Hôtel de Ville Crissier

Mittagessen
Besucht im September 2021 Bewertung: Drei Michelin Macarons

Das Restaurant L’Hotel de Ville Crissier ist momentan auf Platz 14 auf La Liste, d.h. unter den zwanzig besten Restaurants der Welt. Es ist auch nur eines von drei Restaurants in der Schweiz, die mit drei Michelin Macarons ausgezeichnet sind. Dementsprechend sind die Erwartungen hoch, wenn man hierhin geht. So auch bei mir, war ich doch vor Jahren schon einmal hier, und es war grandios.

Momentan wird Karte Nr. 46 angeboten und man hat die Wahl zwischen einem grossen Degustationsmenü, einem Saisonmenü und à la Carte. Ich entschied mich wie letztes Mal für das Saisonmenü und bat um eine Weinbegleitung.

Schon ging es mit einem Gruss aus der Küche los.

Mitte: Butter Parmesan Flute
Knuspriges Kissen gefüllt mit Parmesancrème
Knuspriges Kissen gefüllt mit Basilikumcrème

Man könnte enttäuscht sein: Gebäck und Gebäck mit Füllung. Aber nein, diese drei Kleinigkeiten haben mich sofort begeistert. Sie waren äusserst akkurat gearbeitet, super knusprig und der Geschmack, den sie haben sollten, war äusserst klar und intensiv.


Marinière glacée de Moules de Bouchot au cépage d’or carottes croquantes parfumées au safran de Saillon
Glasierte Marinière von Bouchot-Muscheln mit knusprigen Karotten, parfümiert mit Safran aus Saillon
Weinbegleitung: Räuschling 2019 Höcklistein, Rapperswil Jona, Schweiz

Es ging dann direkt mit dem ersten Gang des Menüs weiter. Diese Kombination aus Muscheln, Karotten in verschiedenen Zubereitungen und der Safran-Crème war ein Hochgenuss. Das Teigkissen auf dem Löffel war nicht so knusprig wie die Grüsse aus der Küche und mit einer Muschel gefüllt. Es war sonst sehr gut.

Galantine de filets de Perches de Leman à l’Impérial crème légère au Chasselas et poireaux fondants
Galantine von Eglifilets aus dem Genfersee à l’Impérial, leichte Creme von Lauch mit Chasselas
Weinbegleitung: Sancerre 2019 Sauvignon Blanc, Francois Crochet, Frankreich

Danach folgte das nächste Highlight: die Galantine von Egli und Lauch. Dazu jede Menge Ossietra Kaviar und eine himmlische Crème mit Hilfe von lokalem Wein aus dem Vaud, in dem Chasselas die dominierende Traube ist. Ferner befanden sich auf dem Teller noch Lauchcrème und konfierte Lauchstücke. Hier hatten wir es wieder mit drei Zutaten zu tun, die optimal miteinander kombiniert wurden.

Royale de Cèpes et Girolles déglacée à l’Amigne Trois Abeilles bricelet craquant et courgettes aux petits condiments
Royale von Steinpilzen und Pfifferlingen deglaciert mit Amigne Drei Bienen, knuspriges Bricelet und Zucchini mit kleinen Gewürzen
Weinbegleitung: Chardonnay 2018, Domaine Frôté, Vaud, Schweiz

Nun wurde ein Teller voller Umami serviert. Die Royale war eine gestockte Crème, ähnlich Chawan Mushi, mit Schaum obendrauf, in dem Stücke der beiden Pilzsorten und Zucchini schwammen. Darauf befand sich ein knuspriger Brotring. Dieser war wiederum dekoriert mit verschiedenen Zubereitungen von Zucchini und Pilzen. Sehr lecker! Amigne Trois Abeilles ist übrigens ein lokaler Wein, die drei Bienen stehen für die maximale Süsse, d.h. mehr als 26 g/L Zucker. Das Gericht war allerdings nicht süss.

Filet de Lieu jaune de ligne grillé au naturel haricots du canton tout en couleur
Filets vom Steinköhler aus Leinenfang, grilliert, Bohnen aus der Region
Weinbegleitung: Viognier 2020, Henri Cruchon, Vaud, Schweiz

Ein schön gegrilltes Stück Steinköhler wurde begleitet von grünen Stangen-Bohnen als Chip, Crème, Bohnenstücke und Bohnenkraut. Am Tisch wurde eine helle Fisch-Weisswein-Sauce angegossen, die für eine leichte Säure sorgte. Fisch und Bohnen waren tadellos.

Elégante Langoustine croustillante aux tomates confites avocat soyeux au basilic et jus au corail
Erlesene, knackige Langustinen, mit confierten Tomaten, seidige Avocado an Basilikum
Weinbegleitung: Givry 1er Cru Prétan 2017 Pinot Noir Domaine Besson, Frankreich

Als nächstes kam nun ein länglicher Teller an den Tisch. Auf diesem befand sich links ein recht grosser Kaisergranat mit Schwanzstück noch im Panzer, rechts ein Schälchen mit milder Avocadocrème und darüber ein Krustentiergelée mit Tomatenchips von der getrockneten Tomate dekoriert. In der Mitte gab es noch konfierte Tomatenscheiben und Avocado-Crème-Tupfen. Die Idee war nun, Kaisergranat- Stücke in das Schälchen rechts zu tunken. Auch dies schmeckte sowohl für sich allein als auch in Kombination grossartig.

Selle d’Agneau dorée à la moutarde ancienne caviar d’aubergine aromatisé au curry Balti
Lammrücken,mit Senf «à l’ancienne» bestrichen, Auberginen-Chips mit Balti Curry parfümiert
Weinbegleitung: 1. Service Haut-Médoc 2014 Sociando-Mallet Bordeaux, Frankreich,
2. Service Cornalin 2019 Cave de Amandiers, Wallis, Schweiz

Der Hauptgang stand an, was man schon an den Vorbereitungen in Form von herangeschafften Beistelltischen und Tranchierbesteck erahnen konnte. Lamm aus Sisteron wurde in zwei Gängen serviert. Zuerst präsentierte man das komplette gebratene Karee inklusive Chips-Dekoration. Im ersten Service gab es dann aufgeschnittene Tranchen mit einem Gemüse-Potpourri von Zucchini, Aubergine und Mais im länglichen Block angerichtet und mit der Dekoration aus der Präsentation, welche aus Chips der Gemüse bestand. Dazu gab es eine himmlische Senf-Curry-Sauce. Der Bati-Curry wird eigens für das l’Hôtel de Ville zusammengestellt. Leider verschwand die Saucière viel zu schnell vom Tisch. Ich fragte nach, ob ich nicht noch mehr von der Sauce haben könne. Konnte ich, wurde diese auch im 2. Service verwendet und zusätzlich ein kleines Gefäss mit ebendieser dazugestellt. Den 2. Service fand ich allerdings etwas langweilig mit verschiedenen Kartoffelkomponenten (Püree und Chips) als Beilage.

Fromages frais et affinés
Auswahl von frischem und gereiftem Käse vom Wagen

Sehr guter Käse vom Wagen, unter anderem Fleurette Ziegenkäse, Vacherin Mont d’Or, 24 Monate gereifter Gruyère, fester Vacherin, Ziegenkäse mit Asche und Roquefort in der Mitte.

Duo givré d’abricots valaisans et éclats de pain de seigle caramélisés
Gefrorenes Duo aus Walliser Aprikosen und karamellisierten Roggenbrotsplittern
Weinbegleitung: Petite Arvine Grain Noble 2018 Philippe Darioli, Haute-Savoie, Frankreich

Das Pré-Dessert war dann eine Variation von der Aprikose und zwar Eiscrème unter dem Schaum, Aprikosenstücke auf einem Brotring, Aprikosenchips und dunkel eine Art Krokant, der mir speziell gefiel. Den Petit Arvine dazu aus der Magnum-Flasche hatte ich schon bei meinem ersten Besuch zu einem anderen Dessert.

Bouchées poudrées de fruits rouges et amandes tuiles meringuées ä la mélisse et zestes d’agrumes
Rote überpuderte Früchte und Mandeln, Meringues mit Melisse und Zesten

Das eigentliche Dessert war dann Sorbet und Crème von roten Früchten auf Mandel-Tuiles, mit Melisse und Zitrone aromatisiertes Baiser und Blaubeeren, Himbeeren und Mandelsplitter. Dazu eine Sauce auf Basis von roten Früchten.

Gleichzeitig wurden diese Mignardises serviert, an die ich mich nicht mehr genau erinnere. Pistazie und Feige waren auf jeden Fall zwei verwendete Produkte.
Nun hätte es noch hausgemachtes Sorbet und/oder Eiscrème gegeben, worauf ich verzichtete.

Friandises
unten rechts: Himbeer Biskuit
oben rechts: Rote Frucht/Nougat/Haselnuss
oben links: Aprikosen-Rosmarin-Gelee
unten links: Mint-Schokoladen Praliné

Abgeschlossen wurde mit diesen vier Kleinigkeiten, die alle sehr gut waren.

Fazit

Wenn man hierhin zum Essen geht, erwartet man mehr. Und man bekommt auch mehr. Eigentlich ist Franck Giovaninnis Küche einfach – wenige Zutaten, Beilagen oft in verschiedenen Texturen, sehr gute Saucen, Vinaigrettes und Fonds. Die Einfachheit merkt man schon daran, dass es einem mühelos gelingt, mitzuschreiben, sobald der Service die Speisen präsentiert und erklärt. Beste Zutaten werden optimal zubereitet. Die Kompositionen sind stimmig. Alles ist sehr akkurat gearbeitet.
Die Französische- Schweizerische Weinbegleitung, darunter viele Gewächse aus näherer Umgebung, war sehr passend.

Advertisement

Hôtel de Ville Crissier

Mittagessen
Besucht am 06.04.2018
Bewertung: Drei Michelin Macarons

Das Restaurant Hotel de Ville befindet sich im kleinen Ort Crissier oberhalb von Lausanne. Wir sind mit Bahn und Bus angereist. Das Restaurant war einmal das beste Restaurant der Welt auf La liste und hat eine lange Tradition von erfolgreichen Köchen, aber auch eine tragische Geschichte, auf die ich hier nicht näher eingehen werde.

Es handelt sich um ein klassisches Gourmet-Restaurant mit weissen Tischdecken und Silberbesteck.

Wir haben uns für das Überraschungs-Menu entschieden, welches mit den frischen Produkten der Saison zubereitet wird. Ich kann jetzt schon sagen, es hat sich gelohnt. Das Menü war wirklich eine Überraschung, da wir die Karte mit den Beschreibungen erst hinterher bekamen.

Dazu haben wir die Weinbegleitung geordert. Das Menu bestand aus:


Marinierte glasierte Pfeilmuscheln, Minisalat und Vinaigrette
Weinbegleitung: 2016 Sauvignon Blanc Les Frères Dutruy

Rätselhafte Kugeln

Brioche (rechts) – nun bekommt man eine Idee, was die Kugeln sein könnten.

Gepuderte Perlen aus Foie Gras, Fruchtchutney und Honig von den hauseigenen Bienen
Weinbegleitung: 2016 Riesling Domaine Ostertag

Karottenpäckchen gefüllt mit gestockter Hollandaise und Spargelspitzen, leicht säuerlicher Milchschaum mit Eigelbflocken
Weinbegleitung: 2015 Saint-Aubin Domaine Bachelet-Monnot

Erneut ein Spitzen-Spargelgang, ideenreich und clever umgesetzt. Auf den Gedanken mit den Päckchen muss man erstmal kommen. Das Ganze war sehr wohlschmeckend, die Säure fast nicht präsent.


Medaillons vom Seeteufel geröstet mit Kräutern, Reduktion von der Kapernblüte
Weinbegleitung: 2016 Pinot Noir “Cuvée MacQueen” La Maison du Moulin

Nun machte Franck Giovannini seine Runde und hatte durchaus Interessantes zu erzählen. Er erläuterte uns die Zubereitung des Spargelgerichtes und die Idee, die dahinter stand. Er wollte etwas Leichtes servieren, ohne die sehr fettreiche und Eier-schwere Sauce Hollandaise, aber trotzdem alle üblichen Komponenten verwenden; deshalb auch das getrocknete Eigelbpulver. Ihm ist durchaus bewusst, dass, macht man sich als Koch keine Gedanken darüber, die Gäste nach 8 Gängen ziemlich gerädert das Restaurant verlassen. Diese Leichtigkeit zieht sich durch alle seine Gerichte.

Mein Lunch-Partner lobte noch den Seeteufel, als den besten, den er je gegessen hatte.


Blauer Hummer, Mini-Karotten, Pfefferbutter, Kaviar, Margherita-Brioche
Weinbegleitung: 2015 Nebiolo d’Alba Sandrone

Den geplanten Wein aus der Begleitung haben wir ausgetauscht. Der ursprünglich angebotene Shiraz hätte das Gericht völlig überdeckt. Dies ist mir nun schon das zweite Mal mit Shiraz/Syrah passiert. Siehe Bericht vom Jacob Hamburg.


Gegrillte Nüsschen vom Kalbsfilet mit Morcheln, Pomme Dauphine und kleinen Gartenerbsen
Weinbegleitung: 2013 Syrah aus der Magnumflasche Marie-Bernard Gillioz

Frische und gereifte Käse vom Wagen
Weinbegleitung: 2013 Petite Arvine Grain Noble aus der Magnumflasche Philippe Darioli

Ananas Victoria mit Zestensorbet a l’Italienne

Gariguette-Erdbeeren, delikate Meringues mit Orangen und Melisse aromatisiert

Friandises

Ich finde es absolut verständlich, warum dieses Restaurant immer noch zu den besten der Welt gehört.

Nach dem Essen hatten wir während eines Küchenbesuchs erneut die Möglichkeit, mit Herrn Giovannini zu reden. Diesmal drehte sich unser Gespräch um das Hauptgericht, das sehr zarte Nüsschen vom Kalbsfilet. Wir vermuteten Sous Vide Zubereitung aber Herr Giovannini verneinte dies. Er benutzt diese Technik nicht, weil es dem Produkt die Frische nimmt. All die Portionen, die im Restaurant an einem Tag serviert werden, müssten lange vorher vorbereitet werden, da man Sous Vide nicht à point zubereiten kann. Dieser Koch hat mich mit seinen Ideen und Standpunkten sehr beeindruckt.

Wir haben das Restaurant um 13 Uhr betreten und um etwa 17:30 Uhr verlassen, während schon für den Abendservice eingedeckt wurde.