Abendessen
Besucht am 26.03.2019
Bewertung: Zwei Michelin Macarons
Eine Geschäftsreise nach Lyon stand an. In der Gegend von Lyon gibt es einige Möglichkeiten, gut zu essen. Viele denken jetzt vielleicht an Paul Bocuse. Ich habe mich allerdings bewusst dagegen entschieden und zwar aus folgenden Gründen: Mein Hotel und der Geschäftszweck fanden auf der Halbinsel zwischen Saône und Rhone statt. Ich war mit dem TGV angereist und hauptsächlich zu Fuss unterwegs. Das Restaurant Paul Bocuse befindet sich in einem Vorort von Lyon, Collonges, ist also nicht so einfach zu erreichen. Anhand von Bewertungen, die ich gelesen habe, zweifele ich ein bisschen, ob das Essen tatsächlich noch die Höchstbewertung im Michelin verdient hat. Es bleibt abzuwarten, wie der Michelin im 2020 bewertet. Das Preis-Leistungs-Verhältnis kann mit anderen Restaurants nicht mithalten. Eine Suppe kann hier soviel kosten wie ein komplettes Menu in einem anderen sehr guten Restaurant.
Deshalb habe ich an zwei aufeinanderfolgenden Tagen in zwei verschiedenen Restaurants in der Innenstadt von Lyon reserviert und zwar in denen, wo man auch als Einzelperson reservieren kann.
La Mère Brazier ist ein sehr traditionelles Haus. Die Maître am Anfang 1921, Eugénie Brazier, führte zwei Restaurants. Diese erhielten in der Michelin-Ausgabe 1933 beide 3 Macarons. Das Restaurant besteht also schon lange mit einigen Aufs und Ab, war auch Mal 10 Jahre geschlossen, wurde von einem neuen Patron wiedereröffnet und erhielt 2008 erneut zwei Macarons. Paul Bocuse war übrigens ein Schüler von Mme Brazier. Er begann mit 20 als Jungkoch in ihrem Restaurant.
Bei den Menus hat man eine à la carte Auswahl, ein moderneres Menu und ein klassisches Menu zu zwei oder drei Tellern. Ich war nicht so häufig in Frankreich essen. Hier wird anscheinend anders gezählt. Drei Teller bedeutet nach Deutscher Zählung fünf Gänge, da Käseauswahl vom Wagen und Dessert inklusive sind.
Ich entschied mich für das Menu Classique. Dieses Menü zeigt die Klassiker von Eugénie Brazier und der französischen Küche.
Beim Wein entschied ich mich für drei glasweise ausgeschenkte Weine. Das Menu bestand aus:

Leberpastete mit marinierten Kirschen

Amuse bouche von der Kichererbse

Artischocke und Foie Gras Nummer 12
Weinbegleitung; 2011 Côtes du Jura “Expression du Terroir”


Hechtbrot mit Hummer und Sauce Nantua, grüner Spargel, Morcheln
Weinbegleitung:2013 Saumur “Charpentrie” Collier
Hier wurde ich bei der Bestellung gefragt, ob ich auch mit Hummer einverstanden wäre, da die sonst servierten Langusten momentan nicht erhältlich wären. War ich.
Das Gericht ist eine Variation der Hechtklösse aus der Escoffier-Küche. Die Stars der Komposition waren trotz der anderen edlen Zutaten das Hechtbrot mit seiner Kruste auf beiden Seiten und die Sauce Nantua, die auf einer Krustentierbisque basiert. Das schwächste Glied auf dem Teller war tatsächlich der Hummer, den ich schon besser anderswo gegessen habe. Die Konsistenz war das Problem. Ich kann schon jetzt sagen, dass dies eines der besten Gerichte sein wird, die ich 2019 gegessen habe.

Gebratener Kalbsbries, Schwarzwurzeln und Knollenziest, Jus von altem Madeira, Trüffel, Röstzwiebeln Weinbegleitung: 2015 Saunier Chenin Blanc

Gereifte Käse vom Wagen

Pre-Dessert: Madeleine, Frischkäsecreme, Friandises


Kohl-Praline wie ein Paris-Brest
Fazit: Nicht leichte aber sehr wohlschmeckende klassische französische Küche – der Name des Menus hat nicht zu viel versprochen. Wenn ich die Chance habe, gehe ich hier wieder hin.