriten: Yuzu Praline vor leicht gesalzener Biskuit
Nicht mein Ding: Passionsfrucht Rosmarin, Himbeere Rose

Fazit

Ein Spitzen-Mittagessen, eine gute Weinbegleitung und aufmerksame, gut gelaunte Gastgeber machten dies zu einem unvergesslichen Besuch. Da es hier üblich ist, dass zuerst der Patron des Hotels, Herr Bareiss, und dann der Maître de Cuisine, Herr Lumpp, vorbeikommen, ergibt sich die Gelegenheit zu interessanten Gesprächen. Besonders mit Herrn Bareiss habe ich mich diesmal nett unterhalten. Dies vielleicht das erste Mal, war ich die beiden anderen Male doch mit Englisch-sprachigen Tischgenossen hier und er wirkte etwas verschlossen.

Seerestaurant Belvédère Hergiswil

Mittagessen
Besucht am 05.06.2021
Bewertung: Ein Michelin Macaron

Diese Reservation stammt noch aus der Zeit, als nur die Öffnung der Aussengastronomie in der Schweiz erlaubt war. Das Restaurant hat eine Terrasse mit Blick auf den Vierwaldstätter See und ich kann mir vorstellen, dass dies im Sommer bei schönem Wetter ein fantastischer Ort zum Speisen ist.

Heute war das Wetter bescheiden, aber zum Glück wurde inzwischen die Bewirtung in Innenräumen wieder zugelassen. Beim Eintritt wurde ich sogleich herzlich begrüsst.

Zu Mittag wird ein “Gourmet Lunch” angeboten, aus dem man 2, 3 oder 4 Gänge zu einem fairen Preis auswählen kann. Ich entschied mich für ein 4-Gang-Menü und zwei Gläser Wein.

Warmes Sauerteigbrot und (am Anfang) zu kalte Noisettebutter

Crèmesuppe vom Wurzelgemüse, Jakobsmuschelstücke, Safran-Espuma, Rapsöl Wein: Le G de Chateâux Giraud 2019, Cuvée aus Sauvignon Blanc und Semillon.

Nun wurde recht schnell schon der erste Gang gebracht. Aufgrund des kalten, nassen, ungemütlichen Wetters entschied ich mich für eine heisse Suppe als Vorspeise. Diese sieht unspektakulär aus, war aber sehr gut: subtiler, unaufdringlicher Geschmack vom Wurzelgemüse, perfekt gewürzt, leckere Jakobsmuscheln.

Fisch: Zander im Tempurateig gebacken, Süsskartoffelstampf, Soja Beurre Blanc, Frühlingszwiebeln

Das Highlight des Menüs: tolle Kombination, auf den Punkt richtig gebacken.

Fleisch: Panang Curry vom Emmentaler Rind, Kartoffeln, Thai-Basilikum, Ananas, Chili, Erdnüsse
Wein: Valpolicella Ripasso Superiore 2015 I Progni Le Salette

Interessante Kombination, ganz mürbes Fleisch

Dessert: Quarkmousse, Erdbeeren, Erdbeersauce, Aniskresse, Honigkrokant, Schokoperlen

Fazit

Was auffiel: Keine Amuses Bouches und keine Friandises. Man hätte auch eines der beiden Menüs aus dem Abendservice nehmen können. Am Nebentisch war dies wohl der Fall, aber auch hier habe ich keine Amuses Bouches gesehen.

Die Suppe und der Zander waren durchaus auf Michelin-Stern-Niveau. Der Hauptgang und das Dessert haben mir gut geschmeckt, fielen aber zur Vorspeise und zum Fischgericht etwas ab.

Ich komme vielleicht Mal abends wieder, um mir ein vollständiges Bild zu machen. Die Lage macht das Restaurant zu einer Empfehlung an einem warmen, sonnigen Sommertag, wenn man denn einen Platz auf der Terrasse ergattert.

JY’S Colmar

Mittagessen
Besucht am 25.08.2020
Bewertung: Zwei Michelin Macarons
Nach unserem Besuch in der Auberge de l’Ill im Juli ging es diesmal etwas weniger weit nach Colmar.

Das Restaurant JY’S liegt in der Altstadt von Colmar am kleinen Flüsschen Lauch. Wir hatten vorher angefragt und bekamen einen sehr schönen Tisch auf einem Teil der Terrasse, der entlang der Lauch verläuft.

Wir entschieden uns für das Menü in acht Gängen und den Vorschlag des Sommeliers zur Weinbegleitung: drei Weissweine und ein Rotwein zum Hauptgang.

Ich bekam auf Nachfrage wiederum eine halbe Weinbegleitung.
Gleich, nachdem wir uns gesetzt hatten, wurden einige Kleinigkeiten serviert.

Von links nach rechts im Uhrzeigersinn: Parmesancracker, Erdnuss-Sphären (Erdnuss, Parmesan, Mascarpone), Oliven-Frischkäse-Sphäre

Die Oliven sahen nur aus wie echt, eine Kräuterfrischkäse-Füllung war mit einem dünnen Mantel bedeckt, der Olivengeschmack hatte.

Nach der Speisen- und Weinwahl wurde ein weiterer dreiteiliger Gruss aus der Küche gereicht.

Von links nach rechts: Zucchinicrème mit Curry-Gel, Karotten-Ingwer-Tartar mit Grapefruit-Marmelade und frittiertem Grünkohl, Wassermelonenwürfel mit Sangria-Gel

Speziell das Karottentartar fand ich sehr lecker. Nun gab es den ersten Gang des Menüs.

Frische Entenstopfleber mit schwarzem gebranntem Pfeffer und Kirsche
Weinbegleitung: Pinot Gris Domaine Albert Boxler 2016 aus Heinbourg

Wie schon in der Auberge de l’Ill war das Thema hier Leber mit Kirschen. Diese Version hier gefiel uns etwas besser. Der auch hier gereichte Pinot Gris passte gut, konnte allerdings nicht mit dem gealterten von Trimbach mithalten.

Nun kam ein Gang, auf den wir schon sehr gespannt waren.

Grünkohlwaffel mit Dashi, Daikon-Rettich und rosa Ingwer

Vom Grünkohl war nichts zu sehen. Die Waffel sah aus, wie man sich eine Waffel vorstellt. Sie war mit dünnen Scheiben Rettich und eingelegtem Ingwer belegt. Eine feine Mayonnaise und eine Dashi-Soja- Sauce trugen zur Herzhaftigkeit bei. In der Kombination aus knuspriger Waffel, Säure von Rettich und Ingwer und Herzhaftigkeit der übrigen Komponenten ein sehr wohlschmeckendes Gericht.

Gemüse-Ceviche mit Macadamia-Sauce mit grünem Curry
Weinbegleitung: Anjou Domaine Patrick Baudain Effusion 2016

Dieser Gang zeigte einmal mehr Jean-Yves Schillingers Stärke, wenn es ums Gemüse geht. Eine optimal abgeschmeckte Ceviche – nicht zu sauer – bestehend aus Karotten, Fenchel, Bohnen, Erbsen, Granatapfelkernen, Enoki-Pilzen, dekoriert mit Teilen einer frittierten Zucchini-Blüte und am Tisch angegossener Sauce aus Macadamia und grünem Curry. Exzellent kombiniert und gut abgeschmeckt.

Bursin Tortellis mit Parmesan Espuma

Ich hatte es gegenüber dem Service auf den Punkt gebracht: interessantes Texturspiel!

Das Gericht wurde in einer sehr warmen tiefen Schale serviert und bestand aus bissfester Pasta mit dezentem Boursin-Geschmack, dem Kräuterfrischkäse, den man auch in Deutschland kennt. Dann ein Parmesanschaum und obendrauf Popkorn mit Parmesangeschmack.

Nun kam etwas, auf das wir im Vorfeld ebenso sehr gespannt waren.

Tintenfisch gerade angebraten auf schwarzem Knoblauchpüree und Gemüse-Maki, dazu Tandoori-Sauce Weinbegleitung: Chatéau Revelette Grand Blanc 2016

Der Teller hinterliess einen zwiespältigen Eindruck. Der Tintenfisch entäuschte geschmacklich und texturell, alle anderen Komponenten begeisterten. Der Gemüse-Maki bestand aus Gemüsestiften, u.a. Lauch, Fenchel, Karotte, umhüllt von Mu-Err Pilz und Teigkruste. Speziell die Tandoori-Sauce war grossartig. Die kleinen Saucièren, die am Tisch gelassen wurden, verliessen diesen am Ende leer…

Confit aus Seehechtfilet mit Chorizo-Marmelade, Bagna Cauda-Sauce mit grünen Oliven

Sehr schöne Kombination, Olivenkomponente nicht dominant, Fisch geschmacklich top mit idealem Gargrad.

Kalbsfilet in grünem Fell, Törtchen mit frischen Buscherbsen und kandierter Zitrone, kandierte Kartoffelroulade mit Saft, Satay-Sauce
Weinbegleitung: Jas Jullien Autour de Joncemiére 2016

Leider enttäuschte der Hauptgang. Das Fleisch war von Qualität und Zubereitung in Ordnung, aber es fehlte Salz. Dieses hätte man in die Kruste einarbeiten können oder liegend serviert etwas Fleur de Sel darauf geben können. Die Kartoffelroulade ist beeindruckend mit ihren vielen Schichten und war geschmacklich okay, die Erbsen lagen in dem Tartelette auf etwas Ziegenkäse. Die Satay-Sauce war zu süss und dominant mit ihrem Erdnussgeschmack.

Pré-Dessert 1: Grapefruitmarmelade und Rosmarincrème

Nicht süss, Rosmarincrème mit rohes Ei-Konsistenz – nicht mein Fall.

Pré-Dessert 2: Rosensorbet, Mandeln, Amaretto-Milch

Sehr gut!

Dessert: Erdbeeren auf feinem Sablé, Erdbeer-Minz-Granité, Erdbeer-Sorbet, gefriergetrocknete Erdbeere, Chantilly-Sahne
Weinbegleitung: Riesling Trockenbeerenauslese Domaine Loew Altemberg 2015

Ein schönes Dessert, was insgesamt gefiel. Die Erdbeerstücke hatten vielleicht nicht Referenzqualität.

Mignardises: Himbeer-Macaron, Aprikosensphäre auf Teigzylinder, Johannisbeer(?)-Tartelette

Speziell die Aprikosensphäre schmeckte sehr gut.

Fazit

Insgesamt ein Menu mit gehobenem Niveau von Anfang an, wie man es von Restaurant dieses Levels erwartet.

Kleine Ausreisser nach unten (Tintenfisch, Hauptgang), aber auch Highlights (Waffel, Ceviche, Fisch). Es wurde mit wenig Luxuskomponenten gekocht und einige Zutaten wiederholten sich. Dafür ist die Preisgestaltung für das 8-Gang-Menu sehr fair.

Am Service war nichts auszusetzen.

Aufgrund der vegetarischen Gänge, die mir gut gefallen haben, könnte ich mir vorstellen, das nächste Mal das auch angebotene vegetarische Menu zu nehmen.