Ristorante Ornellaia Zürich

Mittagessen
Bewertung: Ein Michelin Macaron (unter dem vorherigen Koch), 16 Punkte Gault Millau

Nach einem sehr guten Abendessen (Bericht hier) trafen wir uns quasi als Jahresabschluss hier zum Mittagessen.

Im Restaurant sind die aktuellen Korona-Regeln des Kanton Zürich vorbildlich umgesetzt, rief man mich am Tag der Reservierung doch morgens an und fragte, wieviele Haushalte denn kommen und rückte die Tische so auseinander, dass wirklich nur 2 Haushalte an einem Tisch sassen.

Zu Mittag wird ein wochenweise änderndes Menü aus zwei Gängen zu einem attraktiven Preis angeboten. Bei Vorspeise und Hauptgang hat man jeweils die Auswahl zwischen zwei Optionen. Ein zusätzliches Dessert zur Standard-Dessertkarte wird auch angeboten.

Ich hatte als Aperitiv ein Glas Gemella Sauvignon Blanc aus der Toskana. Wir teilten uns dann zu viert eine Flasche Le Serre Nuove 2014, der Zweitwein des Weingutes, das dem Restaurant seinen Namen gibt. 2014 war in vielen Regionen Italiens ein problematisches Jahr für den Weinbau, aber gute Produzenten sind auch in nicht optimalen Jahren einen qualitativ hochwertigen Wein herzustellen. Nach dem Degustieren entschied ich mich, den Wein zu nehmen.

Vorweg gab es hausgemachtes Brot, Foccacia, sehr knusprige und wohlschmeckende Grissini, dazu Soffritto-Crème, Ricotta-Crème mit Limone und sehr gutes Ornellaia-Olivenöl. Auf einem Teller à part wurde noch mit der wunderbaren dunkelroten Berkel-Aufschnittmaschine hinter uns sehr dünn aufgeschnittener wie Rohschinken zubereiteter Schweinehals gereicht. Durch die schöne Fettmarmorierung hatte dieser einen wunderbaren Geschmack.

Wir hatten im Einzelnen:

Piadina con squacquerone e prosciutto Sant Ilario e rucola
Vorspeise: Piadina mit Frischkäse, Sant Ilario Rohschinken und Rucola Salat

Dies hatte natürlich nur entfernt mit dem zu tun, was man in der Gegend von Rimini aus den diversen Imbisswagen am Strassenrand kaufen kann. Es war um Klassen besser.

Vellutata di zucca con frittata di salametto e rosmarino
Vorspeise: Kürbisvelouté mit Salametto-Rosmarin Omelette

Hier ist nur die Einlage zu sehen: ein Omelett, das wie eine Tortilla daherkommt, Croutons, Kürbiskerne, Kürbiskernöl und etwas Kürbiscrème. Die Velouté selbst hatte einen sehr guten Geschmack, so wie ich es zuhause nicht hinbekommen würde. Interessant war eine sehr subtile Schärfe im Hintergrund, wahrnehmbar, aber überhaupt nicht dominant, die die ganze Kombination noch interessanter machte.

Mit am Tisch angegossener Kürbisvelouté (leider schon ein paar Löffel gegessen…)
Filetto di Ombrina con rotolo di riso al pomodoro e catalogna
Hauptgang: Umberfischfilet und Tomatenreis-Knusperrolle mit Catalogna-Gemüse

Meine Tischnachbarin, die dieses bestellte, war sehr zufrieden mit dem Teller. Der Fisch, auch Schattenfisch genannt, war einfach perfekt (Qualität, Garpunkt, Knusprigkeit der Haut, Würzung). Besonders angetan hatte es ihr das Gemüse. Dieses war sehr frisch und genau richtig gekocht – nicht zu bissfest, nicht verkocht. Catalogna ist auf Deutsch Blattzichorie. Es handelt sich hierbei um ein löwenzahnähnliches Gewächs mit grünen Blättern, welches über ein Bitternote verfügen. Das Gemüse ist sehr bekannt in Italien, allerdings wenig bis gar nicht bekannt nördlich der Alpen.

Filetto e stinco di manzo con sformato di patate e verdure
Hauptgang: Rindsfilet und Haxe mit Kartoffel-Gemüseauflauf

Dies war eines der Besten Fleischgerichte, das ich dieses Jahr gehabt habe. Sehr zartes Rinderfilet, durch das das LaGuiole-artige Messer fast hindurchfiel. Rinderhaxe, die auch al pulled Beef hätte bezeichnet werden können, sehr aromatischer dichter Jus. Was hier als Kartoffel-Gemüseauflauf bezeichnet wurde, war eigentlich ein Mille feuille vom Gemüse bestehend aus zehn Schichten, “normale”, violette Kartoffel und Karotte. Dazu noch eine Portion Spinat und zwei konfierte Karöttchen.

Gnocchetti di ricotta con finferli
Aus der Mittagkarte ausserhalb des Menüs: Ricotta-Gnocchetti mit Eierschwämmli

Von den Gnochetti durfte ich eins probieren. Dies war sehr weich, ohne ein Problem zu haben auseinanderzufallen. So ganz anders als die Kartoffelversion, aber sehr gut.

Melanzane alla parmigiana a modo mio v
Aus der Standard-Speisekarte: Auberginenauflauf mit Tomaten, Mozzarella und Parmesan
Biscotto al cioccolato con mousse al caffe e gelato al Baileys
Wochendessert: Schokoladen Biskuit mit Kaffeemousse und Baileysglace

Es handelte sich um einen Biskuitring, der, einmal aufgeschnitten eine flüssige leckere Crème freigab.

Aus der Dessertkarte: Caffè freddo Ornellaia – Eiscaffee mit Vanillecrème und Mandel-Hippen

Nicht sehr gut auf dem Bild zu erkennen, war auf diesem Teller ein Kaffee-Milchspeiseeis angerichtet, welches von einem Vanilleschaum bedeckt wurde, in dem sich knusprige Mandelstücke befanden.

Aus der Dessertkarte: Mousse au chocolat, Schokoladen-Crumble, Ananas-Sorbet, “Luftschokolade”, Haselnusscrème?
Milchschokoladen-Tartelette mit Blattgold und Fleur de Sel, Profiterollo gefüllt mit Pistaziencrème und Gel von der Schwarzkirsche

Die beiden Mignardises zum Kaffee waren von sehr guter Qualität, der Profiterollo mit der feinen Pistaziencrème innen drin etwas besser.

Fazit

Spitzenmittagessen, italienische Küche auf höchstem Level, freundliches Personal, netter Chef. Auf ein Neues im nächsten Jahr!

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Ristorante Ornellaia Zürich

Abendessen

Besucht am 22.09.2020

Bewertung: Ein Michelin Macaron (unter dem vorherigen Koch)

Man kann auch ins Restaurant gehen, um Wein zu trinken.

Und man muss nicht Wein zum Essen trinken, sondern kann ihn auch nur zwischen den Gängen geniessen.

Und genau darum waren wir hier.

Das Ristorante Ornellaia, welches unweit der Bahnhofstrasse im St. Annahof liegt, betritt man durch eine schlichte automatische Holztür.

Wir entschieden uns für einen Tisch unweit des Passes. Durch Scheiben vom geschmackvollen Gastraum getrennt, kann man gut das Treiben in der Küche beobachten.

Chefkoch Colaianni am Pass

Zum Start orderten wir zwei Gläser Gemella Sauvignon Blanc 2019 und begannen dann Wein und Speisen auszusuchen. Wir bestellten drei Gerichte à la Carte.

Nun wurden Kleinigkeiten vorweg gereicht.

Dreierlei Sorten Brot, Soffritto, Ricotta mit Öl und Pfeffer,
Ornellaia Olivenöl aus drei Sorten Oliven, sehr guter Rohschinken

Besonders der Schinken war hervorragend. Soffritto ist eine Crème basierend auf Zwiebeln, Sellerie und Wurzelgemüsen hier offensichtlich mit einem höheren Anteil Tomaten und Paprika, ganz fein im Geschmack und samtig aufgrund des feines Pürierens. Geröstete Kapern waren wohl auch noch drin.

Von links nach rechts: Soffritto, Ricotta mit Öl und Pfeffer, Olivenöl vom Weingut Ornellaia
Amuse Bouche: Risottocracker, Orangencrème und marinierte Makrele

Sehr schöne Kombination: Der Chip für die knusprige Textur, Meeresaromen der Makrele und Süsse und Frische der Orangencrème

Im hohen Stielglas serviert: Wachtelei à la Carbonara

Viel flüssige Ei-Crème, Parmesan und kleine knusprige Speckwürfel – sehr gut.

Tartare di manzo – Rindstatar mit Eigelbcrème und warmem Kartoffelschaum

Ich habe es nicht probiert, soll aber sehr gut gewesen sein. Ungewöhnlich das rohe, delikat gewürzte, wohltemperierte Tatar bedeckt vom warmen Kartoffelschaum

Raviolone di ricotta – Raviolone mit Ricotta und Eigelb an Trüffelbutter

Der Handteller-grosse Raviolone war gefüllt mit Ricotta und gab in der Mitte ein Eigelb Preis. Umgeben war er mit warmen, blanchierten Spinatblättern und bedeckt mit krossen Speckwürfelchen, gehobeltem Trüffel und Trüffelschaum – ein Hochgenuss!

Filetto di lucioperca con melanzana al forno – Zanderfilet mit Ofen-Aubergine und gefüllter Zucchiniblüte

Das Zanderfilet war kross auf der Haut gebraten und hatte einen perfekten Garpunkt. Es war bedeckt von dünnen geriebenen Scheiben rohen Fenchels. Daneben befand sich eine gefüllte Zucchini-Blüte mit der gegarten in Scheiben geschnittenen Zucchini-Frucht noch daran. Auf der anderen Seite lag noch eine im Ofen gebackene Aubergine, auf der sich zwei frittierte Kugeln gefüllt mit Reis und Käse befanden. Auch dieser Hauptgang hat sehr gut geschmeckt.

Caffè freddo Ornellaia – Eiscaffee mit Vanille und Mandeln

Nicht sehr gut auf dem Bild zu erkennen, war auf diesem Teller ein Kaffee-Milchspeiseeis angerichtet, welches von einem Vanilleschaum bedeckt wurde, in dem sich knusprige Mandelstücke befanden. Soll auch sehr gut gewesen sein.

Weisse Schokolade mit Joghurt-Eiscrème, Haselnuss und Zwetschgen

Hauptkomponente war ein Törtchen mit Mürbeteigboden und Crème von weisser Schokolade mit einem Kern aus Zwetschgenkompott. Daneben ein Joghurteis auf Crumble, Tupfen von Haselnusscrème und – Cracker, dazu marinierte Zwetschgen und etwas Zwetschgenkompott. Sehr wohlschmeckend.

Hausgemachtes Tiramisu, Milchschokoladen-Tartelette, Profiterollo mit Pistazien und Kirschenfüllung

Das Tiramisu war sehr luftig und auch die beiden anderen Mignardises von sehr guter Qualität.
Ach ja, wir waren ja wegen des Weins gekommen. Was trinkt man im einzigen Ristorante Ornellaia? Einen schön gereiften Ornellaia 2010. Was für eine Wucht von einem Wein!

Fazit

Der Abend war einfach perfekt: sehr gute Gesellschaft, Spitzenwein und hervorragendes Essen – Italienisch auf höchstem Level.

Es gibt genug Gründe, um wiederzukommen.